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Wo der Hund begraben war:
Der ehemalige Hundefriedhof

Er befand sich an der oberen Müllerstraße
19. April 2021
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Weddinger Zeitreise

An der Mül­lerstra­ße gegen­über des Paul-Ger­hardt-Stifts gab es ein­mal einen Hun­de­fried­hof. Davon berich­tet das “Hei­mat­buch vom Wed­ding” aus den 1920er Jah­ren. Ein Blick zurück auf eine prak­ti­sche Einrichtung.

“Der Ort wird stim­mungs­voll. Zwei gro­ße Robi­ni­en ste­hen unge­fähr in der Mit­te und gewäh­ren zur Blü­te­zeit einen schö­nen Anblick”, so beschrei­ben die Autoren des Hei­mat­bu­ches den Hun­de­fried­hof. Besit­zer waren die Tier­ärz­te Wer­ni­cke und Mey. Die Ent­wick­lung des Ortes mit den “ursprüng­lich anspruchs­lo­sen Gebäu­den” wird so beschrie­ben: 1. Tier­kli­nik. 2. Hun­de­sit­ting für Som­mer­frisch­ler (sprich: Urlau­ber) an fer­nen Gesta­den 3. Ein­rich­tung eines Fried­ho­fes zwi­schen der “geräusch­vol­len” Mül­lerstra­ße und den bei­den Gebäu­den mit der Tierarzt-Praxis.

Immer­hin 300 bis 400 Grä­ber zählt das Hei­mat­buch, ein rich­ti­ger Fried­hof. Die Beschrei­bung der Grä­ber ähnelt der Beschrei­bung mensch­li­cher letz­ter Ruhe­stät­ten: Grab­stein, Bild, Blumen.

Bemer­kens­wert auch die­se For­mu­lie­rung: “An die Zeit nach dem Krie­ge, als die Frem­den nach Ber­lin ström­ten, erin­nern uns die Nach­ru­fe: Pou­pet­te et ses petits.” Wor­auf genau ange­spielt wird, scheint den Zeit­ge­nos­sen weni­ge Jah­re nach Kriegs­en­de klar gewe­sen zu sein. Heu­te rät­selt man ein wenig. Ger­ne kom­men­tie­ren, wel­che Grup­pen nach dem Ers­ten Welt­krieg (1914 bis 1918) nach Ber­lin zogen. 

Ange­legt wur­de der Fried­hof um 1900. In Ralf Schmie­de­kes Foto­samm­lung “Wed­ding. Mit­ten in Ber­lin” (2001) ist zu lesen, dass die Begräb­nis­stät­te bis 1950 bestand und sich dort befand, wo spä­ter die Mül­ler­hal­le errich­tet wur­de. Die Kiez­zei­tung “Ecke Mül­lerstra­ße” schrieb, dass der Fried­hof schon 1928 aus den Adress­bü­chern verschwand.

Tristesse in grau: die Müllerhalle
Die alte Mül­ler­hal­le aus den 50ern wur­de 2012 abgerissen. 

Wenn heu­te Hund und Kat­ze ster­ben, dann darf man sein Haus­tier nicht ein­fach im Schil­ler­park ver­gra­ben. Das ist in Ber­lin aus­drück­lich ver­bo­ten und mit Buß­gel­dern belegt. Wer sei­nen Lieb­ling nicht ein­fach dem Tier­arzt über­ge­ben oder bei ihm zur Ent­sor­gung zurück­las­sen will, der kann auch heu­te Tier­fried­hö­fe nut­zen. Es gibt sie in Karslhorst, Tem­pel­hof, Tegel, Ste­glitz und am Stadt­rand in Fal­ken­berg. Ber­lin hat zudem Tier­kre­ma­to­ri­en. Anders als bei ver­stor­be­nen Men­schen, darf die Asche nach der Ver­bren­nung auch nach Haus mit­ge­nom­men wer­den. Son­der­fall ist auch die Prä­pa­ra­ti­on, das Aus­stop­fen des Vier­bei­ners für die hei­mi­sche Kom­mo­de. Psy­cho­lo­gen raten davon aller­dings ab, weil so die Trau­er ver­hin­dert wird. 

Müllerhalle
Bis 1950 befand sich hier ein Hun­de­fried­hof. Foto: Weddingweiser

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

2 Comments Leave a Reply

  1. Ich bin mir nicht sicher, ob ein Buch aus den 19-Zwan­zi­gern auf die fran­zö­si­schen Alli­ier­ten nach dem zwei­ten Welt­krieg anspielt?

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