Am Moabiter Friedrich-Krause-Ufer direkt auf der anderen Brückenseite des Sprengelkiezes entsteht auf dem Gelände der früheren ThyssenKruppSchulte-Aufzugwerke derzeit ein neuer, rund 42.000 Quadratmeter großer Gewerbecampus namens „Berlin Decks“. Wir trafen Projektleiter Tony Paumer, der uns erklärt, was das ambitionierte Projekt für den Wedding bedeutet.
Herr Paumer, Sie sind Projektleiter für die BERLIN DECKS. Was haben Sie hier am Rande des Sprengelkiezes vor?
Wir bauen eine Gewerbequartier mit vier Gebäuden und einem historischen Bestandsgebäude auf rund 42.000 Quadratmeter Mietfläche. Gebäude 1 soll Anfang 2024 fertig sein, die Grundsteinlegung hierfür erfolgt Anfang Juli; der Gesamtcampus soll 2025 eröffnen.
An wen richtet sich der Campus?
Es soll vor allem ein Medien- und Forschungscampus werden, das ist auch baurechtlich vorgegeben. Wir wollen aber eine bunte Mischung. Die Flächen sind maximal flexibel. Im Erdgeschoss haben wir Flächen mit acht Meter hohen Decken, da kann gelagert werden, da kann produziert werden, da kann aber auch ein Labor rein, ein Künstleratelier oder Büros. Wir wollen bewusst Flächen für Handwerker oder eine Kita reservieren. Hinzukommen viele Grünflächen und Orte für eine offene Gastronomie. Wir wollen den Campus bewusst mit der Nachbarschaft zusammen gestalten und organisch in die direkte Umgebung integrieren. Es soll kein isolierter Ort sein.
Das Gewerbeareal setzt laut Ihrer Webseite auf architektonischen Anspruch und Nachhaltigkeit. Wie sieht das in der Praxis aus?
Die Gebäude haben eine grüne Keramikfassade. Innen setzen wir auf Holzbau und weniger Stahl und Zement, was ein tolles Raumklima erzeugt. Jede Fläche hat Zugang zu den Dachterrassen. Es gibt auch Solaranlagen vor Ort und Biowärme.
Gibt es schon Betreiber und Mieter?
Das historische Bestandsgebäude ist bereits vollvermietet, für die Neubauflächen gibt es aussichtsreiche Gespräche. Für alle weiteren Mieteinheiten stehen wir noch in Gesprächen. Man kann sich schon jetzt über die Projekt-Webseite bewerben, da stehen unsere Kontaktdaten.
In Berlin setzt man sich mit solchen Großprojekten schnell in die Nesseln, man denke an die Proteste gegen den Google-Campus in Kreuzberg oder die Kontroversen um das Urban-Spree-Areal…
So ein Projekt lebt von der Mieterschaft, wir achten da als Eigentümervertreter auf eine bunte Mischung. Bei Entwicklungsprojekten wie diesen kommt am Anfang meistens ein großer namhafter Akteur, der dann den Startschuss gibt. Das heißt aber nicht, dass das Quartier davon schlecht wird. Aber wir bauen hier letztendlich für 100 Jahre und länger. Keiner weiß, was in 40 Jahren gebraucht wird.
Wie wird sich die Straße verändern?
Das Friedrich-Krause-Ufer ist größtenteils recht verwaist, man nutzte es jahrelang als eine Art Zubringer nach Tegel. Das Ufer ist eher ein Trampelpfad. Wir wollen das in Zusammenarbeit mit der Stadt ein bisschen aufwerten und mehr Aufenthaltsqualität schaffen. Aber wir werden hier nicht das Ufer zupflastern. Die Fußgängerbrücke geht zum Sprengelkiez, das ist wahnsinnig schön. Deshalb öffnet sich unser Campus auch zur Brücke, eine Art Brückenschlag zum Kiez.
Das Projekt wird den Gentrifizierungsdruck auf den Sprengelkiez sicher noch einmal erhöhen.