Der Wedding hat inklusive Friedhöfe. Bloß wissen die Wenigsten davon. Deswegen soll die Bevölkerung darauf aufmerksam gemacht werden. Anfang November hat die Aktionsfondsjury im Soldiner Kiez die nötigen Gelder für die Gestaltung eines entsprechenden Flyers genehmigt, in dem die Anforderungen an einen solchen Begräbnisplatz erläutert werden. Dieser Flyer soll eine Information für die Bewohner des Soldiner Kiezes sein und ihr Augenmerk auf die verschiedenen Friedhöfe wie zum Beispiel den St. Elisabeth Kirchhof II lenken. Aber ganz von vorne: Worum geht es beim Thema inklusiver Friedhof?
Besondere Riten
Ein Friedhof für alle sollte unter anderem aus dem Dialog zwischen den Religionen und Konfessionen und Konfessionslosen hervorgehen. “Ich hoffe, dass wir diesem Ziel ein großes Stück näher gekommen sind”, sagt Cem Erkisi, der sich für die Schaffung eines solchen Friedhofs in seinem Kiez engagiert. Am 29. Oktober gab es ein erstes Treffen im Cafe der Nachbarschaftsetage Osloer Straße (Aufgang B, 1. Etage, Osloer Straße 12, 13359 Berlin). Dabei wurde besprochen, wie im Wedding Öffentlichkeitsarbeit für die gegebenen Möglichkeiten eines inklusiven Friedhofs geleistet werden kann. Angesprochen wurden zwar viele, aber längst nicht alle Religionsgemeinschaften. Gekommen waren Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Kapernaum-Kirchengemeinde, der Ibn Rushd-Goethe Moschee und der Bet Haskala-Gemeinde. Ein Friedhof ist für die meisten natürlich ein trauriges Thema und jede Person hat dabei eigene Vorstellungen, wie eine würdige Bestattung aussieht. “Daher wollen wir uns darüber austauschen, was der derzeitige Status Quo im Wedding ist, welche besonderen Bedürfnisse und Wünsche zu beachten wären, und wie man diese Wünsche auch umsetzen kann”, erklärt Cem Erkisi.
“Um eine möglichst breite Sammlung von Wünschen und Bedürfnissen zu haben, ist es sehr wichtig, dass wenigstens eine Person aus den Gemeinden an diesem Treffen teilnimmt”, findet er. Denn besondere Riten mögen hinderlich wirken, um gemeinsam mit anderen Menschen auf einem Friedhof bestattet zu werden, aber lassen sich vielleicht doch einhalten, wenn alle miteinander ins Gespräch kommen. Hierzu war auch Birgit Böttger vom Evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte vor Ort, um zu den Fragen nach formalen Kriterien auch passende Antworten geben zu können.
Der Flyer ist erst der Anfang
Die ersten dieser Antworten werden schon auf dem neuen Flyer zu finden sein. “Wir haben bei dem Treffen festgestellt, dass wir vor allem Kooperationspartner für diese Idee brauchen. Hierfür werden alle Beteiligten aufgefordert sein, in ihren Gemeinden für diese Idee zu werben”, sagt Cem Erkisi und fügt hinzu, dass auch die Gemeinschaft der Leserinnen und Leser des Weddingweisers Hinweise und Vorschläge einreichen kann. Schließlich ist ein Begräbnisplatz für alle ein wichtiges Thema für das Zusammenleben in unserem Stadtteil.