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Der Mann, der Berlin verkaufte

29. Mai 2015
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Wer weiß, wie die deut­sche Geschich­te ver­lau­fen wäre, hät­te es die­sen Mann nicht gege­ben? Preu­ßen wäre ver­mut­lich nicht zur Groß­macht auf­ge­stie­gen. Kei­ne Hohen­zol­lern-Dynas­tie, kein ehr­gei­zi­ger Pro­fil­neu­ro­ti­ker, der Deutsch­land und die Welt in den Ers­ten Welt­krieg stürzt. Und die Flag­ge des Frei­staats Bay­ern wür­de auch an der Spree und der Oder wehen. Ber­lin – eine bay­ri­sche Metro­po­le. Was für eine Vor­stel­lung. Oder aus Ber­lin wäre erst gar kei­ne Metro­po­le gewor­den, son­dern eine bay­ri­sche Pro­vinz­stadt. Ein mär­ki­sches Pas­sau. Aber es ist alles anders gekommen.

„OttoV Faule Siegesallee“ von de:Adolf Brütt (sculptor) - Richard George (Hrsg.) Hie gut Brandenburg alleweg!, Verlag von W. Pauli's Nachfahren, Berlin 1900, page 183. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons Ber­lin wur­de von einem Mann ver­kauft, dem das Geld und das schö­ne Leben lie­ber gewe­sen sind als das Regie­ren eines stör­ri­schen Völk­chens am Ran­de des Rei­ches. Sein Name: Otto der Fau­le. Er war der jüngs­te Sohn Lud­wigs des Bay­ern, der als deut­scher Kai­ser die Mark Bran­den­burg erwor­ben hat­te, nach­dem die im Osten herr­schen­den Aska­ni­er aus­ge­stor­ben waren. Ber­lin und Bran­den­burg waren also im Besitz der Wit­tels­ba­cher, die bekannt­lich von 1180 bis 1918 das König­reich Bay­ern regiert haben. Otto der Fau­le trug sei­nen Namen nicht zu Unrecht, er galt als trä­ge und hedo­nis­tisch, fress- und sauf­lus­tig. Im Jah­re 1373, sein Vater war schon lan­ge tot, ver­kauf­te er Bran­den­burg und damit auch Ber­lin für 500.000 Gul­den an den Kai­ser Karl IV.
Sol­cher­ma­ßen mit Reich­tum geseg­net beschloss Otto der Fau­le im Alter von 27 Jah­ren, fort­an das Leben als Früh­rent­ner zu genie­ßen. Auf Schloss Wolf­stein in Lands­hut been­de­te er sein Luxus­le­ben – nur sechs Jah­re spä­ter. Sein Denk­mal stand von 1899 bis 1945 an der ehe­ma­li­gen Sie­ges­al­lee im Ber­li­ner Tier­gar­ten – vom Volks­mund „Pup­pen­al­lee“ genannt -, seit eini­gen Jah­ren lagert es in der Zita­del­le Span­dau. Ber­lin soll­te die­sem Müßig­gän­ger noch heu­te dank­bar sein. Ohne sei­ne sym­pa­thi­sche Bock­lo­sig­keit wür­de jetzt Horst See­ho­fer mit sei­ner CSU in Stadt und Land herr­schen. Wie wäre es mit einem neu­en Denk­mal für Otto den Fau­len im Wedding?
Autor: Mat­thi­as Eberling

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2 Comments Leave a Reply

  1. NaJa – ein Denkmal??
    Wenn man bedenkt, wie­vie­le Krie­ge das Land Preus­sen aktiv vom Zaun gebro­chen hat, wäre mög­li­cher­wei­se eine süd­deut­sche “Herr­schaft” über die­sen Land­strich zumin­dest diskussionswürdig.
    Erst Recht, wenn man die jewei­li­ge wirt­schaft­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit der bei­den Regio­nen betrachtet!

    • “Naja” zurück. 😇
      Ein wenig Geschichts­er­in­ne­rung und die von Dir so als fried­fer­tig bezeich­ne­ten “Bay­ern” (als Herrscher“schicht”) stel­len sich durch die diver­sen Epo­chen auch nicht anders dar (Hege­mo­ni­al­an­sprü­che, Lavie­ren u.a.m.).
      Die sog. “wirt­schaft­li­che Stärke/Leistungfähigkeit, das Pro­spe­rie­ren” erge­ben bei etwas genaue­rer Betrach­tung der Geschichte/Entwicklung der Bun­des­re­pu­blik D durch­aus auch Zusam­men­hän­ge auf Grund der Situa­ti­on der getrenn­ten Stadt Ber­lin ( und eben der dama­li­gen “Ver­hält­nis­se” ((Weg­zug der ehe­mals ansäs­si­gen Industrie(Verwaltungen), inkl. Pro­duk­ti­ons­zwei­gen und ‑Stät­ten; eben auch i.d. Regio­nen Süd­deutsch­lands (mit dem Frei­staat Beay­er inkl.)).
      Erwähnt sei hier auch die sog. “Zonen­rand­för­de­rung”, die von der bun­des­staat­li­chen “Soli­dar­ge­mein­schaft” /Länder dort­hin ‑will­kom­men- floss.
      Und die jet­zi­ge, von Dir her­vor­ge­ho­be­ne Leis­tungs­fä­hig­keit die­ser Regionen/Bundesländer (hier: BaWü, Bay­ern), steht in die­sen geschicht­li­chen Zusam­men­hän­gen und Entwicklungen.
      Sie ist nicht einer wie auch immer gear­te­ten Men­ta­li­tät der jewei­li­gen Bewoh­ne­rIn­nen der Regio­nen geschuldet.
      Ver­dient (im Sin­ne von Pro­fit­ma­xi­mie­rung) haben aber die­sel­ben Kon­zer­ne und Verflechtungsysteme.😎😎👀
      In bei­den Regionen.💼🎩
      Otto der Fau­le war zumin­dest bere­chen­bar und offen “ziel­ori­en­tiert”. Gar einer der “frü­hen Aussteiger”?😆

      Grü­ße
      Ein Weddinger

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