Von den großen Glasscheiben des Cafés an der Ecke Gerichtstraße/Pasewalker Straße aus lässt sich das Geschehen auf dem Nettelbeckplatz bei einem Kaffee, einem Frühstücksteller oder einem Mittagessen wunderbar beobachten. Schon seit 2005 gibt es hier das Café Mocca, das nach einem Umbau im Januar wieder eröffnet hat.
Die 42-jährige Urweddingerin Stephanie Behling betreibt das Café gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Vedat Kan und kennt das Auf und Ab der Gegend im tiefsten Wedding aus eigener Anschauung. Wobei sie die Entwicklung der Gegend meistens als Ab erlebt hat. „Erst hat die Postfiliale in der Gerichtstraße geschlossen, dann das Hostel gegenüber“. Auch der Verlust des Drogeriemarkts Schlecker tut weh. Denn Einkaufsmöglichkeiten und Anziehungspunkte gingen verloren, ebenso wie das deutsche Restaurant Postkutsche und das kroatische „Dubrovnik“. „Auch die Bayer-Mitarbeiter kommen nicht mehr so oft wie früher, als es bei Schering eine längere Mittagspause gab“, bedauert Stephanie Behling.
Zwar zieht das kulturell genutzte Krematoriumsgelände mit seinen Events und Ausstellungen ein Szenepublikum an, aber davon habe der Kiez nichts, finden die beiden Gastronomen, die ganz in der Nähe wohnen. Die Alteingesessenen dürften sich von den hippen Parties ebenso wenig angezogen fühlen wie die Galeriebesucher von dem unprätentiös gehaltenen Café, das konkurrenzlos günstig ist. Das Café steht für den ganz normalen Wedding, wie er früher einmal überall war und dem viele inzwischen nachtrauern.
Die umtriebigen Betreiber versprechen sich viel vom jüngsten Umbau, durch den der quadratische Gastraum eine grau-braune Optik bekommen hat. „Früher sind manche Gäste gleich wieder herausgegangen, wenn sie die Raucherlounge sahen“, erinnert sich Stephanie Behling. Jetzt gibt es keinen Raucherraum mehr, wodurch viel Platz an den riesigen Fensterflächen entstanden ist. Kinderwagenfreundlich und vollständig barrierefrei ist das helle Café auch. Gleich zwei Bonuskartensysteme honorieren den häufigen Besuch im Mocca.
Mit exotischen Food-Trends wird im Mocca nicht experimentiert: es gibt die guten alten Frühstücksteller, italienisch, französisch, englisch, orientalisch. Am besten läuft das „Knaller“- Frühstück, bei dem es ein bisschen von allem gibt. An warmem Essen stehen viele Kartoffel- und Eierspeisen auf dem Programm, ein wechselndes Wochengericht kommt noch dazu. Solide, normale Hausmannskost. Salate, Kuchen, Eis und an einem Außenstand auch Hotdogs: Überdrehtes wird man im Mocca vergeblich suchen.
Viele Stammkunden haben das Café erst nach Jahren entdeckt. „Man müsste uns einfach leichter finden“, sagt die Berlinerin Stephanie Behling, die ihren Optimismus nicht verlieren möchte. Ihr Partner wünscht sich eine bessere Unterstützung durch die Bezirkspolitik, damit der Nettelbeckplatz nicht auch noch die letzten traditionellen Gewerbebetriebe verliert. “Ganz ehrlich: wir kämpfen jeden Monat”, sagt Stephanie Behling ganz direkt. Wer den Wedding mit Herz und Schnauze sucht, findet ihn im Café Mocca.
Cafe Mocca
Gerichtstr. 31 Ecke Pasewalker Str.
Mo-Fr 7 – 20 Uhr
[…] normal, unaufgeregt und preiswert ist das Frühstücksangebot im Café Mocca, Gerichtstr. 31, nur Mo. bis Fr. ab 7 […]