Die Wachablösung ist längst vollzogen! Galt noch bis vor Jahresfrist der rotweinrotweiße Fußballclub aus Hohenschönhausen als dritte Kraft im Berliner Fußball, hat sich im Verlaufe der zurückliegenden Saison der Berliner Athletik-Klub 07 (BAK) als selbige im Nordostdeutschen Fußball etabliert. Spätestens seit dem 2:1‑Sieg gegen den Tabellenführer FSV Zwickau kann die Elf von Trainer Steffen Baumgart vom Aufstieg in die 3. Liga träumen. Die Ausgangslage: Bei einem noch ausstehenden Nachholspiel am 11. Mai in Auerbach liegen die Weddinger mit gerade mal noch drei Pünktchen hinter den Sachsen, die gleichwohl die bessere Tordifferenz haben. „Wir wollen aufsteigen, müssen aber nicht“, sagt denn auch Sportdirektor Kemal Halat – und reichte dennoch fristgerecht die Lizenzunterlagen für die unterste Profiliga im deutschen Fußball ein. Diesen Schritt hat im übrigen auch der verantwortliche Cheftrainer als Ziel ausgeben. „Ich habe immer gesagt, dass ich an die Regionalliga-Spitze will“, verrät Steffen Baumgart, der seit März vergangenen Jahres die im Moabiter Poststadion spielende Mannschaft übernommen hat.
Die dritte Kraft im Berliner Fußball
Dabei sah es lange gar nicht gut aus für den im Jahr 1907 gegründeten Berliner AK. Der hatte sich ohne Not im Juni 2006 als Ausbildungsverein für den türkischen Erstligisten Ankaraspor angedient. Dann folgte einen Monat später auch noch die Umbenennung in Berlin Ankaraspor Kulübü 07 und die Aufgabe der traditionsreichen Vereinsfarben rot-weiß zugunsten von Blau und Weiß des türkischen Mutterclubs. Zu allem Überfluss wurde dann auch noch Ahmet Gökcek, der in Ankara lebende Sohn des dortigen Bürgermeisters, zum 1. Vorsitzenden gewählt. Der absolute Tiefpunkt war erreicht, als sich die Vorstandsmitglieder des Stadtteilrivalen SC Yesilyurt Berlin in den BAK-Vorstand wählen ließen. Als dann auch noch Mitte 2007 Ankaraspor sein finanzielles Engagement beim BAK aufkündigte, verließ die gesamte 1. Mannschaft den Verein, der mit einer verstärkten A‑Jugend gerade so noch den Klassenerhalt schaffte. In ruhigeres und professionelleres Fahrwasser gelangten die Weddinger erst, als 2008 Bauunternehmer Mehmet Ali Han Präsident des Klubs wurde. Er sprang ein, als die unsägliche Kooperation mit Ankaraspor endete und 70.000 Euro Schulden zurückblieben.
Unvergessen ist der Auftritt des BAK in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals, als die Weddinger die Profis aus Hoffenheim im August 2012 mit einer 0:4‑Klatsche nach Hause schickten. Schon damals deutete sich an, dass in dieser Mannschaft das Potential für höhere Ligen steckte. Doch bis zur 3. Liga wird es noch ein beschwerlicher Weg. „Wir sollten nicht vergessen, dass Zwickau immer noch Tabellenführer ist“, mahnt Trainer Steffen Baumgart. Und selbst wenn der Berliner AK Sieger der Regionalliga Nordost werden würde – auf dem Weg zu den Profis müsste er sich erst noch in zwei Spielen gegen den Vertreter der Südwest-Regionalliga durchsetzen. Das nächste Heimspiel steigt am 19. April, 18 Uhr, gegen den ostdeutschen Traditionsverein FC Carl-Zeiss Jena. Das wäre doch auch für Noch-Nicht-Fans des BAK mal ein Grund, ins Poststadion zu pilgern.
Autor: Ulf Teichert