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Internationale Filmfestspiele im Wedding:
Mit Vorfreude auf den Berlinale-Abend

Im Gespräch mit anne Lakeberg vom City Kino Wedding
22. Januar 2022

In knapp drei Wochen, am 10. Febru­ar, beginnt die Ber­li­na­le. Auch im Wed­ding sol­len die Inter­na­tio­na­len Film­fest­spie­le wie­der ihren flie­gen­den roten Tep­pich aus­rol­len. Ein Inter­view mit Anne Lake­berg vom City Kino Wed­ding, das wie­der Film­fes­ti­val-Spiel­stät­te ist, über die Ber­li­na­le, aktu­el­le Fil­me und die Lage des Pro­gramm­ki­nos in der Pandemie.

Ein Leuchtschild mit Berlinale-Bär und roter Teppich vor dem City Kino Wedding.
Ein Leucht­schild mit Ber­li­na­le-Bär und roter Tep­pich vor dem City Kino Wed­ding. Foto: Hensel

Die Coro­na-Infek­ti­ons­zah­len stei­gen, die Hygie­ne­maß­nah­men wer­den stren­ger und ändern sich häu­fig. Kom­men die Men­schen trotz­dem noch ins Kino?
Anne Lake­berg: Ja, das stimmt, die Regeln ändern sich. Ich muss dann auch immer erst auf die Sei­te des Senats gehen, um genau zu wis­sen, was die Ände­rung für das Kino bedeu­tet und auch für mei­ne Mitarbeiter:innen vor Ort. Aller­dings ken­nen vie­le Gäs­te die Regeln dann auch schon von ande­ren Orten und sind nicht über­rascht. Die aller­meis­ten wis­sen Bescheid, brin­gen die Nach­wei­se mit und beschwe­ren sich auch nicht. Wenn sie erst­mal im Saal sit­zen und der Film beginnt, haben sie viel­leicht auch schon ver­ges­sen, dass sie etwas län­ger anste­hen muss­ten, weil eben nicht nur die Tickets son­dern jetzt auch Per­so und Impf­nach­weis und – jetzt neu – ein Test kon­trol­liert wer­den muss. 

Der wirk­lich gro­ße Teil unse­rer Gäs­te fühlt sich augen­schein­lich sicher bei uns im Kino und ich spü­re da kein Unbe­ha­gen. Aber der Saal ist ja auch nur maxi­mal bis zur Hälf­te belegt und er ist eben auch sehr groß, zudem haben wir eine sehr gute Belüf­tungs­an­la­ge. Der Janu­ar ist aber ansich einer der bes­ten Mona­te bei uns im Kino und das mer­ke ich lei­der bis­her nicht. Also ja, es gibt anschei­nend auch vie­le Leu­te, die sich gegen das Aus­ge­hen, das Kino ent­schei­den. Das sehe ich an den Zah­len und ich fürch­te schon, dass es mit 2G Plus Test für Geimpf­te nicht bes­ser wird. 

Anne Lakeberg, Betreiberin des City Kino Wedding, freut sich auf die Berlinale

Wie es das City Kino Wed­ding bis­her geschafft zu über­le­ben?
Anne Lake­berg: Glück­li­cher­wei­se gab es für Kino, vor allem Pro­gramm­ki­nos, ja eini­ge Unter­stüt­zung. Die Kino­pro­gramm­prei­se die jähr­lich vom Medi­en­board und vom BKM (Bun­des­be­auf­trag­te für Kul­tur und Medi­en - Anmer­kung der Redak­ti­on) ver­ge­ben wer­den, wur­den im letz­ten und vor­letz­ten Jahr deut­lich ange­ho­ben. Außer­dem habe ich auch Novem­ber- und Dezem­ber­hil­fe bekom­men und die Coro­na­hil­fen zu Beginn der Pan­de­mie. Damit kom­me ich bis­her ganz gut durch, aller­dings habe ich bis auf die Mie­te und mich ja kei­ne hohen Fixkosten. 

Wäh­rend der Lock­downs konn­ten mei­ne Minijobber:innen nicht arbei­ten und mein Midi­job­ber hat glück­li­cher­wei­se Kurz­ar­bei­ter­geld bekom­men. Dazu kam, dass ich im Okto­ber 2020 ja Mut­ter gewor­den bin und des­halb Eltern­geld bekom­men habe. Das hat mir auch sehr gehol­fen! Für mei­ne Mitarbeiter:innen, also die Mini­job­ber, war das natür­lich gro­ßer Mist und ich bin sehr froh, dass zunächst alle wie­der dabei waren und sie so über die Run­de gekom­men sind in den bei­den Lockdowns. 

Trotz­dem, ich mach mir schon auch Sor­gen wie es wei­ter­geht, denn jetzt sind wir zwar nicht geschlos­sen, aber die vol­len Vor­stel­lun­gen, die mei­ne Misch­kal­ku­la­ti­on aus­ma­chen – also mal eine vol­le Fes­ti­val­er­öff­nung, dafür bei einem regu­lä­ren Film mal weni­ger Gäs­te – die geht natür­lich nicht auf, weil ganz voll eben nicht geht. Und die Geträn­ke­ein­nah­men, die bei so gut besuch­ten Ver­an­stal­tun­gen sehr wich­tig sind, fal­len auch sehr viel gerin­ger aus, weil weni­ger Leu­te, klar, aber auch, weil ich schon mer­ke, dass die Leu­te schnel­ler gehen und nicht mehr aus­ge­las­sen feiern.

Vie­le Pro­duk­tio­nen wur­den wegen Coro­na ver­scho­ben, Fil­me kamen nicht ins Kino. Lohnt es sich im Moment über­haupt, in den Kino­saal zu gehen?
Anne Lake­berg: Oh, defi­ni­tiv Ja! Klar wer­den Fil­me ver­scho­ben, zum Bei­spiel war­te ich schon ewig auf den neu­en Film von Pedro Almo­do­var (“Mad­res parale­las”) und bei James Bond haben es ja alle mit­be­kom­men, was für eine Ver­schie­be­rei das war! Aber vie­le Ver­lei­her kön­nen jetzt auch nicht mehr war­ten und im letz­ten Jahr kamen tol­le Fil­me, wie “Der Rausch”, “Nomad­land” oder auch so ein Block­bus­ter wie “Dune”. Die sind alle auch ziem­lich gut gelaufen.

Trotz­dem, das Pro­blem ist viel mehr, dass die klei­nen Fil­me es noch schwe­rer haben als eh schon. Also Fil­me mit weni­ger bis gar kei­nem Wer­be­bud­get, die nicht durch das Gewin­nen von Prei­sen in die Pres­se kom­men, die kei­ne bekann­ten Stars oder Regisseur:innen haben. Es gibt eben momen­tan weni­ger Leu­te, die ins Kino gehen und die kon­zen­trie­ren sich noch mehr auf das, was sie eben in der Werbung/Presse sehen.

Wel­chen Film emp­fiehlst Du im Moment beson­ders?
Anne Lake­berg: Momen­tan läuft der neue Wes Ander­son “The French Dis­patch”- bei mir lei­der ja immer etwas spä­ter wegen der Ver­leih­po­li­tik – und “House of Guc­ci”. Also, es gibt wirk­lich vie­le Fil­me und ich habe jetzt irgend­wie nur die pro­mi­nen­tes­ten genannt. 

“Plea­su­re” zum Bei­spiel, der Debüt­film einer schwe­di­schen Regis­seu­rin (Nin­ja Thy­berg) über eine jun­ge Frau, die in der Por­no­bran­che in Los Ange­les Kar­rie­re machen will. Der ist wirk­lich sehr beein­dru­ckend, mit einer ganz tol­len Haupt­dar­stel­le­rin. Er ist hart, weil er recht genau zeigt, wie die Por­no­bran­che funk­tio­niert, aber es geht auch um eine jun­ge Frau, die mit viel Mut und Ehr­geiz einen eige­nen Weg fin­det. Ich kann den wirk­lich sehr emp­feh­len. Abge­se­hen davon gibt es ja die vie­len Fes­ti­vals bei mir mit ihrer ganz eige­nen Film­aus­wahl, die ja unab­hän­gig von den regu­lä­ren Starts sind und auch vie­le Pre­mie­ren und Pre­views zu mir ins Kino brin­gen wie die “Bri­tish Shorts”. Im Febru­ar kommt dann das “Final Girls Film Fest”, das immer eine tol­le Aus­wahl an Hor­ror­fil­men von und mit Frau­en hat.

Filmgespräch bei der Berlinale 2019: Anne Lakeberg (links) im Gespräch mit Schauspielerin Charlotte Rampling
Film­ge­spräch bei der Ber­li­na­le 2019: Anne Lake­berg (links) im Gespräch mit Schau­spie­le­rin Char­lot­te Ram­pling. Foto: Hensel

Bald fliegt der rote Tep­pich der Ber­li­na­le wie­der in die Kieze. Was kannst Du dazu schon ver­ra­ten?
Anne Lake­berg: Also, ich kann sicher ver­ra­ten, dass die Ber­li­na­le Goes Kiez wie­der zu uns kommt! Nach­dem der Tep­pich ja im letz­ten Jahr gar nicht geflo­gen ist… Lei­der ken­ne ich das Pro­gramm auch noch nicht und ich weiß auch noch nicht genau, wer und ob Gäs­te kom­men. Das neue coro­nabe­ding­te Kon­zept der Ber­li­na­le wur­de ja gera­de erst ver­kün­det. Ich bin aber sehr gespannt!

Was bedeu­tet die Ber­li­na­le vor dem aktu­el­len Hin­ter­grund fürs City Kino Wed­ding?
Anne Lake­berg: Das bedeu­tet mir immer viel! Natür­lich kommt die Ber­li­na­le, weil wir im Wed­ding, vor allem da oben, so ein schö­nes Außen­sei­ter­ki­no sind 🙂 Des­halb kommt sie auch immer wie­der, nun schon zum fünf­ten Mal. Aber eben auch, weil es so ein beson­de­rer Ort ist, der gan­ze Gebäu­de­kom­plex mit dem Cent­re Fran­cais, und weil das Kino zum Gla­mour eines gro­ßen Film­fes­ti­vals passt. Und ich bin natür­lich sehr dank­bar, dass dadurch immer ein klei­ner Wer­bungs­boos­ter kommt, denn die Ber­li­na­le hat natür­lich eine sehr gro­ße Reich­wei­te! Von der kann ich ja sonst nur träumen.

Was wird in die­sem Jahr Dein Ber­li­na­le-Moment?
Anne Lake­berg: Also, tat­säch­lich ist mein Plan jetzt, dass der Ber­li­na­le-Abend der Ers­te sein wird, den ich abends wie­der im Kino arbei­te! Mein Sohn muss das nun end­lich mit Papa schaf­fen und das macht den Abend dann für mich per­sön­lich zu etwas ganz Beson­de­rem und alles irgend­wie noch aufregender.

Mehr über die Ber­li­na­le 2022 im Wed­ding steht im Bei­trag: Die Ber­li­na­le 2022 im Wedding

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