Ein Spaziergang führt uns heute heraus aus dem Wedding, nach Moabit. Es beginnt ganz unscheinbar an der Lehrter Straße 26/Klara-Franke-Straße: ein breiter, heller Weg schlängelt sich neben der Bahntrasse entlang. Frischer Asphalt, junge Bäume, ein paar Sträucher – noch wirkt alles ein bisschen neu und aufgeräumt. Aber sobald man ein paar Schritte gemacht hat, entfaltet der Döberitzer Grünzug seine ganz eigene Stimmung.

Links, hinter einem niedrigen Zaun, fahren die Züge. Mal donnert ein Regionalexpress vorbei, mal gleitet ein ICE fast geräuschlos Richtung Hauptbahnhof. Das gleichmäßige Rattern auf den Gleisen begleitet den Weg wie eine Hintergrundmelodie. Rechts reihen sich die neuen Wohnhäuser der Lehrter Straße aneinander, bunt und kantig, fast wie Bauklötze aneinandergestellt. Dazwischen blitzen immer wieder kleine grüne Inseln auf: junge Bäume in Pflanzringen, frisch gesetzte Sträucher, erste zarte Blüten.


Der Weg macht eine leichte Kurve, und plötzlich ist das Panorama perfekt: die Glasfassade des Hauptbahnhofs taucht am Horizont auf, flankiert von den markanten Bürotürmen. Kräne drehen sich träge in der Frühlingssonne, neue Häuser wachsen in den Himmel. Hier wird sichtbar, wie sehr sich dieses Viertel noch im Wandel befindet.


Auf den Sitzbänken am Wegesrand sitzen Menschen in der Sonne, lesen, telefonieren oder beobachten einfach das Kommen und Gehen. Kinder sausen auf kleinen Fahrrädern vorbei, ein Jogger überholt in gemächlichem Tempo. Trotz der Nähe zu den Gleisen herrscht eine fast überraschende Ruhe.
Kurz vor dem Hauptbahnhof öffnet sich der Grünzug noch einmal: breitere Wege, mehr Bäume, mehr Himmel. Hier sind noch Bauzäune, hier wird noch eine Weile gearbeitet, bis die neue S‑Bahn-Linie fertig ist.
Nach etwa einem Kilometer endet der Spaziergang an der Minna-Cauer-Straße, vor dem Geschichtspark Zellengefängnis. Wer will, kann gleich weiter: in die Stadt hinein, in den Hauptbahnhof, oder einfach zurück, dieselbe Strecke noch einmal in anderem Licht.

Der Döberitzer Grünzug – ein kurzer, aber abwechslungsreicher Weg durch ein neues Stück Berlin, wo Stadtnatur, Züge und moderne Architektur aufeinandertreffen.
Döberitzer Grünzug
- Bauzeit: Baubeginn im Mai 2023; Eröffnung des 1. Bauabschnitts (Nord-Süd-Grünverbindung, 2,6 ha) im Dezember 2024; geplante Gesamtfertigstellung bis 2027.
- Baukosten: ca. 5,8 Millionen Euro
- Weitere Planungen: Ein Spielplatz (Teil des 1. Bauabschnitts) wird bis Ende 2026 fertiggestellt. Der 2. Bauabschnitt beginnt nach Fertigstellung der neuen S‑Bahn-Linie S21 (Restfläche bis ca. 1,5 ha; Gesamtprojekt als Ausgleichsmaßnahme für B 96) Quelle: gruen-berlin.de
Hallo, guten Morgen, so eine Überraschung!, hab eigentlich zu tun, und trotzdem bin ich auf einem kurzes Stück Wedding dabei, zu Fuß (wer ist das noch?), wo schon die Kinder auf Rädchen vorbei hasten? entlang einem Stückchen Grün – sonst als unnötiger Schmuck, als Entschuldigung für meist gepflasterte Gehwege durch die Großstädte Paris und London z. B. wahrgenommen, hier entlang dem Bahnhof zu, sonst schmucklose Hochhäuser von Trabantenstädte im Blick: Hier unversehens ist man durch beschreibende, ja berührende Adjektive einfach in einem Teil des Wedding dabei. Verben machen mir’s lebendiger, lustvoll einmal hin, einmal zurück – zuhause am PC sitzend.
Ich muss sagen, ich bin echt angetan von diesem Grünzug. Gebt dem Grünzeug noch ein, zwei Jahre, dann wird dort alles noch schöner sein, vorausgesetzt die Pflege wird auch entsprechend intensiv sein.
Ein schattiges Plätzchen und dabei den Zügen hinterzuschauen, darin kann ich mich durchaus verlieren. Mit der geplanten Brücke wird der Grünzug dann sicherlich auch von der Europa-City aus gut angenommen werden.
Für die nicht ganz einfache städtische Lage, ist das meiner Meinung nach schon jetzt ein interessanter, toller Grünzug in dem noch viel Potential steckt.