An der Müllerstraße gegenüber des Paul-Gerhardt-Stifts gab es einmal einen Hundefriedhof. Davon berichtet das “Heimatbuch vom Wedding” aus den 1920er Jahren. Ein Blick zurück auf eine praktische Einrichtung.
“Der Ort wird stimmungsvoll. Zwei große Robinien stehen ungefähr in der Mitte und gewähren zur Blütezeit einen schönen Anblick”, so beschreiben die Autoren des Heimatbuches den Hundefriedhof. Besitzer waren die Tierärzte Wernicke und Mey. Die Entwicklung des Ortes mit den “ursprünglich anspruchslosen Gebäuden” wird so beschrieben: 1. Tierklinik. 2. Hundesitting für Sommerfrischler (sprich: Urlauber) an fernen Gestaden 3. Einrichtung eines Friedhofes zwischen der “geräuschvollen” Müllerstraße und den beiden Gebäuden mit der Tierarzt-Praxis.
Immerhin 300 bis 400 Gräber zählt das Heimatbuch, ein richtiger Friedhof. Die Beschreibung der Gräber ähnelt der Beschreibung menschlicher letzter Ruhestätten: Grabstein, Bild, Blumen.
Bemerkenswert auch diese Formulierung: “An die Zeit nach dem Kriege, als die Fremden nach Berlin strömten, erinnern uns die Nachrufe: Poupette et ses petits.” Worauf genau angespielt wird, scheint den Zeitgenossen wenige Jahre nach Kriegsende klar gewesen zu sein. Heute rätselt man ein wenig. Gerne kommentieren, welche Gruppen nach dem Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) nach Berlin zogen.
Angelegt wurde der Friedhof um 1900. In Ralf Schmiedekes Fotosammlung “Wedding. Mitten in Berlin” (2001) ist zu lesen, dass die Begräbnisstätte bis 1950 bestand und sich dort befand, wo später die Müllerhalle errichtet wurde. Die Kiezzeitung “Ecke Müllerstraße” schrieb, dass der Friedhof schon 1928 aus den Adressbüchern verschwand.
Wenn heute Hund und Katze sterben, dann darf man sein Haustier nicht einfach im Schillerpark vergraben. Das ist in Berlin ausdrücklich verboten und mit Bußgeldern belegt. Wer seinen Liebling nicht einfach dem Tierarzt übergeben oder bei ihm zur Entsorgung zurücklassen will, der kann auch heute Tierfriedhöfe nutzen. Es gibt sie in Karslhorst, Tempelhof, Tegel, Steglitz und am Stadtrand in Falkenberg. Berlin hat zudem Tierkrematorien. Anders als bei verstorbenen Menschen, darf die Asche nach der Verbrennung auch nach Haus mitgenommen werden. Sonderfall ist auch die Präparation, das Ausstopfen des Vierbeiners für die heimische Kommode. Psychologen raten davon allerdings ab, weil so die Trauer verhindert wird.
Ich bin mir nicht sicher, ob ein Buch aus den 19-Zwanzigern auf die französischen Alliierten nach dem zweiten Weltkrieg anspielt?
Korrekturfehler! Wird berichtigt.