Der Roman „Die Guten und die Toten″ ist kein Krimi, obwohl eine Hauptkommissarin mitspielt und es reichlich Tote gibt. Statt der Frage, wer der Mörder ist, steht eine andere Frage im Zentrum. Doch welche ist das eigentlich? Das Thema der Geschichte bleibt zunächst unter einer rauen Schale verborgen.
So rau wie der Einstieg, bei dem der Leser eine Kampfsportszene auf einem nächtlichen S‑Bahnhof präsentiert bekommt. Damit ist klar, Gewalt spielt ein große Rolle in dem Buch. Deshalb hat der Verlag das Wort Thriller auf das Cover gedruckt. Aber keine Angst, den Atem verschlägt „Die Guten und die Toten″ nicht. Aber zur Seite legen möchte man das Buch auch nicht. Man will wissen, wie es weitergeht mit der Kommissarin, die versucht, ihr Leben selbstbewusst in die Hand zu nehmen. Und dabei in ihrem Bruder, der sich in ihrer Wohnung breit macht, eines ihrer größten Hindernisse findet. Und auch auf den nächsten Schritt des schweigsamen, alleinerziehenden Vaters, mit dem aufgeweckten Kind im Vorschulalter, bleibt der Leser während der 250 Seiten neugierig. Schafft er es, den Verfolgern aus seiner Vergangenheit zu entgehen? Ach ja, und dann ist da noch die Leiche im Kofferraum, dieser Mord muss auch noch aufgeklärt werden. Die Geschichte spielt in Berlin, pendelt zwischen einem verlotterten Parkhaus im Zentrum Charlottenburgs und der rumpligen Drontheimer Straße im Gesundbrunnen.
Das Ende wird durch den Titel verraten: Die Guten überleben, die Bösen sterben. Und zwischen all dem Blutvergießen kommen den Helden immer wieder ihre Gefühle in die Quere. Denn Gefühle sind das, wogegen bislang noch keine Kampfsportart erfunden wurde. Vor dieser Erkenntnis stehen die Kommissarin Nihal genauso wie Saad, der Mann, der aus dem Schweigen kam. So sind die beiden auf eine gewisse Weise in Gewalt vereint.
Ausgedacht hat sich den Roman Kim Koplin. Hinter dem Pseudonym kann eine Autorin oder ein Autor stecken. Erfahrene Krimi- und Thrillerleser können versuchen, am Stil zu erraten, wer hier unerkannt schreiben möchte. Der Verlag verrät: „Kim Koplin lebt und arbeitet in Berlin, Frankreich und Italien und heißt nicht wirklich Kim Koplin, hat aber schon mehrere erfolgreiche Bücher geschrieben.″ Das Buch kostet 16 Euro und ist im Mai erschienen.
Der Text entstand in Zusammenarbeit mit der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Autor ist Andrei Schnell.