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Biotop am Strandbad eröffnet:
Ein Metamorphosium am Plötzensee

21. September 2022

Bei einem Rund­gang zum Sai­son­start im Strand­bad Plöt­zen­see was es nur eine Idee, eine Neben­be­mer­kung in einem Gespräch über Ticket­prei­se und Bade­be­trieb. Am Wochen­en­de ist das Meta­mor­pho­si­um auf den Gelän­de am Nord­ufer 26 nun bereits eröff­net wor­den. Am 17. und 18. Sep­tem­ber gab es Füh­run­gen. In dem neu ent­stan­de­nen Bio­top kön­nen klei­ne und gro­ße Besucher:innen die Viel­falt der Arten entdecken.

Zum Heckenweg, zur Raupenklappe, zum Tal der Falter: Wegweiser im Metamorphosium. Foto: Hensel
Zum Hecken­weg, zur Rau­pen­klap­pe, zum Tal der Fal­ter: Weg­wei­ser im Meta­mor­pho­si­um. Foto: Hensel

Arten gibt es vie­le im Meta­mor­pho­si­um, Oli­vi­er Putz­bach nann­te bei der Füh­rung am Sams­tag (17.9.) vie­le Namen, die hier bereits hei­misch sind. Klei­ner Feu­er­fal­ter, Admi­ral, blau­flüg­li­ge Ödland­schre­cke, gro­ße Pech­li­bel­le, Wie­sen­gras­hü­fer, Holz­wes­pe, Zaun­ei­dech­se, sogar ein Eis­vo­gel schau­te schon vor­bei. „Wir wol­len mit dem Meta­mor­pho­si­um die Arten­viel­falt vor der eige­nen Hautür sicht­bar machen“, sagt Oli­vi­er Putz­bach. „Denn man kann nur schüt­zen, was man auch kennt“, ergänzt er. Auf einem Wie­sen­stück unweit des Strands hat er mit einem Team von Eto­mo­lo­gen, Bio­lo­gen, Bota­ni­kern und Arten­schüt­zern in den ver­gan­ge­nen sechs Mona­ten den Lebens­raum kar­tiert und so ver­bes­sert, dass sich immer mehr Arten ansiedeln.

Blick auf das Metamorphosium auf dem Gelände des Strandbads Plötzensee. Foto: Hensel
Blick auf das Meta­mor­pho­si­um auf dem Gelän­de des Strand­bads Plöt­zen­see. Foto: Hensel

Strukturreichtum für mehr Artenvielfalt

Mit Holz, Sand, Was­ser und Stei­nen hat das Team eine struk­tur­rei­chen Bereich im Strand­bad geschaf­fen. Es gibt zum Bei­spiel einen Hecken­weg mit Obst­bäu­men wie Apfel, Bir­ne, Schle­he und Bir­ne. An den Men­schen denkt das Team bei der Pflan­zung aller­dings nicht. „Das ist ein Nasch­gar­ten für Rau­pen“, sagt Oli­vi­er Putz­bach. Auch im klei­nen Gewächs­haus, das er lie­be­voll „Rau­pen­klap­pe“ nennt, wach­sen die Pflan­zen nicht zum Ern­ten. Oli­vi­er zeigt ein paar Rau­pen und sagt: „Wenn alles gut geht und die im Früh­jahr auf­wa­chen, fres­sen die den gan­zen Baum ab“. Anders als im regu­lä­ren Gar­ten ist das kei­ne Nega­tiv­vor­stel­lung für ihn, son­dern gewollt. Alles im Meta­mor­pho­si­um dient der Erhö­hung der Arten­viel­falt. „Klar darf ein Mensch auch mal in einen der Äpfel bei­ßen – aber bit­te dann den Rest auf den Boden wer­fen! Dann haben auch die Tie­re etwas davon“, erklärt Oli­vi­er sei­ne für eini­ge Teilnehmer:innen in die­ser Radi­ka­li­tät sicher­lich unge­wohn­te Art, die Din­ge zu betrachten.

Olivier Putzbach bei einer Führung zur Eröffnung am 17. September 2022. Foto: Hensel
Oli­vi­er Putz­bach bei einer Füh­rung zur Eröff­nung am 17. Sep­tem­ber 2022. Foto: Hensel

Zu Gast bei Falter, schrecke und Eidechse

Ganz nor­ma­le Groß­stadt­men­schen brau­chen auch erst­mal einen Moment, um all die klei­nen Wun­der zu sehen, auf die Oli­vi­er Putz­bach zeigt. Aber ja, der hat recht: auf der Heu­schre­cken­wie­se tum­meln sich unzäh­li­ge ver­schie­de­ne Schre­cken, es hüft und springt über­all. Im Tal der Fal­ter war es am Sams­tag eher ruhig, weil die Son­ne sich schon dem Unter­gang zuneig­te. Scheint die Son­ne, so wur­de bei der Füh­rung ver­sich­tert, flat­tern sie durch die Gegend. Klei­ne Schil­der ste­cken genau dort in der Erde, wo eine bestimmt Art ent­deckt wur­de, auch Fal­ter sind dabei. Die Kin­der in der Run­de haben weni­ger Pro­ble­me, die klei­nen Leben­we­sen zu fin­den. Immer wie­der brin­gen sie stolz eine Schre­cke zur Bestim­mung vorbei.

Nicht alles am Meta­mor­pho­si­um ist bereits fer­tig. Eine Feucht­wie­se ist gera­de im Ent­ste­hen, der Bereich für die Rep­ti­li­en aus Holz, Sand, und Stei­nen ist auch noch nicht ganz fer­tig. Dafür ist der fla­che Teich bereits voll­endet. Hier tum­meln sich eben­falls bereits vie­le tie­ri­sche Besucher.

Hier steht ein Schild, weil die beiden abgebildeten Arten hier gesichtet wurden: der C-Falter und der Hauhechel-Bläuling. Foto: Hensel
Hier steht ein Schild, weil die bei­den abge­bil­de­ten Arten hier gesich­tet wur­den: der C‑Falter (oben) und der Hau­he­chel-Bläu­ling. Foto: Hensel

Ein Plädoyer für mehr Biodiversität

Mit dem Meta­mor­pho­si­um will das Team einen neu­en Ansatz ver­mit­teln, mit der Natur umzu­ge­hen. Ordent­li­che Klein­gär­ten mit kurz gemäh­tem Rasen und preu­ßisch beschnit­te­nen Hecken sind Oli­vi­er Putz­bach eben­so ein Graus wie die gän­gi­ge Pra­xis in öffent­li­chen Grün­flä­chen, alles zu stut­zen und klein zu hal­ten. „Was die Arten­viel­falt angeht, ist es eigent­lich schon fünf nach zwölf. Es muss drin­gend etwas getan wer­den und wir wol­len zei­gen, wie das geht“, hält er ein Plä­doy­er für mehr Biodiversität.

Strandbadbesucher:innen kön­nen sich das Bio­top jeder­zeit anse­hen. Man fin­det es, indem man den Strand über die gro­ße Stein­trep­pe ver­lässt und dann schräg rechts über die Wie­se geht. Füh­run­gen soll es künf­tig in der Woche für Schu­len und Kitas geben. Am Wochen­en­de sol­len auch Erwach­se­ne geführt wer­den kön­nen. Der genaue Tag ist aber noch nicht klar. Aktu­el­les will das Team über ein öffent­li­ches Pad­let im Inter­net oder übe­re die sozia­len Kanä­le des Strand­bads bekanntgeben.

Besucher schauen ins Gewächshaus, in dem Raupenfutter wächst. Foto: Hensel
Besu­cher schau­en ins Gewächs­haus, in dem Rau­pen­fut­ter wächst. Foto: Hensel

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