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Zwischen Gleisen und Hochhäusern:
Ein Spaziergang auf dem Döberitzer Grünzug

3. Mai 2025
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Ein Spa­zier­gang führt uns heu­te her­aus aus dem Wed­ding, nach Moa­bit. Es beginnt ganz unschein­bar an der Lehr­ter Stra­ße 26/Kla­ra-Fran­ke-Stra­ße: ein brei­ter, hel­ler Weg schlän­gelt sich neben der Bahn­tras­se ent­lang. Fri­scher Asphalt, jun­ge Bäu­me, ein paar Sträu­cher – noch wirkt alles ein biss­chen neu und auf­ge­räumt. Aber sobald man ein paar Schrit­te gemacht hat, ent­fal­tet der Döbe­rit­zer Grün­zug sei­ne ganz eige­ne Stimmung.

Links, hin­ter einem nied­ri­gen Zaun, fah­ren die Züge. Mal don­nert ein Regio­nal­ex­press vor­bei, mal glei­tet ein ICE fast geräusch­los Rich­tung Haupt­bahn­hof. Das gleich­mä­ßi­ge Rat­tern auf den Glei­sen beglei­tet den Weg wie eine Hin­ter­grund­me­lo­die. Rechts rei­hen sich die neu­en Wohn­häu­ser der Lehr­ter Stra­ße anein­an­der, bunt und kan­tig, fast wie Bau­klöt­ze anein­an­der­ge­stellt. Dazwi­schen blit­zen immer wie­der klei­ne grü­ne Inseln auf: jun­ge Bäu­me in Pflanz­rin­gen, frisch gesetz­te Sträu­cher, ers­te zar­te Blüten.

Der Weg macht eine leich­te Kur­ve, und plötz­lich ist das Pan­ora­ma per­fekt: die Glas­fas­sa­de des Haupt­bahn­hofs taucht am Hori­zont auf, flan­kiert von den mar­kan­ten Büro­tür­men. Krä­ne dre­hen sich trä­ge in der Früh­lings­son­ne, neue Häu­ser wach­sen in den Him­mel. Hier wird sicht­bar, wie sehr sich die­ses Vier­tel noch im Wan­del befindet.

Auf den Sitz­bän­ken am Weges­rand sit­zen Men­schen in der Son­ne, lesen, tele­fo­nie­ren oder beob­ach­ten ein­fach das Kom­men und Gehen. Kin­der sau­sen auf klei­nen Fahr­rä­dern vor­bei, ein Jog­ger über­holt in gemäch­li­chem Tem­po. Trotz der Nähe zu den Glei­sen herrscht eine fast über­ra­schen­de Ruhe.

Kurz vor dem Haupt­bahn­hof öff­net sich der Grün­zug noch ein­mal: brei­te­re Wege, mehr Bäu­me, mehr Him­mel. Hier sind noch Bau­zäu­ne, hier wird noch eine Wei­le gear­bei­tet, bis die neue S‑Bahn-Linie fer­tig ist. 

Nach etwa einem Kilo­me­ter endet der Spa­zier­gang an der Min­na-Cau­er-Stra­ße, vor dem Geschichts­park Zel­len­ge­fäng­nis. Wer will, kann gleich wei­ter: in die Stadt hin­ein, in den Haupt­bahn­hof, oder ein­fach zurück, die­sel­be Stre­cke noch ein­mal in ande­rem Licht.

Der Döbe­rit­zer Grün­zug – ein kur­zer, aber abwechs­lungs­rei­cher Weg durch ein neu­es Stück Ber­lin, wo Stadt­na­tur, Züge und moder­ne Archi­tek­tur aufeinandertreffen. 

Döberitzer Grünzug

  • Bau­zeit: Bau­be­ginn im Mai 2023​; Eröff­nung des 1. Bau­ab­schnitts (Nord-Süd-Grün­ver­bin­dung, 2,6 ha) im Dezem­ber 2024​; geplan­te Gesamt­fer­tig­stel­lung bis 2027.
  • Bau­kos­ten: ca. 5,8 Mil­lio­nen Euro
  • Wei­te­re Pla­nun­gen: Ein Spiel­platz (Teil des 1. Bau­ab­schnitts) wird bis Ende 2026 fer­tig­ge­stellt. Der 2. Bau­ab­schnitt beginnt nach Fer­tig­stel­lung der neu­en S‑Bahn-Linie S21​ (Rest­flä­che bis ca. 1,5 ha; Gesamt­pro­jekt als Aus­gleichs­maß­nah­me für B 96)​ Quel­le: gruen-berlin.de

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

2 Comments Schreibe einen Kommentar

  1. Hal­lo, guten Mor­gen, so eine Über­ra­schung!, hab eigent­lich zu tun, und trotz­dem bin ich auf einem kur­zes Stück Wed­ding dabei, zu Fuß (wer ist das noch?), wo schon die Kin­der auf Räd­chen vor­bei has­ten? ent­lang einem Stück­chen Grün – sonst als unnö­ti­ger Schmuck, als Ent­schul­di­gung für meist gepflas­ter­te Geh­we­ge durch die Groß­städ­te Paris und Lon­don z. B. wahr­ge­nom­men, hier ent­lang dem Bahn­hof zu, sonst schmuck­lo­se Hoch­häu­ser von Tra­ban­ten­städ­te im Blick: Hier unver­se­hens ist man durch beschrei­ben­de, ja berüh­ren­de Adjek­ti­ve ein­fach in einem Teil des Wed­ding dabei. Ver­ben machen mir’s leben­di­ger, lust­voll ein­mal hin, ein­mal zurück – zuhau­se am PC sitzend.

  2. Ich muss sagen, ich bin echt ange­tan von die­sem Grün­zug. Gebt dem Grün­zeug noch ein, zwei Jah­re, dann wird dort alles noch schö­ner sein, vor­aus­ge­setzt die Pfle­ge wird auch ent­spre­chend inten­siv sein.
    Ein schat­ti­ges Plätz­chen und dabei den Zügen hin­ter­zu­schau­en, dar­in kann ich mich durch­aus ver­lie­ren. Mit der geplan­ten Brü­cke wird der Grün­zug dann sicher­lich auch von der Euro­pa-City aus gut ange­nom­men werden.
    Für die nicht ganz ein­fa­che städ­ti­sche Lage, ist das mei­ner Mei­nung nach schon jetzt ein inter­es­san­ter, tol­ler Grün­zug in dem noch viel Poten­ti­al steckt.

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