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Ede und Unku am Schillerpark

6. August 2018
Ede und Unku
Buch­co­ver von “Ede und Unku – die wah­re Geschich­te” – Cover: Güters­lo­her Verlagshaus

Der Wed­ding und sei­ne Sin­ti. Jan­ko Lau­en­ber­ger hat ein Buch geschrie­ben, mit dem er zei­gen will, dass er ein­fach ein “Rom” ist – auf deutsch: ein Mensch. Sei­ne Lebens­ge­schich­te hat er in “Ede und Unku – Die wah­re Geschich­te” auf­ge­schrie­ben. Sowohl die Recher­che zum Kin­der­buch “Ede und Unku” von 1931 als auch die wah­re Geschich­te des Musi­kers Jan­ko Lau­en­ber­ger kreu­zen immer wie­der den Wed­ding. Es lohnt sich, das Dop­pel­buch zu lesen.

Eigent­lich sind es zwei Bücher zwi­schen einem Deckel. Zum einen folgt die Jour­na­lis­tin Julia­ne Wede­mey­er den Spu­ren  der wah­ren Unku. Zum ande­ren erzählt Jan­ko Lau­en­ber­ger von sei­ner Kind­heit in der DDR. Und bei­de Tei­le haben mit dem Wed­ding zu tun.

Erna Lauenburger ist die wahre Unku

weiter Blick über den Park
In den 1930er Jah­ren leb­ten “Zigeu­ner” am Ran­de des Schil­ler­parks. – Foto: Weddingweiser

Jan­ko Lau­en­ber­ger ist der Groß­nef­fe von Unku. Unku ist zum einen die Hel­din eines Kin­der­bu­ches von 1931. Es spielt im Wed­ding und han­delt von der Freund­schaft zwei­er Kin­der; einer Freund­schaft zwi­schen dem Arbei­ter­jun­gen und Zei­tungs­aus­trä­ger Ede und dem Mäd­chen Unku. Die Autorin Gre­te Weis­kopf leb­te damals im Wed­ding. Men­schen mit DDR-Schul­buch-Erfah­rung ken­nen sie als Alex Wed­ding und das Pflicht­buch “Ede und Unku”.  Für sie sind die Kapi­tel des Buches inte­res­ant, die die Jour­na­lis­tin Julia­ne Wede­mey­er bei­getra­gen hat. Sie hat über die wah­re Unku recherchiert.

Unku, das Roma-Mäd­chen, wie man heu­te sagen wür­de, ist eben nicht bloß eine Roman­fi­gur. Sie hat tat­säch­lich gelebt. Ihr Name ist Erna Lau­en­bur­ger. Die Schrift­stel­le­rin Gre­te Weis­kopf nahm sie zum Vor­bild für ihr Kin­der­buch. Der Zufall will es, dass das Win­ter­quar­tier der Roma sich damals in der Wed­din­ger Papier­stra­ße (kurz vor Rei­ni­cken­dorf) befand. Spä­ter war es in der Nähe des Schil­ler­parks. Ihr Leben war kurz. Sie und ihre Fami­lie wur­de von den Natio­nal­so­zia­lis­ten umge­bracht. Nur weni­ge Roma über­leb­ten die Ras­sen­herr­schaft. “Ein  ver­ges­se­ner Geno­zid” schreibt Heri­bert Prantl im Geleit­wort zum Buch. Erna Lau­en­bur­ger ist die Urgroß­cou­si­ne von Jan­ko Lauenberger.

Janko Lauenberger

Grüntaler Straße, Nachtaufnahme, Vollmond, Nacht, Straßenschild
Im Gesund­brun­nen ist die offi­zi­el­le Adres­se von Jan­ko Lau­en­bur­gers Band “Sin­ti Swing Ber­lin”. – Foto: Sula­mith Sallmann

Wer das Kin­der­buch “Ede und Unku” nicht kennt, den inter­es­siert mög­li­cher­wei­se mehr der Lebens­be­richt von Jan­ko Lau­en­ber­ger: “Wenn ich auf mei­ne Kind­heit in der DDR zurück­bli­cke, muss ich sagen, dass ich die meis­te Zeit ein sehr glück­li­ches, zufrie­de­nes Kind war. Nur kam ich mir eben anders­ar­tig vor.” So fasst der 1976 gebo­re­ne Jan­ko Lau­en­ber­ger sei­ne Bio­gra­phie zusam­men. Die Beschrei­bung ist eine star­ke Unter­trei­bung für eine Jugend, die im Heim ihren Abschluss fand. Das Heim, in das ihn die DDR steck­te, war in einem Gebäu­de, das “1832 der Naum­bur­ger Mis­si­ons-Hilfs-Ver­ein errich­tet hat­te, um wil­de Zigeu­ner­kin­der wie mich zu nütz­li­chen Bür­gern und guten Chris­ten zu erzie­hen”, hat Jan­ko Lau­en­ber­ger spä­ter recherchiert.

Noch heu­te bestehen Ver­bin­dun­gen zum Wed­ding: “Unse­re Wed­din­ger Ver­wandt­schaft sorgt in unse­rer Stra­ße für eini­ges Auf­se­hen”, schreibt Jan­ko Lau­en­ber­ger, der in Lich­ten­berg lebt. Heu­te ist der 42-jäh­ri­ge Musi­ker und spielt als Gitar­rist in der Band “Sin­ti-Swing-Ber­lin”.  Schaut man auf der Web­sei­te sei­ner Band nach, so steht im Impres­sum eine Wed­din­ger Adres­se. Zufall.

Jan­ko Lau­en­ber­ger, Julia­ne von Wede­mey­er: Ede und Unku – die wah­re Geschich­te. Das Schick­sal einer Sin­ti-Fami­lie von der Wei­ma­rer Repu­blik bis heu­te, Güters­lo­her Ver­lags­haus 2018

Ver­lags­prä­sen­ta­ti­on: Buch­vor­stel­lung auf der Web­sei­te des Güters­lo­her Verlagshauses

Autorenfoto Andrei SchnellAnd­rei Schnell ist ver­blüfft, wie viel Wed­ding in dem Buch “Ede und Unku” und in “Ede und Unku – Die wah­re Geschich­te” steckt.

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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