Am Freitag, den 25. Oktober wird ab 17:30 Uhr der umgebaute Leopoldplatz feierlich eingeweiht. Aus Sicht der beteiligten Institutionen ist die Neugestaltung ein Musterbeispiel für eine gelungene Bürgerbeteiligung. Nicht nur, dass die Wünsche der Beteiligten konkret umgesetzt wurden sei ein Erfolg, sondern auch die Entschärfung der unbestreitbar vorhandenen sozialen Probleme auf dem Platz. Zeit, sich einmal die ganze Geschichte des Platzes anzuschauen.
1835 stand auf dem Gebiet des heutigen Leopoldplatz nur die alte Nazarethkirche. Erst Jahrzehnte später wurde um die von Schinkel entworfene schlichte Backsteinkirche herum ein drei Straßenblöcke aussparender Platz angelegt, der bald von Mietskasernen umbaut war.
Leopold ist ein althochdeutscher Name und bedeutet so viel wie “Der Tapfere aus dem Volk”. Nach einem Volkshelden wurde der Platz 1891 jedoch nicht benannt. Vielmehr bezieht sich der Name auf den Erfinder des Gleichschritts, Leopold I., Fürst von Anhalt- Dessau, auch “der alte Dessauer” genannt. Ohnehin gibt es in der Umgebung des “Leo” zahlreiche Straßennamen, die an Schlachten oder (fragwürdige) Personen der Militärgeschichte erinnern. Und dass dieser einstmals geschlossene Stadtplatz einmal das Zentrum des Wedding sein würde, war im Hobrechtschen Bebauungsplan von 1862 nicht vorgesehen.
In der Nachkriegszeit wurden die Müller‑, die Luxemburger und die Schulstraße autogerecht ausgebaut. Zudem avancierte der südwestliche Platzteil durch die Eröffnung des unterirdischen Kreuzungsbahnhofs “Leopoldplatz” (1961) zum wichtigen Schnittpunkt zweier U‑Bahnlinien. Die zentrale Funktion dieses Platzes wurde durch die Ansiedlung eines Karstadt-Warenhauses 1978 noch verstärkt. Planer legten 1985 im Rahmen eines aufwändigen Umgestaltungsprozesses noch einmal Hand an und platzierten ein rundes Granitbecken mit Springbrunnen vor dem denkmalgeschützten Schinkel-Kirchenbau.
Der jüngste Umbau
Der aktuelle Umgestaltungsprozess wurde erst angestoßen, als im Rahmen des städtebaulichen Programms “Aktive Zentren” Fördermittel zur Verfügung standen. Es war klar, dass diesmal auch die vielen Nutzungskonflikte auf dem Leopoldplatz entschärft werden mussten. Aus Sicht der Planer ist nun am Ende des Prozesses festzustellen: durch konkretes gemeinsames Handeln hat sich ein starkes Netzwerk von Menschen gebildet, das heute bereit ist, Verantwortung für Andere und den Stadtraum zu übernehmen. Als bedeutender Konsens bildet sich heraus, dass der Leopoldplatz “ein Platz für alle” sein muss. Seit Anfang 2011 wurde unter Beteiligung vieler Akteure schrittweise die Verbesserung der Platzanlage geplant und gebaut. Gleich zu Beginn des Prozesses wurde durch eine Initiative der Platznutzer und Anrainer der “Runde Tisch Leopoldplatz” ins Leben gerufen. Durch dieses Vorgehen ist es beispielsweise gelungen, einen eigenen Aufenthaltsbereich für Trinker hinter der Alten Nazarethkirche zu schaffen.
Gestalterisch ein Minimalkompromiss
Die anwesenden Politiker (Senator, Bezirksbürgermeister, Bezirksstadtrat) werden sich daher bei der Eröffnungsveranstaltung auf die eigene Schulter klopfen, doch festzustellen bleibt: diesmal haben die Bürgerinnen und Bürger die wichtigste Arbeit gemacht. Dabei standen, wie es auf dem Platz vordringlich erschien, die sozialen Fragen im Vordergrund. Gestalterisch ist das Ergebnis jedoch sehr fragwürdig: wurde 1985 noch in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz eine Umgestaltung vorgenommen, die die Schinkelkirche und einen historischen Kontext bedacht hat, ist nun ein Minimalkompromiss herausgekommen, der niemandem weh tut.
Wie der dreigeteilte Platz gestaltet wurde, hat im Laufe der letzten Monate erstaunlich wenig Diskussionen ausgelöst. So wurde der repräsentative vordere Platz vor der Alten Nazarethkirche als Ort für Veranstaltungen und Märkte definiert – obwohl sich viele eine Wiederherstellung der ursprünglichen Parkanlage vor der Schinkelkirche gewünscht hätten. Im mittleren Teil gibt es hingegen Raum für Familien mit einem Spielplatz und einer Liegewiese. Der hintere Platz bleibt als wohnungsnaher Erholungsbereich erhalten.
Die beteiligten Bürger haben sich um historische Zusammenhänge wohl kaum geschert, der Denkmalschutz wurde nicht weiter beachtet. So kommt es beispielsweise, dass der Burgspielplatz “Prinz Leopold” genannt werden konnte. Worauf sich der verspielte Name bezieht, spielte keine Rolle, schon gar nicht die Tatsache, dass es sich beim Namensgeber Leopold um einen ausgesprochenen Militaristen handelte. Ebenso losgelöst vom historischen Kontext muss man auch die Entfernung des häufig zugemüllten, dennoch zur Schinkelkirche passenden Springbrunnenbeckens sehen: das modische Fontänenfeld, wie es jetzt angelegt wurde, ist schneller gereinigt. Erfahrungen anderer Städte zeigen jedoch, dass eine solche Anlage auf lange Sicht kostenanfälliger sein kann.
Einen Bezug der Platzgestaltung zum Umfeld des “Roten Wedding” oder eine Erklärungstafel der “blutrünstigen” Straßennamen in der Umgebung wird der Besucher des neuen Leopoldplatzes also vergeblich suchen. Es fehlen sogar Straßenschilder mit der Aufschrift “Leopoldplatz” – nur der U‑Bahneingang zeigt, wie dieser wichtige Platz heißt. Auf der Positivseite hingegen ist zu verbuchen, dass der zentrale Ort des Wedding kulturell wiederbelebt wurde, sei es durch die “Fête de la Musique” oder den Weihnachtsmarkt.
Jetzt darf gefeiert werden
Die Feier selbst dürfte der Bedeutung des Leopoldplatzes angemessen sein. Beginn der feierlichen Eröffnung ist um 17.30 Uhr. Am Kulturprogramm aus Musik, Theater, Tanz und Licht beteiligen sich zahlreiche Künstler wie die Theatergruppe “Unter Druck”, die Musiker Eva Agnes Schoppe und Tim Karweick sowie die Band “Beatsafari”.
Die Finanzierung der Baumaßnahme in Höhe von ca. 1,8 Mio. € erfolgte aus Städtebaufördermitteln des Bund-Länder-Programms Aktive Zentren. Die Einweihungsfeier wird durch das Kulturnetzwerk Wedding i.G., das Bezirksamt Mitte und zahlreiche Akteure organisiert. Die Begleitausstellung „Kooperativ handeln – Privates Engagement aktivieren und bündeln!“ ist vom 25. Oktober bis ca. Ende November in der Alten Nazarethkirche zu besichtigen.
Freitag, 25. Oktober
ab 17.30 Uhr
mit Kulturprogramm mit Theater, Musik und Licht
[…] dem Umbau 2013 ist das 1985 errichtete, immer irgendwie leicht vermüllte, Springbrunnenbecken verschwunden. […]
[…] Link: Unser Porträt des umgebauten Leopoldplatzes […]
[…] das Gespräch, viele Mitmachangebote für Jung und Alt fördern die Kommunikation im Stadtteil. Der neu gestaltete Vorplatz vor der denkmalgeschützten Schinkelkirche wird sich hier erstmals als Standort für einen […]
[…] der SPD und Sprecherin der Fraktion für „Soziale Stadt“, und fügt hinzu: „Der Leopoldplatz wurde und wird intensiv umgestaltet, um seiner Rolle als zentraler Ort von Wedding besser gerecht […]
Lieber unbekannter Verfasser,
wo bist Du gewesen als der runde Tisch monatlich sich zusammengesetzt hat?
“Die beteiligten Bürger haben sich um historische Zusammenhänge kaum geschert, der Denkmalschutz wurde nicht weiter thematisiert.”