Die meisten Firmen, die es im Wedding gab, sind mit der Zeit aus dem Stadtbild verschwunden. So auch das Geschäft Damenmoden Hoffmann. Es war in der Schwedenstraße 15a ansässig – zumindest der Verkaufsraum. Um die Ecke in der Koloniestraße 4 war die Produktion. In einem alten Hinterhaus wurden die Kleider und Dienstkleidung genäht. Im Gebäude der Produktion befindet sich heute das Hotel am Luisenbad. Der Neffe der Inhaberin Alexander Schulz beschäftigt sich mit der Familiengeschichte und bringt uns eine typisch Weddinger Wirtschaftsgeschichte näher.
“Meine Tante Jutta Skotarczyk wohnte in der Koloniestraße 5. Sie begann eine Schneider-Lehre bei dem gebürtigen Rostocker Bruno Hoffmann, dem ersten Inhaber des Geschäfts. Irgendwie stimmte die Chemie, doch Bruno war vergeben. Seine Frau war allerdings schwer krank, so dass sich Schulz’ Tante auch privat für Bruno engagierte und dessen Frau pflegte. Zwischenzeitlich hat sie auch die Buchhaltung für die Unternehmung übernommen. Nach deren Tod heirateten der deutlich ältere Bruno und Jutta. Jahrelang arbeiteten sie zusammen, bis Bruno ins Rentenalter kam. Danach übernahm Jutta die Unternehmung, gab sie aber kurze Zeit später auf und fing als Schneiderin in einer anderen Unternehmung am Waidmannsluster Damm in Tegel an. Im Jahr 1979 zogen Bruno und Jutta aus dem Soldiner Kiez nach Tegel.
Viel ist von Damenmoden Hoffmann nicht bekannt, so ist die Geschäftsauf- bzw. ‑übernahme nicht überliefert – auch nicht, wie Bruno von Rostock nach Berlin kam. Leider ist dies alles wohl auch nicht mehr zu ermitteln. Sicher ist, dass die Unternehmung Mitte der siebziger Jahre verkauft wurde. Es sind nur wenige Artefakte bis heute erhalten geblieben, die bei Alexander Schulz in Berlin-Tegel aufbewahrt werden. Hierbei handelt es sich um die Gewerbeabmeldung von Jutta, der Lehrvertrag, der Gesellenausweis, diverse Gehaltsunterlagen, vereinzelte Bilder und eine alte Nähmaschine der Firma Pfaff aus der Produktionsstätte Koloniestraße. Dies alles hat in der Wohnung von Jutta bis zu deren Tod überlebt und wird nun seit 2011 von mir aufbewahrt. Auch von Bruno ist noch etwas erhalten. Ein Bild von etwa 1931 als Schneider (leider ohne Ortsangabe) und ein sehr altes Lehrheft.
Ich würde mich freuen, wenn ich Informationen zur Unternehmung Damenmoden Hoffmann im Wedding bekommen könnte. Vielleicht kann sich jemand an meine Tante erinnern?”
Text/Fotos: Alexander Schulz
Hinweise nimmt die Redaktion gerne entgegen.
Übrigens wird die Baulücke an der Koloniestraße 4–5 mit einem Bürohaus bebaut.
Text/Fotos: Alexander Schulz
Da gibt es noch viel zu erzählen, ich bin der Enkel von Erna Hoffmann und teilweise habe ich auch bei ihr gewohnt, und Onkel Bruno. Mit Jutta hat auch mein Onkel Detlef, Sohn von Erna, seine Lehre als Schneider gemacht. Meine Mutter und mein Vater arbeiteten von 1956 – 1968 ebenfalls in diesem Betrieb.