In den Fokus von Immobilienentwicklern ist der Wedding ja schon lange geraten. Dabei sind auch kleine grüne Oasen wie der historische Fuhrhof in der Koloniestraße 10 bedroht. Zwei Mal konnten die Mieterinnen und Mieter der Kolonie10 einen Abriss verhindern, doch ihr Wunsch ist ein Verkauf des Hofes an die Stadt oder eine Genossenschaft.
Abriss stand unmittelbar bevor
Bereits im Dezember 2018 sollte ein Teil des Hofes ohne Vorankündigung einfach abgerissen werden. Nur durch Intervention des Bezirksamtes konnte diese ungenehmigte Aktion verhindert werden. Auch im Mai 2020 stand wieder ein Abrissunternehmen auf dem Hof. „Mitten in der Coronakrise wollen die Eigentümer nun Tatsachen schaffen“, befürchten die Mieterinnen und Mieter, die sich zusammengeschlossen haben. Schon am 2. Juni sollte wieder einmal – ohne Baugenehmigung – abgerissen werden. „Auftraggeber ist ein Investor, der schon lange ein Auge auf unseren im Milieuschutzgebiet liegenden Hof geworfen hat”, schreiben die Mieter. Der Plan sei es, die historischen Remisenwohnungen, die Ateliers, die ehemalige Tanzschule, Werkstätten und Garagen, den gesamten mit Senatsmitteln begrünten Hof abzureißen und mit profitablen Mikroapartments und einem Hostel zu bebauen. „Wir haben mehrmals versucht ein Gespräch mit der Eigentümerin CI Invest Wohnen GmbH aufzunehmen und ein alternatives, nachhaltiges Bebauungskonzept vorgeschlagen. Gehör gefunden haben wir dafür nicht. Dabei haben auch der Baustadtrat Ephraim Gothe sowie Kultursenator Klaus Lederer an die Eigentümer appelliert und auf die Wichtigkeit der Kulturschaffenden für den Kiez und Einzigartigkeit des Hofes hingewiesen“, so die Mieterinitiative.
Vogelkundliches Gutachten
Doch auch wenn der Hof mitten in der Stadt steht, ist dort neben den Künstlerinnen und Künstlern sowie anderen Gewerbetreibenden und Mietern auch die Tier- und Pflanzenwelt bedroht. Daher hat sich das Umwelt- und Naturschutzamt deutlich gegen einen Abriss des Hofes ausgesprochen. Allerdings gab es am 2. Juni statt des Abrisses eine Begehung des Hofes mit Vertreter:innen von Campus Viva (Uhlmann), CI Invest Wohnen GmbH und der Hausverwaltung mitsamt einem Ornithologen (Vogelkundler). Dieser urteilte, dass aus Gründen des Artenschutzes bis zum Ende der Vogelschutzzeit am 30.9. keine Gebäude abgerissen werden dürften, in denen sich Wohn- und Ruhestätten von Vögel befinden, um diese nicht zu gefährden.
„Es passiert leider viel zu häufig, dass, selbst wenn geschützte Arten auf einem Gelände nachgewiesen werden, Ausnahmegenehmigungen erteilt werden. Wenn die Eigentümer sich entscheiden, einen Großteil der Gebäude abzureißen, haben sie lediglich Lebensraum zerstört, sind aber mit ihren Planungen kein Stück weiter gekommen“, glaubt die Initiative. Deshalb fordert sie, dass die Eigentümer den Hof und das Grundstück an die Stadt oder eine gemeinwohlorientierte Genossenschaft verkaufen.
Die Nachbarn haben eine entsprechende Online-Petition gestartet.
Über die Initiative des benachbarten Wohnhauses Koloniestr./Osloer Straße berichten wir am 10. Juni.
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