Das Netz der Gartenprojekte und Gemeinschaftsgärten im Wedding wird dichter und dichter. Immer mehr Menschen schließen sich zusammen, um gemeinsam zu pflanzen und die Kieze zu begrünen. In diesem Frühling startet ein weiteres Projekt: der Bellermanngarten. Er soll zwischen den Diagonalsperren an der Kreuzung Bellermannstraße und Eulerstraße entstehen. Am Mittwoch (23.2.) hat das erste digitale Kennenlerntreffen stattgefunden. Richtig los geht es bereits Anfang März.
Der Bellermanngarten gehört zu einem Modellprojekt in Mitte. An der betreffenden Kreuzung werden im Bezirk erstmals die sogenannten Kiezblocks erprobt (Beitrag: Ende einer Durchfahrt). Wie kann man die Verkehrswende im Kiez umsetzen und den Durchgangsverkehr reduzieren? Wie können durch die Sperren alternative Nutzungen ermöglicht werden, wie nachbarschaftliche Begegnungen gefördert werden? Das sind Fragen des Kiezblock-Versuchs. Das Gartenprojekt fügt jetzt eine weitere Frage hinzu: Wie verhält es sich, wenn man ein Gartenprojekt im Straßenraum etabliert? Um das gemeinsam mit den Bewohner:innen auszuprobieren ist das Projekt „Klimakiez Badstraße“ unter anderem angetreten.
Grober Plan mit vielen Ideen
Für die Aussicht, bald in Hochbeeten auf der Straße zu gärtnern, konnten sich am Mittwoch 17 Teilnehmende begeistern. Sie nahmen an dem ersten digitalen Treffen teil. Unter ihnen waren Bewohner:innen und Vertreter von Initiativen wie der NachbarschaftsEtage der Fabrik Osloer Straße oder der Kümmelküche. Auch ein Quartiersrat vom Quartiersmanagement Badstraße (QM) war vertreten. Sie alle wollten wissen, wann und wie es losgeht im Bellermanngarten. Wie Robert Esau von der gruppe F, Träger des Klimakiez-Projektes, sagte, werde aktuell mit zehn bis zwölf Hochbeeten geplant. „Es soll ein Parklet als zentrales Element geben und verschiedene Sitzmöglichkeiten“, sagte Robert Esau. Dabei könnten die Hochbeete nicht überall stehen: „Wir müssen eine relativ breite Durchfahrt einhalten, damit Rettungskräfte im Notfall durchfahren können“. Feuerwehr und Polizei hätten dafür Spezialschlüssel, um die Poller kippen zu können.
Aktuell stimmt sich das Projekt mit dem Straßen- und Grünflächenamt (SGA) über den groben Plan ab. Denn das Amt gibt nicht nur die Genehmigung, es unterstützt das Projekt auch, beispielsweise mit Bänken oder Bäumen für die Baumkübel. Auch bei der Bewässerung der Bäume ist das SGA dann mit im Boot. Bei den detaillierten Planungen für den Garten soll die Gartengruppe mitreden, und die ist noch gar nicht gegründet. „Wer noch mitmachen möchte, kann sich sehr gern melden“, sagt Emmily Wiedenhöft von der gruppe F.
Infohäuschen kommt Anfang März
Anfang März sollen die ersten Zeichen für den Garten im Kiez sichtbar sein. „Wir haben einen relativ engen Zeitplan. Im März wird ein Infohäuschen als eine Art Litfasssäule aufgestellt, Mitte März gibt es das Gründungstreffen und Anfang April sollen schon das Parklet und die Hochbeete gebaut und bepflanzt werden“, sagt Robert Esau. Eine multifunktionale Bühne steht auch auf der Wunschliste des Bellermanngartens, doch das Budget ist klein. Die Umsetzung müsse daher kostengünstig sein – da heißt es selbst bauen und upcyceln wo es geht. Wichtig sei es, dass eine schöne Aufenthaltsfläche für den Kiez entstehe, denn laut Robert Esau wurde dieser Wunsch vielfach an das Projektteam herangetragen. Die neu gestaltete Fläche soll im Sommer zum Beispiel bereits für ein Sommerfest genutzt werden.
Wie lange der Bellermanngarten bestehen wird, ist indes noch nicht geklärt. „Zunächst ist er als temporäres Projekt geplant. Für den Bezirk ist es ein Experiment. Vieles kommt darauf an, wie sich der Garten entwickelt, ab die Bewohner:innen sich kümmern. Sollte das so sein, dann bestehen gute Chancen, dass das Garten auch über die Laufzeit des Klimakiez-Projektes hinaus bestehen kann“, erklärte Emmily Wiedenhöft.
Das Projekt Klimakiez Badstraße
Das Projekt Klimakiez Badstraße gibt es seit drei Jahren, es beschäftigt sich mit den Folgen des Klimawandels und will Klimaanpassungsmaßnahmen auf Kiezebene planen und umsetzen. Das Projekt wird mit Mitteln aus dem Programm „Sozialer Zusammenhalt“ vom Quartiersmanagement Badstraße gefördert. Träger ist das Landschaftsplanungsbüro gruppe F, das bereit im Soldiner Kiez und im Brunnenviertel verschiedene QM-Projekte durchgeführt hat. Im Quartier Badstraße ist es bereits ein Folgeprojekt.
Im ersten Projekt hat das Team unter anderem hitzebelastete Orte im Kiez identifiziert, ein Parklet gebaut und Aktionen zur Umweltbildung durchgeführt. Auf Grundlage einer mit Bewohner:innen erarbeiteten Klimastrategie wurden mehrer Potentialflächen gefunden. Noch bis Ende 2023 hat das Projekt nun im Folgeprojekt Zeit, zwei konkrete Klimaanpassungsmaßnahmen umzusetzen: Neben dem Bellermanngarten soll auch der Vorplatz vor dem „Seniorita Ploff“ in der Eulerstraße zu einem Aufenthaltsort im Kiez umgestaltet werden, allerdings erst im kommenden Jahr. Gepflegt werden sollen beide Orte durch Patenschaften von Bewohner:innen und Kiezinitiativen.
Mitmachen erwünscht!
Wer mitmachen möchte im Bellermanngarten, der sollte zum Gründungstreffen gehen. Es findet am Freitag, 18. März, 17 Uhr an der Kreuzung Bellermannstraße und Eulerstraße statt. Weitere Fragen zum Bellermanngarten beantwortet Emmily Wiedenhöft per E‑Mail unter [email protected] oder telefonisch unter (030) 6 11 23 34. Weitere Informationen gibt es auch online auf der Webseite des Klimakiez-Projektes. Für den Bau der Hochbeete brauchen die Kiezgärtner:innen unter anderem Holzspenden, vor allem Euro-Paletten. Wer welche übrig hat, kann ebenfalls Kontakt zum Projektteam aufnehmen.
Heute fahren hier wieder die 600 PS Gangster Porsche mit 80 Sachen durch die Eulerstraße. Da hilft auch euer BullerBü Gärtchen nichts. Solange man diesen Verbrechern nicht das Handwerk legt.
Ergebnis des ganzen Kiezblock Schwachsinns: Die Eulerstr. wird final zur Rennstrecke. Hier kann man nur noch wegziehen.
Eulerstraße/Ecke Klever kommt auch noch ein Kiezblock. Vielleicht bremst das dann die 600 PS Gangster? Siehe Beitrag “Ende einer Durchfahrt” (https://weddingweiser.de/kiezblock_bellermannstrasse/)
Hallo
es ist immer wieder schön zusehen das der Mensch sich selbst organisiert und Dinge auf die Beine stellt
Politik ist viel zu behäbig und schafft meist nur neue Probleme
in diesem Sinne
Vielen Dank für die vielen Artikel zum Klimakiez! Da hält einen der Weddingweiser immer sehr aktuell. Nun versuche ich seit längerem herauszufinden, wann denn die weiteren Diagonalsperren errichtet werden sollen – und finde dazu nur allgemeine Angaben “im Frühjahr”. Hat jemand genauere Infos oder verschieben die sich wie die geplante Veränderung auf dem Vorplatz vor dem „Seniorita Ploff“ in der Eulerstraße?
Hallo Tim, zu dem genauen Termin für die weiteren Diagonalsperren weiß ich leider auch nicht mehr. Da müsste man mal die Verkehrsstadträtin fragen. Vielleicht leist sie ja mit… (?) Ansonsten kann ich gern eine offizielle Anfrage ans Bezirksamt stellen. Viele Grüße: Dominique
Vielleicht hilft es ja, der Verwahrlosung des öffentlichen Raumes etwas Schönes und Produtives entgegenzusetzen. Gleichwohl fürchte ich das Gegenteil: Es könnte zum Müllplatz verkommen. Man gucke sich nur die umliegenden Straßen an.
Deine Hoffungen sind sehr berechtigt, Hannes! Schau Dir mal das Umfeld der anderen Gartenprojekte in der Nähe an (Diesterbeet Swinemünder Straße, Mauergarten, Gleim-Oase oder Wilde 17 beispielsweise). Dort kümmert sich jetzt jemand und es hat dazu geführt, dass die einstigen Dreckecken kleine Oasen für die Nachbarschaft geworden sind. Verwahrlosung ist ein Befürchtung, die nur der Grünflächenamt immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt, wenn Bürger:innen aktiv werden wollen. In der Realtität ist es genau andersherum. Viele Grüße und viel Spaß beim Gärtnern: Dominique