Wir feiern 10.000 Mitglieder in der Facebook-Gruppe “Weddingweiser Pinnwand”
„Seit ich vor vier Jahren in den Wedding gezogen bin, habe ich immer wieder die Pinnwand genutzt. Ich finde die Idee der gegenseitigen Hilfe toll, das hat mich dem Kiez gegenüber geöffnet“, sagt Carla Weigt. Nicht nur die Angebote zum Verkauf, zum Tauschen und zum Verschenken helfen den Mitgliedern, bei ihr habe es ganz konkret dazu beigetragen, im Wedding anzukommen. Für die gebürtige Luckenwalderin sind es aber nicht nur die Angebote, die die Pinnwand reizvoll machen: „Ich finde gut, wenn man eine Frage stellt, und es immer jemanden gibt, der auskunftsfreudig ist“, betont Carla. Auch die praktische Lebenshilfe macht die Lektüre spannend, wie beispielsweise die Antwort auf die Frage: Was tun, wenn die Nachbarn zu laut sind?
Laut Wikipedia werden Pinnwände verwendet, um Termine oder sonstige Informationen bekanntzugeben, oder um Ideen oder Aufgaben festzuhalten und zu ordnen. An einer öffentlichen Pinnwand werden Angebote gemacht und gefunden. Mit der Weddingweiser Pinnwand ist in der Form einer öffentlichen Facebook-Gruppe ein schwarzes Brett entstanden, das inzwischen 10.000 Nutzerinnen und Nutzer hat.
„Gefühlt ist die Qualität der Beiträge höher als in anderen Gruppen“, sagt Andaras, der sich mit dieser Art von Forum gut auskennt. Dass unter den Beiträgen oft auch die Postleitzahl steht, macht den Nutzen aus Andaras’ Sicht noch lokaler und praktischer. „Ich finde es gut, dass fast immer jemand schnell helfen kann und manchmal auch angeregte Diskussionen entstehen”, weiß Andaras, der auch Teil der Weddingweiser-Redaktion ist. Aber nicht nur der praktische Nutzen macht die Pinnwand lesenswert, sondern auch manch skurriler Eintrag oder humorvolle Kommentar eines Weddinger Zeitgenossen.
Andreas, der ebenfalls Autor beim Weddingweiser ist, schätzt vor allem den investigativen Charakter der Pinnwand, wenn jemand ein brandaktuelles Ereignis aus dem Kiez meldet, was schnell zu angeregten Diskussionen führt. „Aber die Gruppe ist auch authentisch, weil die Beiträge immer einen echten Wedding-Style haben“, so beschreibt Andreas den Charakter der Pinnwand. Manchmal ist es auch einfach nur schnelle und unkomplizierte Nachbarschaftshilfe auf dem kurzen Weddinger Dienstweg.
David ist eine Katze zugelaufen. Kaum postete er dies in der Pinnwand, erhielt er eine Nachricht mit der Adresse des Katzenhalters. Nur ein paar Stunden später war der Haustiger wieder bei seiner Familie. Und auch oft wiederkehrende Fragen wie “EC-Karte bzw. Schlüssel gefunden” oder “welcher Arzt ist am Besten?” sind meist innerhalb von Minuten beantwortet. Die Community regelt das meist von selbst, entlarvt und meldet selbst – wie in einer funktionierenden Nachbarschaft eben. Wir haben, weil viele Facebook-User die Suchfunktion nicht finden, auf dem Blog eine Best-Of-Seite der“Schwarmintelligenz” angelegt.
Doch wer auf der Pinnwand postet, der ist vor Gegenwind nicht geschützt. Der ansonsten freundliche und hilfsbereite Umgangston kann nämlich schnell eskalieren: besonders bei Themen rund um Gentrifizierung, Müll oder auch Hundeleinenpflicht wird es meist, nun ja, rau und ehrlich… Facebook-Gruppe ja, aber eben auch Wedding 😉
Ein paar Zahlen:
3 Admins, 10.000 Mitglieder, ca. 53 % Frauen. Aktuell 239 Accounts auf der Block-Liste
Was wie ein Selbstläufer aussieht, der weitesgehend von fair diskutierenden Mitgliedern und unkommerziellen Anbietern befüllt wird, ist in Wirklichkeit ganz schön arbeitsintensiv. „Ich verbringe jeden Tag durchschnittlich eine Stunde mit der Pinnwand“, erzählt Samuel Orsenne, der 2014 die hyper-lokale Facebook-Gruppe gegründet hatte und seitdem Administrator der Gruppe ist. Zu seinen Aufgaben gehört es, neue Mitglieder zu prüfen und zu genehmigen, die Beiträge zu sichten und von Spam oder schlechtem Umgangston zu bereinigen. „Ich freue mich besonders, weil es nun eine echte Community geworden ist“, so der IT-Fachmann. Was wichtig ist: alle Beiträge sollen einen Bezug zum Wedding haben, damit der Charakter eines lokalen Serviceportals erhalten bleibt: „Was nichts mit unserem Stadtteil zu tun hat, fliegt raus!“
Jetzt begrüßt die Weddingweiser Pinnwand das zehntausendste Mitglied. In weniger als vier Jahren ist die Community fast ein kleines Abbild des bunten Wedding geworden, in der sich auch die Lebendigkeit des Stadtteils spiegelt. „Um diese ehrenamtliche Arbeit fortzuführen, möchten wir auch eine solide Grundlage“, sagt Samuel Orsenne. „Schon mit zwei Euro im Monat kann man uns unbürokratisch unterstützen und dazu beitragen, dass der Wedding auch in Zukunft ein qualitativ hochwertiges Portal behalten kann.“
Hier geht es zu den Unterstützer-Abos. Oder ihr könnt uns über PayPal etwas zukommen lassen. Wenn ihr uns mit einer Einmalzahlung unterstützen wollt, schreibt bitte eine Mail an [email protected] für weitere Details.
Eins steht aber jetzt schon fest: Von der vielbeschworenen “Anonymität in der Großstadt” kann bei der Weddingweiser Pinnwand jedenfalls keine Rede sein!
Die Idee, Menschen in einem Stadtteil über soziale Medien miteinander zu verbinden, um Hilfe anzubieten, Fragen zu beantworten und Informationen auszutauschen, ist großartig. Die Pinwand zeigt, wie Technologie genutzt werden kann, um lokale Vernetzung und Zusammenarbeit zu fördern. Ob es darum geht, Gegenstände zu verschenken, praktische Tipps zu teilen oder sich über aktuelle Ereignisse im Stadtteil auszutauschen, die Vielfalt der Beiträge macht die Pinnwand zu einem interessanten und unterhaltsamen Ort.
Einerseits ganz herzlichen Glückwunsch zur 10.000!!
Andererseits der kleine kritische Hinweis, dass die Pinnwand natürlich nur für Menschen zugänglich ist, die bei facebook angemeldet sind. Und wer diese “Datenkrake” meiden möchte, ist leider außen vor. Schade.