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Berliner Obdachlosenhilfe:
Das warme Herz des Wedding

Mehr als eine Suppenküche
14. November 2024

Ob Som­mer oder Win­ter: Jeden Mitt­woch­abend ste­hen die frei­wil­li­gen Hel­fe­rin­nen und Hel­fer der Ber­li­ner Obdach­lo­sen­hil­fe e.V. neben der Schil­ler-Biblio­thek an der Mül­lerstra­ße und geben an bedürf­ti­ge Men­schen kos­ten­los frisch gekoch­tes Essen, gespen­de­te Klei­dung und Hygie­ne­ark­ti­kel aus. Ermög­licht wird die­se Hil­fe durch Spen­den und durch vie­le Stun­den selbst orga­ni­sier­te Arbeit, zu der für den Ver­ein auch poli­ti­sches Enga­ge­ment gegen Obdach­lo­sig­keit gehört.

Die Stim­mung ist gut im Erd­ge­schoss des Genos­sen­schafts­hau­ses in der Lyn­ar­stra­ße 38. Gera­de hat der Tag der offe­nen Tür der Ber­li­ner Obdach­lo­sen­hil­fe begon­nen. Kaf­fee und Kuchen ste­hen auf dem Tre­sen des Cafés im gro­ßen Gemein­schafts­raum, Nach­ba­rin­nen und Mit­ar­bei­ten­de sit­zen in Grup­pen auf den hel­len Sofas oder ste­hen plau­dernd vor der Tür, da begin­nen die ers­ten Mit­glie­der in der pro­fes­sio­nell ein­ge­rich­te­ten Groß­kü­che mit der Essens­vor­be­rei­tung für den Abend. In gro­ßen Kis­ten sta­peln sich die Lebens­mit­tel, die Mit­ar­bei­ten­de des Ver­eins von der Ber­li­ner Tafel oder von Cate­rern wie Trans­gour­met als Spen­de abge­holt haben oder die von Spen­den­gel­dern hin­zu­ge­kauft wur­den. Zwei unter­schied­li­che Menüs wer­den vor­be­rei­tet. Es wird geschnip­pelt, gekocht und gelacht. So wie an die­sem Abend ist es auch, wenn die drei Tou­ren pro Woche vor­be­rei­tet wer­den, bei denen die frei­wil­li­gen Hel­fe­rin­nen und Hel­fer Bedürf­ti­ge in Ber­lin mit war­mem Essen und gespen­de­ter Klei­dung ver­sor­gen. Zusätz­lich sind auch immer Hygie­ne­ar­ti­kel, Schlaf­sä­cke oder Iso­mat­ten dabei. 

Der Bus der Obdach­lo­sen­hil­fe steht im Wed­ding, am Alex, am Kott­bus­ser Tor und im Han­sa­vier­tel. Der Wed­ding ist mitt­wochs dran. Kurz nach 18 Uhr muss der wei­ße Trans­por­ter des Ver­eins an sei­nem gewohn­ten Platz unter dem ehe­ma­li­gen BVV-Saal ste­hen. Die Gäs­te des Ver­eins war­ten schon. Es kom­men regel­mä­ßig 50–60 Gäs­te zum Wagen der Obdach­lo­sen­hil­fe. „Es sind nicht nur Obdach­lo­se, die zu uns kom­men“, erklärt Alex, ein Hel­fer, der schon eini­ge Jah­re dabei ist. „Es kom­men auch Gering­ver­die­nen­de, Men­schen, die Bür­ger­geld bezie­hen oder Rent­ne­rin­nen und Rent­ner, die von der Min­dest­ren­te leben müs­sen. Wir schi­cken nie­man­den weg.“

Der Ber­li­ner Obdach­lo­sen­hil­fe e.V. ist ein gemein­nüt­zi­ger Ver­ein, der Mit­glied im Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­band ist. Seit über zehn Jah­ren ist er mit Hilfs­tou­ren auf den Stra­ßen Ber­lins unter­wegs, um obdach­lo­se und bedürf­ti­ge Men­schen mit war­mem Essen, Geträn­ken, Klei­dung, Schlaf­sä­cken, Hygie­ne­ar­ti­keln und einem offe­nen Ohr zu ver­sor­gen. 2019 konn­te der Ver­ein die Räu­me im Genos­sen­schafts­haus in der Lyn­ar­stra­ße ein­zie­hen. Sozi­al­ar­bei­ter Ste­fan, Sozi­al­ar­bei­te­rin Maya und die Pro­jekt­ko­or­di­na­to­rin Woh­nen Anne-Kat­rin sind beim Ver­ein fest ange­stellt. Die Sozi­al­ar­bei­ter unter­stüt­zen gezielt Bedürf­ti­ge bei der Lösung ihrer Pro­ble­me. Dabei geht es oft um Anträ­ge für Arbeits­lo­sen­geld, Pro­ble­me mit der Kran­ken­kas­se, Schuld­ner­be­ra­tung oder auch Unter­stüt­zung im Umgang mit psy­chi­schen Schwie­rig­kei­ten und Alltagsproblemen. 

Zusätz­lich enga­giert sich der Ver­ein poli­tisch für die Bekämp­fung der Ursa­chen von Obdach­lo­sig­keit. „Poli­tisch aber par­tei­un­ab­hän­gig“ ist das Mot­to. Unter­stützt wer­den Initia­ti­ven wie „Mie­ten­wahn­sinn Nord“, „Kiez­kom­mu­ne“ oder „Deut­sche Woh­nen enteignen“.

Mög­lich gemacht wird die Ver­eins­ar­beit durch Spen­den, 70 För­der­mit­glie­der und 40 Akti­ve aus allen Alters­grup­pen, die über eine Tele­gram-Grup­pe ver­netzt sind und sich je nach frei­er Zeit selbst in einen Online-Schicht­plan für die Tou­ren ein­tra­gen kön­nen. „Wann du dazu stößt und wie lan­ge du dabei bist, kannst du selbst ent­schei­den“, sagt Micha­el, ein Akti­ver, der heu­te hin­ter dem Tre­sen steht. Die Vor­be­rei­tun­gen begin­nen meist gegen 14 Uhr, die ers­te Tour star­tet gegen 18 Uhr, die zwei­te Tour gegen 20 Uhr. Auf­ge­räumt wird in der Regel ab 22 Uhr. Wer nicht mit auf Tour gehen möch­te, kann beim Abho­len der Lebens­mit­tel oder beim Sor­tie­ren der Klei­der­spen­den hel­fen. Es ist gera­de die­se Fle­xi­bi­li­tät, die vie­le der Hel­fen­den schät­zen. Nie­mand muss sich für einen fes­ten, regel­mä­ßi­gen Ter­min fest­le­gen. „Und trotz­dem ist noch nie eine Tour aus­ge­fal­len“, freut sich Alex. „Es ist manch­mal anstren­gend. Aber dann ist es doch jedes Mal wie­der beein­dru­ckend, wenn der Wagen wie­der voll­be­packt los­geht“, ergänzt Michael.

Ber­li­ner Obdach­lo­sen­hil­fe e.V.
Lyn­ar­stra­ße 38
13353 Ber­lin-Wed­ding

Geld­spen­den für die Ber­li­ner Obdachlosenhilfe:

GLS-Bank IBAN DE76 4306 0967 1213 3027 00

BIC: GENODEM1GLS

oder über www.betterplace.org

Sach­spen­den kön­nen immer mitt­wochs, frei­tags und sams­tags 14–18 Uhr und sonn­tags von 15 bis 18 Uhr in der Lyn­ar­stra­ße 38 (Nähe S‑Bahnhof Wed­ding) abge­ge­ben wer­den. Bit­te vor­her auf der Web­site des Ver­eins unter “Bedarfs­lis­te” schau­en, wel­che Sachen gebraucht werden.

Wer mit­ma­chen will bei der Ber­li­ner Obdach­lo­sen­hil­fe, kann sich in den Online-Schicht­plan ein­schrei­ben und vor­bei­kom­men. Infos zu allen Tour­zei­ten, Stand­or­ten und den Schicht­plan fin­det ihr hier:

Die­ser Bei­trag ist 2022 erst­mals erschie­nen und wur­de aktua­li­siert neu veröffentlicht. 

Rolf Fischer

Ich lebe gerne im Wedding und schreibe über das, was mir gefällt. Manchmal gehe ich auch durch die Türen, die in diesem Teil der Stadt meistens offen stehen.

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