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Der große Wedding-Jahresrückblick der Brauseboys: Winter

4. Januar 2016

Das neue Jahr hat begon­nen, der Jah­res­rück­blick der Brausvolker_heikoeboys ist noch da. Schon zum 10. Mal lädt die Wed­din­ger Lese­büh­ne für meh­re­re Wochen in den Come­dy­club Kooka­bur­ra, um an die wirk­lich wich­tigs­ten The­men des ver­gan­ge­nen Jah­res mit hei­te­ren Tex­ten und wahnwit­zi­gen Lie­dern zu erin­nern. Für den Wed­ding­wei­ser fas­sen sie exklu­siv die wich­tigs­ten Wed­din­ger Ereig­nis­se zusam­men, hier ist das Finale.

Win­ter 2015

Arbeit mit Freu­de (Frank Sorge)

Nach der Sanie­rung und dem Ein­zug der Arbeits­agen­tur in den Rat­haus­turm am Leo­pold­platz, hat der Wed­ding end­lich die Kathe­dra­le, die er verdient.
Der stau­nen­de Kun­de betritt son­nen­durch­flu­te­te Gän­ge, die mit Geräu­schen des Wal­des bespielt wer­den, ihm wer­den pro­bio­ti­sche Erfri­schun­gen gereicht. Arbeits­bi­schof Schmidt­ski erläu­tert den neu­en Ansatz im Pro­blem­kiez: “Wir haben fest­ge­stellt, dass der Über­gang in die ver­mit­tel­te Arbeit zu schroff war. Jetzt, da die Arbeits­lo­sen­zah­len einen his­to­ri­schen Tief­stand erreicht haben, konn­ten wir uns die Zeit neh­men, auch ein­mal unse­re Abläu­fe zu optimieren.”
Es wäre nicht leicht, Abschied von der Untä­tig­keit zu neh­men, die Job­cen­ter hät­ten dies lan­ge unter­schätzt. Vie­le ihrer Kun­den wären auf der neu­en Arbeit nicht zurecht­ge­kom­men, oft wären sie als ehe­ma­li­ge Arbeits­lo­se iden­ti­fi­ziert und mit Vor­ur­tei­len kon­fron­tiert wor­den. Daher gäbe man Neu­an­kömm­lin­gen jetzt ohne jedes Ent­geld einen fri­schen Haar­schnitt, in Sau­na und Well­ness­be­rei­chen schwit­ze man gemein­sam das alte Leben aus. Schon heu­te kön­ne man Kun­den und Pries­ter auf den Gän­gen durch Geruch und Klei­dung nicht mehr von­ein­an­der unterscheiden.
Ich fra­ge nach, wo denn das Per­so­nal her­kä­me und wie das bezahlt wür­de? “Umschu­lung”, sagt Schmidt­ski knapp, “wir haben sämt­li­che unse­rer Bewer­bungs­coa­cher noch ein­mal umge­schult, meist sogar ein­fach in deren vori­ge Beru­fe zurück. Fri­seu­re, Mas­seu­re, Klein­künst­ler, Ände­rungs­schnei­der. Radi­kal, ja, aber der Erfolg gibt uns recht. Denn es ist klar gewor­den, dass nicht die erfolg­rei­che Ver­mitt­lung den Arbeits­lo­sen ändert. Der geän­der­te Arbeits­lo­se zieht die Arbeit selbst an, viel schnel­ler als gedacht, das ist für alle ein deut­lich ange­neh­me­rer Weg.
Schmidt­ski muss los, ungläu­big durch­que­re ich die beleb­ten Räu­me auf eige­ne Faust und kann es kaum fas­sen. Ich las­se mir die Nägel machen, schmin­ken und stär­ke mich mit Bio-Tapas der offe­nen Kan­ti­ne. Dort tref­fe ich Ralph, einen lus­ti­gen Mitt­fünf­zi­ger mit dich­tem, schwar­zem Haar und gesun­dem Teint.
“Ick komm jeden Tach her”, ver­rät er mir, “schon allee­ne wegen Yoga. Ick war ja mal Lackie­rer, den­ne allet mög­li­che, aber meis­tens nüscht, wa? Hab mir trotz­dem amü­siert. Is zwar nich schön, kee­ne Arbeit, aber auch keen Been­bruch. Aber dann war ick hier und augen­blick­lich jeheilt. Nüscht­tun is anje­nehm, aber dit hier is bes­ser. So glück­lich wie jetz­te war ick jeden­falls noch nie in meen Leben.”
Ob er denn nicht Angst hät­te, das dies alles hier endet, wenn er eine Arbeit hät­te und kei­ne Zeit mehr für Schaumbäder?
“Arbeits­los? Icke? Ick komm hier nach Fei­er­abend hin. Na, und vor­her ooch. Bes­se­ret Work­out fin­des­te nir­gends. Außer­dem, mal im Ernst. Ick glo­ob hier jibs über­haupt kee­nen Arbeits­lo­sen mehr, dit hälts­te nich lan­ge durch, ohne wat sinn­vol­let für die Jesell­schaft zu tun.”
Auch in mein Herz zieht unver­mit­telt Freu­de über den nächs­ten Arbeits­tag ein, um von mei­nen Erleb­nis­sen hier mit­ten im Wed­ding zu berich­ten. Stau­nend las­se ich mich ins Schaum­bad sin­ken und mir einen Vir­gin Mar­ti­ni reichen.

(Ein sehr wahr­schein­li­ches) Inter­view mit Sabi­ne Smen­tek von der SPD, Stadt­rä­tin für Jugend, Schu­le, Sport und Faci­li­ty Manage­ment im Bezirk Mit­te von Ber­lin – Teil 2 (Hei­ko Werning)

Brau­se­boys: Wie sind Ihre wei­te­ren Plä­ne für den Wedding?
Smen­tek: Was wäre denn der Wed­ding ohne sei­ne berühm­ten per­spek­tiv­lo­sen Jugend­ban­den? Ohne die inter­es­san­ten Poli­zei­be­rich­te, in denen es wenigs­tens noch ein biss­chen Action gibt? Ohne sei­ne gan­zen Alko­ho­li­ker, Dro­gen­dea­ler, Spiel­ca­si­no-Geld­wä­scher und Spin­ner – die gan­zen schö­nen Ori­gi­na­le also? Da gin­ge doch die Iden­ti­tät eines gan­zen Stadt­teils ver­lo­ren! Wed­ding schafft sich ab! In der See­stra­ße hat jetzt sogar ein vega­nes Restau­rant auf­ge­macht, wo soll das denn alles noch hin­füh­ren? Höchs­te Zeit, beherzt gegenzusteuern.
volker_wutBrau­se­boys: Indem Sie die Schu­len im Wed­ding wei­ter schlech­ter machen, wie in die­sem Schul­jahr schon so erfolg­reich geschehen?
Smen­tek: Das ist natür­lich nur eine Maß­nah­me unter vie­len. Sie haben ja viel­leicht schon davon gehört, dass ich auch den Betrei­bern die­ser Wed­din­ger Kin­der­farm gekün­digt habe. Die machen da seit 33 Jah­ren ihren Kin­der­bau­ern­hof und den gro­ßen Aben­teu­er­spiel­platz und so, das geht so natür­lich auch nicht. Seit März haben wir schon alle Zah­lun­gen ein­ge­stellt. Ärger­li­cher­wei­se schlep­pen die Nach­barn noch dau­ernd Fut­ter für die Vie­cher an, aber wir krie­gen die schon klein. Zur Not muss ich halt selbst mal dem Bol­zen­schuss­ge­rät da vorbeigehen.
Brau­se­boys: Ah, ja. Und gibt es noch wei­te­re, äh, Maßnahmen?
Smen­tek: Natür­lich ste­he ich auch in engem Kon­takt mit unse­rem Kul­tur­staats­se­kre­tär Tim Ren­ner. Sie wis­sen ja, da gibt es im Wed­ding immer noch die­ses Atze-Kin­der- und Jugend­thea­ter. Wir ver­su­chen zwar schon seit Jah­ren, die mit Mini-För­der­gel­dern aus­zu­trock­nen, aber die sind zäh. Aber sei­en Sie sicher: Das krie­gen wir aber auch noch hin.
Brau­se­boys: Und sie mei­nen, das alles hilft gegen stei­gen­de Mieten?
Smen­tek: Na klar, wenn hier kei­ner mehr hin will, kön­nen Sie wei­ter schön güns­tig hier woh­nen. Und ich bin end­lich die­se über­zäh­li­gen Schü­ler los und hal­te unse­ren Kin­dern, also denen in den rich­ti­gen Stadt­tei­len, die Mos­lems vom Hals. Klas­si­sche Win-Win-Situa­ti­on. Nicht umsonst war ich schließ­lich eine erfolg­rei­che Unter­neh­mens­be­ra­te­rin, bevor ich von der SPD zur Bezirks­stadt­rä­tin gewählt wur­de. Gucken Sie mal auf mei­ne Home­page, da steht das heu­te noch: „Rea­li­täts­na­he Pla­nung kom­ple­xer Restruk­tu­rie­rungs­pro­jek­te in Öffent­li­chen Ver­wal­tun­gen sowie ergeb­nis­ori­en­tier­te Mode­ra­ti­on und Steue­rung von Veränderungsprozessen.“
Brau­se­boys: Wir sind beein­druckt. Oder wie wir bei uns sagen: Respekt, Alter!
Smen­tek: Sehen Sie – Faci­li­ty Manage­ment, das bedeu­tet so viel mehr als Diplom-Haus­meis­ter! Wir wer­den die Kin­der schon schau­keln, haha! Und jetzt muss ich mich lei­der emp­feh­len, ich habe einer Freun­din ver­spro­chen, ihre Toch­ter noch rasch in den Prenz­lau­er Berg zu fah­ren, zum Chi­ne­sisch-Yoga-Kurs. Auf Wiedersehen!

Hips­ter vor Glas­ton­ne (Robert Rescue)

Ein Hips­ter steht vor mir an den Alt­glas­ton­nen in der Ant­wer­pe­ner Stra­ße. Er hält eine durch­sich­ti­ge Plas­tik­fla­sche in der Hand und will sie irgend­wo rein­tun, zögert aber. Sein Arm wan­dert von links nach rechts, dann wie­der zurück und schließ­lich ver­schwin­det die Fla­sche in der grü­nen Ton­ne. Dop­pelt doof, wür­de ich sagen.

Trobert_ausruferun­ken­heit im Stra­ßen­ver­kehr (Vol­ker Surmann)

Er fuhr schon in Schlan­gen­li­ni­en neben mir an die Kreu­zung auf der Mül­lerstra­ße und belohn­te sich, nach­dem er die Hal­te­li­nie nur knapp ver­fehlt hat­te, erst mal mit einen Schluck Bier aus der Pul­le. Weih­nachts­fei­er, mut­maß­te ich, sicher kommt er von einer Weihnachtsfeier.
Dann pas­sier­te das, was schon vie­len alko­ho­li­sier­ten Ver­kehrs­teil­neh­mern nachts an roten Ampeln pas­siert ist. Sein Kopf sack­te lang­sam aufs Kinn, und er schlief ein. Ich war beein­druckt, brach­te mich aber trotz­dem in einen siche­ren Abstand. Hin­ter mir fiel er schep­pernd und jau­lend mit­samt sei­nem Fahr­rad um.

Weih­nach­ten im Wed­ding (Paul Bokowski)

Den hal­ben Vor­mit­tag lang mit dem Paten­kind you­tube-Vide­os anschau­en, damit es beim Krip­pen­spiel ein gepfleg­tes “War­um liegt hier über­all Stroh rum?” raus­haut: Unbezahlbar!


 

2015 – ein Jahr zum Davon­lau­fen. Kann man dar­über einen unter­halt­sa­men Rück­blick machen? Die Brau­se­boys sind sich sicher: „Wir schaf­fen das!“

‘Auf Nim­mer­wie­der­se­hen 2015 – Das Jahr ist voll’ ist der 10. Jah­res­rück­blick der Brau­se­boys. Am 15.12. war die Pre­mie­re, aktu­ell geht es noch täg­lich wei­ter vom 5.–9.1.2016. Reser­vie­rung und Vor­ver­kauf über www.comedyclub.de – Wei­te­re Infor­ma­tio­nen auch über www.brauseboys.de

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