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Wohnungspolitik:
Förderung von Genossenschaften: 7 Cent

14. Juli 2022
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Ein Detail des frisch beschlos­se­nen Bun­des­haus­hal­tes spricht Bän­de. Sechs Mil­lio­nen Euro will die Ampel im Bund für die För­de­rung von genos­sen­schaft­li­chem Woh­nen aus­ge­ben. Das ent­spricht sie­ben Cent pro Bun­des­bür­ger. Zum Ver­gleich: für den sozia­len Woh­nungs­bau sieht der neue Bun­des­haus­halt umge­rech­net 35 Euro pro Ein­woh­ner vor. Selbst für das Bau­kin­der­geld lässt der Bund mehr sprin­gen: 12,20 Euro pro Ein­woh­ner umfasst die­ser För­der­topf. Eine Hal­tung, die für den Wed­ding und den Gesund­brun­nen hart ist, denn hier trifft die finan­zi­el­le Gering­schät­zung auf eine Unterversorgung.

Vergessener Genossenschaftsbau

Han­na Stein­mül­ler von den Grü­nen ist im Bezirk Mit­te direkt in den Bun­des­tag gewählt. Sie sagt: “Das ist ein guter, ers­ter Schritt, dem wei­te­re fol­gen müs­sen.” Mit die­sem Satz bezieht sie sich auf eine staat­li­che Hil­fe für den Kauf von Genos­sen­schafts­an­tei­len. Sechs Mil­lio­nen Euro ste­hen nach den Ver­hand­lun­gen zum neu­en Bun­des­haus­halt nun im Kapi­tel 66101–411. Das sind für das lau­fen­de Jahr 7,3 Cent für jeden der 82 Mil­lio­nen Bun­des­bür­ger. Das Geld soll aller­dings nicht dem Bau von Genos­sen­schafts­woh­nun­gen die­nen. Es soll hel­fen, dass sich jeder Bür­ger Genos­sen­schafts­an­tei­le leis­ten kann. Es geht um einen För­der­topf, aus dem die KfW einen Kre­dit an neue Woh­nungs­ge­nos­sen aus­gibt. KfW steht für Kre­dit­an­stalt für Wie­der­auf­bau; die Anstalt öffent­li­chen Rechts ist eine För­der­bank des Bun­des. Zum Ver­gleich: beim Sozia­len Woh­nungs­bau will die Bun­des­re­gie­rung etwa 2,9 Mil­li­ar­den Euro pro Jahr in die Hand neh­men (14,5 Mil­li­ar­den Euro bis zum Jahr 2026). Für das eige­ne Haus im Speck­gür­tel gibt es mit dem Bau­kin­der­geld rund eine Mil­li­ar­de Euro.

Für Han­na Stein­mül­ler ist die­ser Mini-Schritt bei den Genos­sen­schaf­ten den­noch ein Erfolg. Denn das zustän­di­ge Bau-Minis­te­ri­um habe ursprüng­lich nur eine Mil­li­on Euro bereit­stel­len wol­len, sagt sie. In den Haus­halts­ver­hand­lun­gen sei es den drei Ampel­par­tei­en gemein­sam gelun­gen, aus der einen Mil­li­on sechs zu machen. “Wir Grü­ne wer­den wei­ter­hin dar­auf ach­ten, dass für eine aus­kömm­li­che Finan­zie­rung des Pro­gramms auch in den Fol­ge­jah­ren wei­te­re Mit­tel bereit­ge­stellt wer­den”, sagt Han­na Steinmüller.

“Auch die SPD hat sich für eine höhe­re För­der­sum­me aus­ge­spro­chen”, sagt Robert Stüb­ner vom Wahl­kreis­bü­ro von Anni­ka Klo­se. Die 30-Jäh­ri­ge ist eben­falls für den Bezirk Mit­te Mit­glied des Deut­schen Bundestages.

Verteilung von Genossenschaftswohnungen im Wedding

Erbauverebein Moabit Genossenschaft

Beim Woh­nen in der siche­ren und dau­er­haft güns­ti­gen Genos­sen­schafts­woh­nung liegt der Wed­ding zurück. Denn durch­schnitt­lich sind in Ber­lin elf Pro­zent der Miet­woh­nun­gen im Besitz von Genos­sen­schaf­ten (Quel­le: https://wohnungsbaugenossenschaften-berlin.info). In den Orts­tei­len Wed­ding und Gesund­brun­nen wird die­ser Wert ledig­lich in der öst­li­chen Hälf­te des Brun­nen­vier­tels erreicht und über­trof­fen. Zwi­schen der Brun­nen­stra­ße und dem Park auf dem Nord­bahn­hof ist fast jede vier­te Woh­nung genos­sen­schaft­lich (23 Pro­zent). Mit jeweils zehn Pro­zent Anteil kom­men die Stadt­tei­le Gesund­brun­nen (west­lich der Bad­stra­ße) und Leo­pold­plat­z/Os­ram­hö­fe-Kiez zumin­dest dicht an den Ber­li­ner Durch­schnitt her­an. Unter­ver­sorgt ist der belieb­te Brüs­se­ler Kiez mit – man muss es so sagen – skan­da­lö­sen 0,1 Pro­zent. Mit 2 Pro­zent ist der Wert auch im Afri­ka­ni­schen Vier­tel pein­lich nied­rig. In den ande­ren Quar­tie­ren schwankt der Wert um 5 Pro­zent. (Quel­le der Pro­zent­an­ga­ben: LPG-Stu­die zum Milieu­schutz 2019).

Wo Wohnungsgenossenschaften im Wedding Bestände haben

PA58
Foto: And­rei Schnell

Zu den grö­ße­ren Genos­sen­schaf­ten im Wedding/Gesundbrunnen zählt die bbg Ber­li­ner Bau­ge­nos­sen­schaft eG mit Woh­nun­gen im Gesund­brun­nen und im Brun­nen­vier­tel. Die bbg hat ber­lin­weit 10.000 Mitglieder.

Über den Wed­ding ver­teilt in der Togo­stra­ße, Watt­stra­ße, Spren­gelstra­ße und Gen­ter Stra­ße besitzt die EVM Ber­lin eG Wohnungen.

Der Vater­län­di­sche Bau­ver­ein ver­fügt über zahl­rei­che Woh­nun­gen im Brunnenviertel.

Echt-Wed­din­ger Genos­sen­schaft ist die PA58, die in den 1970er Jah­ren einen Hof in der Prin­zen­al­lee 58 haus­be­setz­te und das Pro­jekt spä­ter als Genos­sen­schaft legalisierte.

Rela­tiv neu im Gebiet des ehe­ma­li­gen Bezirks Wed­ding ist der Beam­ten-Woh­nungs-Ver­ein zu Ber­lin eG. Er hat vor weni­gen Jah­ren gro­ße Tei­le der Ernst-Reu­ter-Sied­lung im Brun­nen­vier­tel über­nom­men. Die Genos­sen­schaft ist mit 20.000 Mit­glie­dernn die größ­te in Berlin.

Die Ber­li­ner Bau- und Woh­nungs­ge­nos­sen­schaft von 1892 eG hat ver­streut klei­ne­re Inseln im Häu­ser­meer rund um den Net­tel­beck­platz, am Nord­ufer, in der Schwy­zer Stra­ße, in der Euler­stra­ße und in der Schil­ler­park-Sied­lung. Die 1892 ist mit 15.000 Mit­lie­dern die zweit­größ­te Genos­sen­schaft in Berlin.

Über den Vor­kauf in den Wed­ding gekom­men ist die DPF eG. Sie hat ein Haus in der Müllerstraße/Kameruner Stra­ße vor einem Inves­tor bewahrt.

Die Woh­nungs­ge­nos­sen­schaft Trep­tower Park eG besitzt weni­ge Häu­ser in der Turi­ner Stra­ße und Ams­ter­da­mer Straße.

Die Gemein­nüt­zi­ge Bau­ge­nos­sen­schaft Ste­glitz eG ver­mie­tet Woh­nun­gen in der Anton­stra­ße, Ruhe­platz­stra­ße und Gerichtsstraße.

Die Woh­nungs­bau-Ver­ein Neu­kölln eG hat eini­ge weni­ge Woh­nun­gen in der Gui­ne­a­stra­ße und Kame­ru­ner Straße.

Über eine klei­ne Wohn­an­la­ge in der Kle­ver Stra­ße ver­fügt die Mär­ki­sche Bau­ge­nos­sen­schaft eG.

Drei Häu­ser in der Trans­vaal­stra­ße hat die GeWo­Süd – Genos­sen­schaft­li­ches Woh­nen Ber­lin-Süd eG im Bestand.

Eben­falls neu im Wed­ding mit nur einem Haus (dafür einem beson­de­ren) ist seit 2018 Woh­nungs­bau­ge­nos­sen­schaft Am Ost­see­platz. Sie ver­mie­tet das Holz­haus in der Lynarstraße.

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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