Das Freiluftkino im Volkspark Rehberge ist für viele im Wedding und darüber hinaus ein beliebtes Ausflugsziel, um das Beste aus zwei Welten zu vereinen: laue Sommerabende auf der einen und die Leidenschaft für Kino und Kultur auf der anderen Seite. Doch wie sieht es dabei in puncto Barrierefreiheit aus?
Ich freue mich über perfekte äußere Bedingungen, als ich mich an jenem Freitagabend einmal quer durch den Wedding auf den Weg in die Rehberge begebe. Diesmal geht es ausnahmsweise einmal nicht um einen Spaziergang in schier endlosem Grün. Es verschlägt mich ins ebenfalls dort angesiedelte Freiluftkino, zu meinem allerersten Poetry Slam überhaupt.
Ich biege also in die Windhuker Straße ein, welche mich auf einen mit Kopfsteinpflaster gepflasterten Vorplatz führt. Zugegebenermaßen für Personen im Rollstuhl nicht der komfortabelste Untergrund, für mich im E‑Rollstuhl jedoch gut zu bewältigen. Ich reihe mich in die Schlange ein, um mir ein Ticket für den heutigen Abend zu besorgen. Als das erledigt ist, fahre ich zum Einlass. Ab hier führt ein neu gepflasterter bzw. asphaltierter und dadurch deutlich glatterer Weg ein Stück bergauf, gesäumt von Fahrradständern und Lichterketten, insbesondere letzteres sorgt für eine gemütliche Atmosphäre. Doch Obacht: Trotz aller Gemütlichkeit, empfiehlt es sich mit Blick auf den Weg aufmerksam zu bleiben, es sind dort nämlich zwei schräg verlaufende Regenrinnen eingearbeitet. Oben angekommen, bietet sich ein toller Blick auf die Bühne, die als Amphitheater angelegten Sitzplätze und den Wald als natürliche Kulisse. Nach Rollstuhlplätzen muss man übrigens nicht lange suchen, diese befinden sich ganz oben hinter der letzten Sitzreihe und ermöglichen somit einen ungestörten Blick über alle anderen Köpfe hinweg.
Kurz nach 19:30 Uhr betritt Gastgeber und Poetry Slammer Jesko Habert von den “Kiezpoeten” die Bühne. Die Veranstaltung beginnt. Im Laufe des Abends treten vier Poet*innen mit ihren Texten in zwei Runden gegeneinander an: Karl Kelschebach, Lu Komma Klar, Mia Heuse und Sebastian 23. Das Publikum gibt mittels Lautstärke des Applauses zu verstehen, welchen Text bzw. Poet*in am meisten überzeugt hat. Gleich mehrere Texte setzen sich an diesem Abend mit Themen auseinander, welche die Gesundheit betreffen. In „Mein honigsüßer Typ Number 1“ spricht Karl Kelschebach über Diabetes, Lu Komma Klar gibt einen Text zum Thema Alkohol, Sucht und die Folgen zum besten und Mia Heuse präsentiert dem Publikum gleich zwei humorvolle Texte über die eigenen Unzulänglichkeiten, sei es zum Thema Therapie bzw. mentale Gesundheit oder ihre Brillengläser und damit einhergehende Herausforderungen. Mia Heuse war es auch, die die Gunst des Publikums am Ende des Abends auf ihrer Seite hatte und zur Siegerin des diesjährigen Freiluftslam Rehberge gekürt wurde. Mit ihrem Zusatztext über Geräuschempfindlichkeit fand die Veranstaltung ihren Abschluss.
Es wird definitiv nicht mein letzter Poetry Slam gewesen sein und auch das Freiluftkino war für meine Bedürfnisse in puncto Barrierefreiheit gut zugänglich, eine rollstuhlgerechte Toilette ist dort nämlich ebenfalls vorhanden. Mit diesen Eindrücken im Hinterkopf gebe ich selbstverständlich Obacht bei den holprigen Regenrinnen und sause durch die laue Weddinger Sommernacht zurück nach Hause.
Die Saison im Freiluftkino Rehberge ist gestern zu Ende gegangen.