Tag der Deutschen Einheit. Feiertag. Start ins lange Wochenende für die Berlinerinnen und Berliner. Aber nicht für viele Polizeibeamte, die genau wie Feuerwehrleute oder Krankenhauspersonal trotzdem im Einsatz sind. So auch im Abschnitt 36, Berlin Gesundbrunnen. Wir wollen uns ein Bild vom Polizeialltag in Gesundbrunnen machen und begleiten eine Nachtstreife. 18 bis sechs Uhr morgens, zwölf Stunden lang. Wir, dass sind Özcan Mutlu, Wahlkreisabgeordneter von Berlin-Mitte und stellvertretendes Mitglied im Innenausschuss des Deutschen Bundestages und ich, Daniel Gollasch aus dem Kreisvorstand der Grünen in Mitte und Weddingweiser-Blogger.
18 Uhr Treffen auf der Polizeiwache Pankstraße. Die Tagschicht macht gerade Feierabend, die Nachtschicht übernimmt. Hektische Betriebsamkeit. Özcan Mutlu bringt Donuts mit. Dann geht es raus in die Nacht. Im Abschnitt sind mehrere Streifenfahrzeige gleichzeitig unterwegs. Alle Notrufe in Berlin gehen in der zentralen Leitstelle am Platz der Luftbrücke ein. Im Schnitt einer alle 23 Sekunden. Von dort werden die verschiedenen Polizeiabschnitte angefunkt.
Die Nacht beginnt erstaunlich ruhig. Keine Verkehrsunfälle, keine Schlägereien. Nach 22 Uhr kommen die ersten Beschwerden wegen unzulässigem Lärm. Eine Anwohnerin mokiert sich über „Geigengedudel“ aus der Nachbarwohnung. Einfach mal klopfen und um Ruhe bitte wäre natürlich einfacher gewesen. Aber warum mit der Nachbarschaft kommunizieren, wenn man auch den Notruf wählen kann? Ernster wird’s in einigen Kneipen um die Soldiner Straße. Grölende Gäste, eine überforderte Kellnerin, hier werden wir heute Nacht nicht das letzte Mal gewesen sein.
Skurril wird es im Stattbad Wedding. Ein Anrufer meint, er und seine Familie fühle sich von einem Porno gestört, der in der Bar laufen soll. Warum er dann Nachts um halb drei mit seiner Familie aus dem Fenster gegenüber gucken muss, verrät er nicht. Der Porno stellt sich als Kultfilm Barbarella mit Jane Fonda aus dem Jahr 1968 heraus.
Es wird ruhiger, Daniel muss pinkeln, Kaffeepause beschließen die Beamten und steuern die Wache an. Doch die Pause währt nicht lang. „Einsatz!“ Drei Wagen rauschen mit Blaulicht zum U‑Bahnhof Pankstraße. Schlägerei. Täter flüchtig. Als wir ankommen, sind die schon über alle Berge. Weiter geht’s zur hilflosen Person, die gemeldet wird. Ein 21jähriger schläft auf dem Boden der Wiesenstraße. Die Polizei weckt den sturzbetrunkenen, der steif und fest behauptet auf der Pankstraße zu sein. Da er meint, alleine zurechtzukommen, rücken wir wieder ab.
Alles keine spektakulären Sachen, aber jederzeit kann ein Einsatz aus dem Ruder laufen. Schon oft wurden Streifenwagen im Kiez mit Gegenständen beworfen, Polizisten attackiert. Daher wird im Soldiner Kiez kein Einsatz nur mit einem Funkwagen angesteuert, lassen uns die beiden Beamten Bernd und Maik wissen, auf deren Rücksitz wir sitzen.
Auf der Streife fahren wir am Humboldthain vorbei. Stockduster ist es hier, keine einzige Laterne leuchtet die Wege aus. Hier ist es in den vergangenen Jahren zu einigen Vergewaltigungen und Raubüberfällen gekommen. Das nehmen wir uns mit und werden beim Bezirksamt nachhaken, warum hier aus Kostengründen an der Sicherheit gespart wird.
Um sechs Uhr morgens endet die Nachtschicht, endlich ins Bett. Für unsere beiden Polizisten geht es am Abend um 22 Uhr schon wieder weiter. Für uns war es ein interessanter Einblick in den Polizeialltag für den wir den Beamten des Abschnitts 36 vielmals danken, insbesondere Bernd und Maik, die wir durch die Weddinger Nacht begleiten durften.
Und habt ihr nachgefragt, wie die Sicherheit in H’hain verbessert werden kann?
Was spielt es für eine Rolle, weshalb der Anruferr nachts um halb drei aus dem Fenster muss, wen geht das was an und wofür oder wogegen ist das ein Argument?
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