Im Eingangsbereich türmen sich Geschenke und Blumenschmuck: Die gestrige Hochzeit war ein voller Erfolg. Mit müden Augen räumt das frischgebackene Brautpaar nach und nach die Überreste des Festes ins Auto. Bis spät in die Nacht haben sie getanzt. Kein Wunder, bei dem Ambiente. Stolz zeigt Sabine Atzberger-Göbel den prunkvollen Ort des Geschehens: der Ballsaal in der Wriezener Straße im Soldiner Kiez. Es ist, als ob man eine andere Welt betritt – auch wenn eine junge Frau mit Mop gerade eifrig über den Parkettboden wischt, um diese Welt wieder zum Glänzen zu bringen.
Sofort hat man rauschende Feste um die Jahrhundertwende vor Augen oder elegante Partys der Zwanzigerjahre, mit Kurzhaarfrisuren und langen Zigarettenhaltern. Ein großer Lüster erhellt die mintgrün getünchten Wände. Schwere, cremefarbene Vorhänge umrahmen die hohen Fenster, durch die der Sonntagnachmittag hereinblinzelt.
Über den kleinen Wintergarten erreicht man einen grünen, überraschend stillen Innenhof. Dort fängt die Herrin des Hauses an zu erzählen: 1989 hat die Kostümbildnerin aus München die Immobilie erstanden. „Ich hatte gerade etwas Geld geerbt und wollte sowieso nach Berlin. Und dann ist auch noch die Mauer gefallen.“ Ideale Bedingungen also. Bei der Besichtigung des Gebäudes zog die junge Frau einen Architekten zu Rate. Dieser fand Räumlichkeiten und neue Besitzerin so gut, dass er sie dort nur wenig später heiratete. Es war die erste Hochzeit, die der Ballsaal unter der Leitung von Sabine Atzberger-Göbel erlebte – und es folgten noch zahlreiche.
Neben Trauungen, Weihnachts- und Geburtstagsfeiern wählten auch verschiedene Veranstalter den Ort als Kulisse. Eine Modenschau hüllte den Raum mal ganz in Spinnweben. Beim Dreh für ein Musikvideo flogen Spaghetti und Tomatensauce so wild durch die Gegend, dass der Hausmeister sich ernsthaft Sorgen um die schönen Wände machte. Sogar einige Szenen von Till Schweigers „Zweiohrküken“ wurden im Ballsaal gedreht. Der spezielle Schwingboden eignet sich zudem ausgezeichnet zum Tanzen: Von Tango bis Hiphop wurden hier schon viele heiße Sohlen aufs Parkett gelegt. Ein Highlight sind auch die Kiez-Konzerte des Berliner Konzerthauses. Diese finden regelmäßig statt, ein Blick ins Programm lohnt sich. Außerdem findet einmal im Jahr ein Yoga-Wochenende statt. „Dann ist alles so still … Ganz anders als sonst!“, lacht Atzberger-Göbel.
Inzwischen haben Braut, Bräutigam und Schwiegereltern die Aufräumarbeiten beinahe hinter sich gebracht. Die beiden Frischvermählten sind selbst Weddinger und freuten sich riesig, als der Trauzeuge einen Festsaal im eigenen Bezirk aufspürte. Nur wenige können glauben, dass es ausgerechnet im Soldiner Kiez so einen magischen Ort gibt – umso besser für die, die ihn tatsächlich finden.
Der Text wurde uns vom “Soldiner – das Magazin vom Kiez an der Panke” zur Verfügung gestellt. Das Magazin erscheint vier Mal im Jahr. Das Thema des aktuellen “Soldiner” ist “In Bewegung”. Mehr gibt es auf dem neuen Redaktionsblog www.dersoldiner.wordpress.com.
Text: Alexandra Resch, Foto: Ballsaal
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Würde gern das Programm im Ballsaal Wriezener Str. lesen.Gibt es auch öffentliche Tanzabende für älteres Publikum?
Ja, das soll es auch geben. Schau doch bitte mal auf der Webseite des Ballhauses nach, ob sich etwas Passendes für Dich findet! Hier ist er Link: https://www.ballhauswedding.de/tickets
Viele Grüße: Dominique