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Auslaufmodell Droschkenpferde?

3. August 2017
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Foto: A. Schnell

Für Tou­ris­ten sind sie ein schö­ner Anblick, die Pfer­de­kut­schen, die rund um das Bran­den­bur­ger Tor zu einer nost­al­gi­schen Art der Stadt­be­sich­ti­gung ein­la­den. Doch nicht nur Tier­schüt­zer kri­ti­sie­ren die­se wenig tier­freund­li­che Fort­be­we­gung, vor allem an Som­mer­ta­gen auf hei­ßem Asphalt. Auch Anwoh­ner des Pfer­de­stalls im Wed­ding beschwe­ren sich, da sie die Zustän­de des Aus­laufs nicht für art­ge­recht hal­ten. Jetzt haben Poli­ti­ke­rin­nen bei den Behör­den nachgefragt.

Auf dem Gelän­de eines Gerüst­bau­ers neben der Swi­ne­mün­der Brü­cke am Gesund­brun­nen befin­det sich der ein­zi­ge Stall, wo die für die Tou­ris­ten­kut­schen ein­ge­setz­ten Pfer­de unter­ge­bracht sind. Die SPD-Abge­ord­ne­te Dr. Maja Lasic hat am 8. Mai bei der Senats­ver­wal­tung für Jus­tiz, Ver­brau­cher­schutz und Anti­dis­kri­mi­nie­rung nach­ge­fragt, ob die Unter­brin­gung auch aus Sicht der Behör­den art­ge­recht sei. Aus der Ant­wort geht her­vor, dass es kei­ne eige­nen Kri­te­ri­en für Drosch­ken­pfer­de gibt, son­dern die grund­sätz­li­chen Rege­lun­gen des Tier­schutz­ge­set­zes grei­fen. Neben den dar­in gefor­der­te Auf­la­gen für die Stäl­le (Hygie­ne, ein­ge­streu­te Lie­ge­flä­chen, Boxen­grö­ße) gibt es auch Vor­ga­ben für den Außen­be­reich, die vom Vete­ri­när­amt jähr­lich über­prüft werden.

Erlaubnis auf dem Prüfstand

Der Stell­platz Foto: Andre­as Oertel

Die SPD-Bezirks­ver­ord­ne­te Susan­ne Fischer hak­te im Juli beim Bezirks­amt Mit­te nach, ob die letz­te Bege­hung des Vete­ri­när­amts die von Anwoh­nern gemel­de­ten Auf­fäl­lig­kei­ten zu Tage geför­dert hät­te. Die Ant­wort des Bezirks­bür­ger­meis­ters Ste­phan von Das­sel erläu­tert das Ergeb­nis der Kon­trol­le vom letz­ten Febru­ar. Ins­be­son­de­re der Aus­lauf sei dabei bean­stan­det wor­den, da dort Müll und art­frem­de Gegen­stän­de her­um­la­gen. Dar­auf hat­ten auch Wed­ding­wei­ser-Leser immer wie­der hin­ge­wie­sen. Der Füt­te­rungs- und Trän­ke­be­reich befand sich bei der Kon­trol­le nicht auf fes­tem Boden­grund und es fehl­te an einem Unter­stand. Was kön­nen die Kon­se­quen­zen sein? Es dro­hen Ord­nungs­wid­rig­keits­ver­fah­ren bis hin zum Ent­zug der Erlaub­nis, wenn die Män­gel auch bei der Nach­kon­trol­le nicht abge­stellt sind. Die jet­zi­ge Erlaub­nis gilt noch bis zum Okto­ber 2018.

Doch die poli­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen könn­ten eine frü­he­re Schlie­ßung des Stal­les erzwin­gen: Denn der rot-rot-grü­ne Senat will laut Koali­ti­ons­ver­trag ohne­hin Kutsch­fahr­ten in der Innen­stadt ver­bie­ten. Eine Unter­schrif­ten­samm­lung für das Ver­bot von Pfer­de­drosch­ken brach­te bis Ende Juli bereits 100.000 Unter­schrif­ten. Ob es nun ver­bo­ten wird oder nicht: Tou­ris­tisch inter­es­san­te Alter­na­ti­ven gibt es genug, ange­fan­gen von der Fahr­rad­rik­scha bis hin zu Elektrokutschen.

weddingweiserredaktion

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8 Comments Leave a Reply

  1. Wo ist die Unter­schrif­ten­ak­ti­on zur Unter­stüt­zung der Drosch­ken­kut­scher? Ich fin­de es gut, wenn Kin­der auch live erle­ben, wie frü­her an vie­len Stel­len in der Stadt aus­ge­se­hen hat: Mit Kut­schen und Pfer­den. Zuge­ge­ben eini­gen Pfer­den, geht es dann viel­leicht nicht ganz opti­mal, aber das Tie­re dem Men­schen nütz­lich sein kön­nen und unse­ren grund­sätz­li­chen Respekt ver­die­nen, ist eine wert­vol­le Erkennt­nis, die die­sen Preis wert ist.

    • Es gibt zum Glück in die­sen Zei­ten ande­re Mög­lich­kei­ten, um den Kin­dern zu zei­gen wie es frü­her aus­ge­se­hen hat. Gehen Sie dann auch mit ihren Kin­dern in die Gold­mie­nen nach Afri­ka um Ihnen zu zei­gen wie das geht? Es ist abso­lut nicht mehr Zeit­ge­mäß, Tie­ren ein sol­ches Leben auf­zu­drän­gen. Sowas kön­nen nur Men­schen sagen, die sich nicht mit den Ver­dau­ungs­trakt die­ser Tie­re aus­ken­nen. Die­se Tie­re sind in der Natur den gan­zen Tag mit der Fut­ter­su­che beschäf­tigt. Sie wer­den Krank wenn sie nicht regel­mä­ßig fres­sen (HEU…HEU und Heu) bekomm­men. Es spricht nichts gegen eine Kutsch­fahrt aber den gan­zen Tag da zu ste­hen und zu waren. Und sie wer­den eben nicht regel­mä­ßig gewech­selt . Sie brau­chen Ruhe­plät­ze und Rau­fa­ser­reichs Fut­ter und das nicht Früh ‚Mit­tag und Abends. Das sind kei­ne Men­schen das sind hoch sen­si­ble Tiere.

      • die bes­te Mög­lich­keit wäre, Du kaufst die Pfer­de und bie­test ihnen das alles. Ansons­ten lan­den sie wegen Dei­ner Vor­stel­lun­gen näm­lich in der Wurst.
        Wei­ter oben gibts einen Link von mei­nem Stall­be­such und als lang­jäh­ri­ge Rei­te­rin kann ich dort kei­ne Män­gel in der Hal­tung feststellen.

  2. Ein Unrecht mit dem ande­ren Unrecht zu ver­glei­chen, fin­de ich total doof. Wir Men­schen kön­nen uns weh­ren, die Tie­re nicht. Viel­leicht soll­ten Sie mal genau­er hin­schau­en, wie es den Pfer­den geht. Ich war für 1 Woche in Ber­lin zu Besuch und bin viel durch die Stadt gelau­fen. Der schlech­te Gesundsheits­zu­stand der Pfer­de ist mir sofort auf­ge­fal­len und auch, dass Flucht­tie­re sehr lei­den, wenn sie durch eine von Men­schen und Autos über­füll­te Stadt lau­fen müs­sen. Und war­um? Damit Tou­ris­ten nicht lau­fen müs­sen (wür­de vie­len gut tun) oder weil es schon immer so war. Alles ein gros­ser Schwach­sinn. Pfer­de gehö­ren auf eine Kop­pel und nicht in die Stadt. Men­schen haben Füße und kön­nen lau­fen. Men­schen haben auch einen Ver­stand, lei­der man­che nicht.

    • Auch Kop­pel­hal­tung kos­tet Geld und es ist nicht an uns zu ent­schei­den wie ande­re Leu­te mit ihren Tie­ren umge­hen so lan­ge sie sich an die gesetz­li­chen Vor­ga­ben zu deren Schutz hal­ten. Genau das tun die Kut­scher, denn die Pfer­de sind nicht nur ihr Kapi­tal son­dern die leben mit ihnen.

  3. Ich habe mir das gera­de ange­se­hen und bedan­ke mich erst­mal für den tol­len Aus­flug, den Duft und die zukünf­ti­ge Ver­sor­gung mit 1a Gar­ten­dün­ger! KEIN GRUND ZUR PANIK!!! Dort ist alles so wie es sein muß und sein kann, wenn man nicht viel Geld hat. Der sehr net­te Herr Kand­ler, einer von den drei Mie­tern des Stal­les, hat mich her­um­ge­führt, mir alles gezeigt und erklärt und ich habe mir alles anse­hen kön­nen. ES GIBT EINEN AUSLAUF – etwas grö­ßer als eine Reit­bahn, die Offen­stall­hal­tung ist ver­tret­bar, die Boxen sind groß, gut ein­ge­streut und es ist sau­be­res Was­ser da. Fut­ter ist lecker, Hafer und Heu­pel­lets und was die Tafel so ablie­fert an Äpfeln. Die Pfer­de sind zugäng­lich, kei­ner beißt oder schlägt, ist ver­schreckt oder schau­kelt von einem Vor­der­bein aufs Ande­re. Natür­lich ist immer Luft nach oben, aber bis vor Kur­zem war noch ein Gerüst­bau­be­trieb mit auf dem Gelän­de, der ziem­lich viel Schrott ste­hen las­sen hat, aber abge­se­hen von der Ästhe­tik ist das wirk­lich kein Problem.
    Die Hal­tung von Arbeits­pfer­den sieht eben oft so aus. Gege­be­nen­falls traue ich einem Scho­cke­möh­le mit sei­nem Bar­ren und sei­nem Cap­sai­cin weni­ger weit über den Weg als die­sen Leuten.
    Die Kam­pa­gne von Julia Mei­er hat den Leu­ten schwer gescha­det und seit­dem sie ins Licht der Öffent­lich­keit gezerrt wor­den sind, sind zwei Fahr­ge­schir­re im Wert von je 8000 Euro geklaut worden.
    Also es wäre wirk­lich schön, wenn da etwas genau­er hin­ge­se­hen wer­den könn­te. Ich werd mal Özcan und Ste­fan drauf anquatschen.

  4. Es wäre doch toll wenn in Ber­lin ein­mal 100.000 Unter­schrif­ten für die Ein­schrän­kung des Auto­ver­kehrs gesam­melt würden.

    Aber dass über­steigt wahr­schein­lich unse­ren der­zei­ti­gen Horizont:-)

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