Über den ÖPNV kann man sich oft ärgern. Überfüllte Fahrzeuge, Verspätungen, Zugausfälle, unangenehme Mitreisende, zu hohe Fahrpreise. Aber auch das Umsteigen bringt viele Zeitverluste. An welchen Stellen im Wedding ist das Umsteigen bequem und gut gelöst? Und wo könnte, ja müsste, dringend nachgebessert werden?
Leopoldplatz
Unter der Erde ist es nahezu perfekt. Die beiden U‑Bahnsteige kreuzen sich im rechten Winkel, breite Treppe hoch oder breite Treppe runter. Oben und unten können die U‑Bahn-Fahrer sogar sehen, ob auf der anderen Ebene gerade ein Zug einfährt. Schwierig wird es nur, wenn man vom einen Seitenbahnsteig der U6 auf den anderen will. Da muss man dann entweder runter zur U9 oder rauf auf die Straße.
Viele Busse beginnen oder enden am Leopoldplatz. An nur zwei über Eck gelegenen Haltestellenpositionen treffen sich hier die Linien 120, 142, 147, 221, 247 und 327. Dadurch ist das Umsteigen meist sehr bequem, außer wenn man zum 120er Richtung Hbf./Moabit möchte, der auf der anderen Seite der Müllerstraße abfährt.
Kurzurteil: Für die meisten Fahrgäste gut gelöst
Osloer Straße
Auch hier kreuzen sich zwei U‑Bahnlinien unterirdisch. Leider ist es klaustrophobisch eng, es gibt nicht so eine offene Umsteigesituation wie am Leopoldplatz. Nur Kenner wissen auf Anhieb, welche Treppe sie wählen müssen. Alle anderen irren erst einmal herum. Das riesige Zwischengeschoss ist ein Rondell, von dem aus die (wirklich vielen) Ausgänge zu Bus und Tram erreichbar sind. Zur Tram (M13, 50) in Richtung Virchow-Klinikum gibt es einen eigenen U‑Bahnausgang, den man im Zwischengeschoss leicht übersieht. Auch hier gilt: Wer sich auskennt, hat hier akzeptable Umsteigewege, obwohl die Anlage sehr komplex ist. Schließlich beginnen oder enden an drei oberirdischen Bushaltestellen auch noch die Linien 128, 150, 255. Wofür die BVG nichts kann ist, dass hier auf diesem Autobahnzubringer Tag und Nacht der Autoverkehr fast unablässig strömt.
Kurzurteil: Angesichts der Komplexität und der Verkehrsmenge akzeptabel
Gesundbrunnen
Wer zur tiefstgelegenen U‑Bahnstation Berlins der Linie U8 umsteigen möchte, muss lange Treppen in Kauf nehmen. Weiter oben gibt es dafür S‑Bahnen (S1, S2, S25, S41, S42), Regionalbahnen und sogar Intercity-Züge und ICEs. So viel Angebot gibt es sonst nirgends im Wedding. Dagegen nimmt sich die einzige Buslinie, der 247er, regelrecht bescheiden aus. Sie hat aber als Besonderheit zwei nebeneinander liegende Haltestellen vor dem Bahnhofsgebäude, für jede Richtung eine. So komplex die Anlage auch ist: Beim Umsteigen muss man nie an einer Ampel über eine Straße – und das ist doch schon mal was. Und nass wird man dank des (allerdings ziemlich zugigen) Empfangsgebäudes auch nicht mehr.
Kurzurteil: Lange Wege lassen sich beim Umsteigen hier nicht vermeiden
Osloer Str./Prinzenallee
Hier trifft die wichtige Straßenbahnstrecke der M13/50 auf die nicht weniger wichtige Metrobuslinie M27, die auf der quer verlaufenden Prinzenallee verkehrt. Wege über Ampeln lassen sich daher nicht vermeiden, und dass es sich meistens unangenehm anfühlt, liegt weniger an der BVG, sondern vor allem am permanenten Verkehrsstrom auf beiden Hauptverkehrsstraßen.
Kurzurteil: Nicht wirklich verbesserungsfähig
Pankstraße
Eigentlich ist das Umsteigen hier ganz gut gelöst. Vom Zwischengeschoss des Bahnhofs gehen zwei Treppen nach oben, eine führt zur Bushaltestelle des M 27 Richtung Jungfernheide, die andere zum M 27 Richtung Pankow. Nur: Muss es hier so lieblos, so siffig, so unangenehm sein? An dieser Station ist alles grau, schmuddelig und wenig einladend. Hier müsste die BVG Geld in die Hand nehmen und ein Reinigungskonzept entwickeln, damit das Umsteigen hier ein bisschen mehr Spaß macht. Und ein Fahrstuhl fehlt auch!
Kururteil: Das Umsteigen ist gut gelöst, aber unangenehm
Bahnhof Wedding
Als die Ringbahn bis 2002 wieder aufgebaut wurde, verschob man den S‑Bahnhof Wedding in Richtung Westen. So kann man heute direkt von der Bahnsteigebene auf den Mittelstreifen der Müllerstraße kommen, wo der (alte) U‑Bahneingang zur U6 erreicht wird. Es ist an alles gedacht, Fahrstühle und eine Rolltreppe zur S‑Bahn, aber irgendwie merkt man, dass die Planung nicht aus einem Guss ist. Die viel zu schmale U‑Bahntreppe führt auf eine leicht ansteigende Rampe zum Bahnviadukt, wo man bei Regen nass wird und ausrutscht. Was auch nervt: Oft sind Fahrstühle oder die Rolltreppe defekt, und dann wird das Umsteigen hier, wo wirklich viele Menschen sind, schnell zur Qual. Vielleicht könnte man dem Ganzen ein Bahnhofsgebäude spendieren?
Kurzurteil: Hier muss noch mal nachgebessert werden
Seestraße
Jahrzehntelang wurde hier improvisiert, und das Ergebnis ist wenig erfreulich. Aus dem einst viergleisigen Endbahnhof von 1923 ist später eine Haltestelle mit zwei Bahnsteigen geworden. Viel zu wenige, schmale Treppen führen auf die engen Bürgersteige der autogerechten Müllerstraße. Umsteigen zur Tram geht nur auf der westlichen Seite des U‑Bahnhofs, die im Moment baubedingt auch den einzigen Bahnsteig bietet. Alles ist eng, schmuddelig und nicht für die vielen Tausend Umsteiger ausgelegt, die sich hier inzwischen tummeln. Noch schlimmer ist es, wenn man einfach nur in die Kieze nördlich der Seestraße gehen möchte. Da muss man mitunter mehrere Minuten lang auf kurze Grünphasen für Fußgänger warten, um die Monsterkreuzung Seestraße/Müllerstraße zu überqueren. Aufzüge fehlen im Moment noch komplett, auch das Umsteigen zu den Bussen 120 oder 106 ist suboptimal gelöst. Wer Pech hat und im Berufsverkehr umsteigen muss, wird diesen Bahnhof nur als stressig empfinden.
Kurzurteil: Eine historisch bedingte Zumutung für Fahrgäste. Hier muss aber auch die Straße umgestaltet werden!
Reinickendorfer Straße
Auch an dieser Kreuzung ist das Auto König. Kurze Grünphasen für Fußgänger, die vom wichtigen Bus M 27 zur U 6 umsteigen wollen, machen das Umsteigen schwerer als nötig. Denn bis zum U‑Bahneingang sind es mehr als 100 Meter von der Bushaltestelle, auf denen es auch keinen Witterungsschutz gibt. Das alles ist zwar historisch gewachsen, aber gern umsteigen dürfte hier wohl niemand.
Kurzurteil: Fußgängerfreundlich sieht anders aus
Amrumer Straße
Die U‑Bahneingänge dieser Nachkriegsstation sind auf die Beuth Hochschule und das Virchow-Klinikum ausgerichtet. Beim Umsteigen in die Busse 142 oder 221 verliert man wenig Zeit. Nur wer Richtung Norden fahren will, muss über eine Ampel gehen. Insgesamt ein angenehmes Umsteigen an der Amrumer Straße!
Kurzurteil: Für die meisten sehr gut gelöst
Kurt-Schumacher-Platz
Der Bahnhof der U 6 liegt zwar knapp in Reinickendorf, ist aber ein wichtiger Knotenpunkt für Fahrgäste aus dem nördlichen Wedding. Er ist ganz aufs Umsteigen ausgelegt: Die eine Treppe führt zu allen Bussen Richtung Norden und Osten, die andere Treppe zu allen Bussen Richtung Süden, Westen und zum Flughafen Tegel. Es kann allerdings ganz schön chaotisch werden, weil es für alle Linien einer Richtung nur einen Bordstein gibt. Da stauen sich manchmal die Busse, so viele fahren hier ab. Viele gepäckbeladene Flughafen-Umsteiger kommen sich mit den Einheimischen in die Quere – Radfahrer und Busfahrgäste. Insgesamt gibt es hier eine durchdachte und komfortable Umsteigesituation – außer wenn man den neuen Aufzug nutzen muss, der in der Mittelinsel liegt und nur mit einer eigenen Ampel erreicht werden kann.
Kurzurteil: Hier wurde ein guter Knotenpunkt konzipiert.
Toll zusammengefasst, danke, Joachim!