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Welcher Müll die Weddinger stört:
Auf dass der Müll uns nicht trennt

21. August 2024
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Mit künst­le­ri­schen Mit­teln erzählt das Müll Muse­um Sol­di­ner Kiez eine unge­wohn­te Geschich­te des Wed­ding – und doch eine, die vie­le Men­schen im Stadt­teil bewegt. Jetzt ist die Mit­hil­fe der Wed­din­ger gefragt, wenn es um den anste­hen­den Müll­gip­fel geht. 

Eine Blei­stift­zeich­nung zeigt einen Cof­fee-to-go-Becher, der ein­ge­knickt auf der Stra­ße liegt. Sei­ne Ober­flä­che ist dun­kel schaf­fiert. Der Rand glänzt weiß. Der Becher füllt die gesam­te Flä­che des Bil­des aus. Man könn­te mei­nen, er plat­ze förm­lich aus den Rah­men. Die Zeich­nung ist 2018 wäh­rend eines Spa­zier­gan­ges durch den Sol­di­ner Kiez ent­stan­den. Die Künst­le­rin war Schü­le­rin des Ober­stu­fen­zen­trums “KIM” und hat­te doku­men­tie­ren wol­len, was auch sechs Jah­re spä­ter ist: 20 000 Kunst­stoff­be­cher wer­den stünd­lich in Ber­lin verbraucht.

Die Zeich­nung hängt im Müll Muse­um Sol­di­ner Kiez. Sie erin­nert dar­an, dass auch der Müll die Ber­li­ner trennt, wie es sonst nur die Mau­ern konn­te. Wer im Super­markt auf Ver­pa­ckung ver­zich­ten möch­te, muss tief in die Geld­bör­se grei­fen. In Zei­ten von Infla­ti­on und stei­gen­der Mie­ten kön­nen das nur weni­ge. Das Muse­um hat sich daher zur Auf­ga­be gemacht, mit sei­nen 28 Müll-Kunst­wer­ken die Geschich­te des Kiezes und sei­ner Bewoh­ner zu erzäh­len. Das Cover des Kin­der­bu­ches Ede und Unku, ein Döner aus Kne­te oder eine Bret­ter­bu­de in Form eines Autos: Die Kunst­wer­ke spie­geln die poli­ti­schen Säu­be­run­gen in den 1930er Jah­re über das müh­se­li­ge Ankom­men der Gast­ar­bei­ter bis in die Gegen­wart. Auf hohem ästhe­ti­schem Niveau wur­den sie von der Nach­bar­schaft ange­fer­tigt – oder waren bereits da, wie die Digi­tal Jesus-Skulp­tur aus Elek­tro­schrott des kürz­lich ver­stor­be­nen Foto­gra­fen Ron Ger­lach und Oli­ver Brei­ten­gra­ser. In mys­ti­schen Far­ben glän­zen Han­dy, Pla­ti­nen & Flop­pie und doku­men­tie­ren eine Welt, die im rasen­den Tem­po Res­sour­cen aus­beu­tet – und die Men­schen in Kun­den und Kon­su­men­ten ein­teilt. Brei­ten­gra­ser, der eini­ge Jah­re auf der Stra­ße leb­te, konn­te zuse­hen, wie die Men­schen immer wei­ter in ihre Smart­phones her­ein­ge­zo­gen wur­den, bis sie letzt­lich wie Zom­bies durch die rea­le Welt wan­dern. Einen Blick her­un­ter auf Brei­ten­gra­ser, der auf dem Boden kau­er­te, gab es nicht.

Wel­cher Blick aller­dings unver­meid­lich ist: der in die eige­ne Müll­ton­ne. Der erzählt nicht nur vom Life­style der Men­schen, die ihn pro­du­zie­ren, son­dern auch etwas über die Umstän­de, in denen sie leben. In vie­len Miets­häu­sern quel­len die Ton­nen chro­nisch über. Nicht sel­ten führt das zu Strei­te­rei­en in der Nach­bar­schaft. Dabei sind sich alle einig: Der Müll ist mehr geworden.

Wie der Kiez den Müll bekämp­fen könn­te, das wird im Novem­ber auf dem Müll­gip­fel Ber­lin-Mit­te im Müll Muse­um Sol­di­ner Kiez erör­tert. Gemein­sam mit dem Bezirks­amt, Ver­mie­tern, Bewoh­nern und Gewer­be­trei­ben­den des Sol­di­ner Kiezes wer­den Haus­müll, Müll im öffent­li­chen Raum und Gewer­be­müll unter die Lupe genom­men wer­den. Zuvor bit­tet das Muse­um um Mit­hil­fe und will von den Bewoh­nern von Mit­te wissen:

Wel­cher Müll stört euch? Wor­an liegt das Müll­pro­blem in eurem Haus? Und wel­cher Müll liegt euch auf dem Herzen?

Bit­te sen­det eine E‑Mail an [email protected] Betreff: Mein Müll

oder kommt zur Wie­der-Eröff­nungs­par­ty am 6.9. ab 13 Uhr ins Müll Muse­um Sol­di­ner Kiez

Text: Lena Reich, Fotos: Müll Museum

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1 Comment

  1. Es ist recht ein­fach, sich einen leich­ten Hen­kel­be­cher und Besteck in den Ruck­sack zu ste­cken .und stets dabei zu haben … .. Und wenn schon absur­de Umstän­de – wie das scheuß­lich vie­le Papp­zeug, Sperr­müll und Sprit­zen auf den Stra­ßen und in den Parks um sich grei­fen, kann man fast auf die Idee kom­men, ein digi­ta­les Rück­ga­be­sys­tem im Frei­en ein­zu­füh­ren: für jedes in einen Müll­ei­mer, also “BSR-Filia­le” 🙂 ent­sorg­te gemar­ker­te Muell­dngs bekommt man Punk­te auf einer Zero­Was­te­Card und irgend­wann eine net­te Beloh­nung dafür … vllt vom Müll Muse­um Sol­di­ner Kiez

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