Der Leopoldplatz hat sich nach der Abschaffung der Straßenbahn in Berlin (West) 1967 zu einem Busknotenpunkt entwickelt. Hier treffen sich seit 1961 zwei U‑Bahn-Linien, zudem hat der Platz von der Stadtplanung der Nachkriegszeit die Funktion eines Zentrums für den Wedding erhalten. Sieben Linien fahren den Platz am Tage an. Zwei davon sind eine nähere Betrachtung wert…
Linie 221 im Wedding, früher A64…
Die beiden Linien, die vom Leo aus die Luxemburger Straße entlangfahren, haben eine sehr bewegte Geschichte. Die Streckenführung der Linie 221, die heute den Leo über das Afrikanische Viertel mit dem Märkischen Viertel verbindet, existiert in dieser Form erst seit 1994. Der Weddinger Abschnitt wurde schon seit 29.9.1963 vom A64 bedient. Diese lange Linie verband den Vinetaplatz im Brunnenviertel über den Leopoldplatz, die Amrumer und die Afrikanische Straße mit der Gotthardstraße/Teichstraße in Reinickendorf. Der Kurt-Schumacher-Platz wurde von dieser Linie nicht berührt. Ab 1971 wurde die Linie zeitweise bis ins Märkische Viertel verlängert.
Bei der Umbenennung aller West- und Ost-Berliner Liniennummern im Juni 1991 erhielt der 64er die neue Nummer 328. Die Endpunkte haben sich öfter ein wenig verändert, so fuhr der Bus zeitweise vom Weddinger Gartenplatz über den Leopoldplatz und das Afrikanische Viertel zum Nordgraben in Reinickendorf. Ab 1994 wurde die Linie 328 am Leopoldplatz in zwei Teile gekappt. Den Abschnitt durch das Afrikanische Viertel legte die BVG mit der Linie 221 zusammen, wodurch ab diesem Zeitpunkt auch der U‑Bahnhof Kurt-Schumacher-Platz erreicht wurde. Abgesehen von einem Schlenker, den der 221er von 1994 bis 2003 über Holländerstraße, Londoner Straße und Petersallee fuhr, hat sich die Grundstruktur der Linie lange nicht geändert.
2012 wurden jedoch die Linien 122 und 221 im Märkischen Viertel miteinander verknüpft. “Dadurch übertragen sich Verspätungen des 122ers auf den 221er”, erklärt ein Busfahrer, der den Frust genervter Fahrgäste am Weddinger Linienende abbekommt. Aus dem ursprünglich recht zuverlässigen 221er ist nun ein verspätungsanfälliger Kandidat geworden. Staufallen auf der Scharnweberstraße tun ein Übriges, um das Warten auf den Bus zu einer Geduldsprobe werden zu lassen. Dazu teilt uns die BVG auf Anfrage mit: “Derzeit verfolgen wir zwei Handlungsansätze, um die teilweise erheblichen Verspätungen zu reduzieren. Ein Ansatz wäre es, im Bereich Scharnweberstraße einen Bussonderfahrstreifen einzurichten. Auf Grund der gesamten verkehrlichen Situation gestaltet sich die Planung schwierig”, so die BVG. “Ein weiterer Ansatz, den wir prüfen und diskutieren, ist die Teilung der Linie 221 im Bereich Kurt-Schumacher-Platz.” – Dabei wäre die Lösung doch so einfach: warum nicht die unheilvolle Verknüpfung des 122ers mit dem 221er wieder aufheben?
Linie 142: leider nur bis zum frühen Abend
Der heutige 142er hat mehrere Vorgängerlinien. Ab 18.4.1957 fuhr die neue Linie A16 vom Louise-Schroeder-Platz über die Seestraße/Amrumer Str. und die Föhrer Straße zum Breitenbachplatz. Die U‑Bahn-Linie G (heute U 9) gab es erst ab 1961. Später begann die Linie in Reinickendorf an der Klemkestraße, kam über die Amrumer Straße in den Sprengelkiez und band diesen über die Fennbrücke an Moabit, den Nollendorfplatz und den Breitenbachplatz in Dahlem an. Ab 1987 führte die Linie auch über den Leopoldplatz und erhielt die windungsreiche Streckenführung über die Luxemburger, Torf‑, Sprengel- und Tegeler Straße, die sie bis heute hat. Im Juni 1991 wurde aus dem 16er die Linie 106, doch schon 1993 wurde die Linie in 248 umbenannt. Diese führte nun statt über Alt-Moabit die Heidestraße entlang und endete dann in Kreuzberg. Bei der großen Netzreform 2004 wurde der Weddinger Abschnitt des 248ers in die Linie 147 integriert, die vom Sprengelkiez kommend über die Müllerstraße und Friedrichstraße zum Ostbahnhof führte. Ab dem 28. März 2010 wurde daraus dann der 142er, der wieder über die Heidestraße – und damit zum neuen Hauptbahnhof fährt.
Einer der Haken an der Linie ist: sie verkehrt nur werktags von 6 – 21 Uhr. Abends und an Sonntagen geht auf dieser Verbindung gar nichts mehr. Das ist erstaunlich, handelt es sich doch um eine wichtige Direktverbindung zwischen dem Virchow-Klinikum und dem Hauptbahnhof. Auch dazu haben wir die BVG befragt. “Das Stadtviertel rings um den Hauptbahnhof und die Heidestraße entwickelt sich recht dynamisch und es ist absehbar, dass auch aus diesem Grund Veränderungen am Liniennetz in den nächsten Jahren stattfinden werden, um den künftigen Verkehrsströmen gerecht zu werden.” Die Planer wollen dabei mehrstufig vorgehen. Unter anderem prüft die BVG eine Ausweitung der Betriebszeiten. “Mit der weiteren Entwicklung des Gebietes werden wir auch Maßnahmen für eine Verdichtung des Angebotes umsetzen”, so die Planer der Verkehrsbetriebe. Hierzu bestünden Überlegungen, die mehr Busse auf der Linie 142 vorsehen, aber auch neue Linien im städtebaulichen Entwicklungsgebiet nördlich des Hauptbahnhofs könnten hinzukommen.
Mit dem Angebot auf der Linie 142 wird man also noch eine Weile leben müssen. Und wenn doch ein Bus kommt, steht er wahrscheinlich ohnehin bald im Verkehrschaos. Torstraße, Invalidenstraße und Heidestraße sind baustellen- und staugeplagte Innenstadtstrecken. Für den Sprengelkiez-Bewohner heißt das im Zweifel: Fußmarsch zu einer der drei nächsten U‑Bahn-Stationen.…
[…] 142 Ostbahnhof – Hauptbahnhof – Leopoldplatz 82,5 % (Linienporträt) […]