Beim Thema Müll bin ich manchmal hin- und hergerissen. Ja, ich weiß, es gibt im bunten Wedding viele Menschen, die Zigarettenkippen und Müll achtlos fallenlassen. Dazu kommen die Müllablagerungen, die sich an manchen Ecken bilden, und die, wenn sie nicht schnell entsorgt werden, in Windeseile anwachsen. Dazu äußern manche Weddinger den Verdacht, ihr Stadtteil werde von der Berliner Stadtreinigung (BSR) nicht so gut gereinigt wie andere Stadtteile. Was tun?
Doch sich nur über andere aufzuregen, hilft auf Dauer auch nicht weiter. Es gibt immer mehr Weddinger, die selbst zu Zange und Müllsack greifen – und das nicht nur im Frühjahr, wenn alles vom Winterdreck befreit wird. Vermutlich ist diese Liste nicht vollständig, so viele gibt es: angefangen mit einer Müllgruppe im Sprengelkiez, die sich regelmäßig trifft und gemeinsam den Kiez vom Unrat befreit. Auch hat die Gruppe Wir am Leo mehrfach das Müllproblem angepackt, genauso wie die Initiative Leben im Parkviertel, die den Schillerpark sauberhält. Im Ortsteil Gesundbrunnen ist es die 2020 entstandene Litterpicker-Gruppe, die sich jeden Freitag rund um die Pankstraße und den Humboldthain zusammentut und müllsäckeweise Zigarettenstummel, Getränkepackungen und Kaffeebecher sammelt. Manchmal sind es auch, oft ältere, Privatpersonen, die nicht lange schnacken, sondern einfach zupacken, sich bücken und den Müll vor ihrer Haustür in die nächste Mülltonne befördern. Ungefragt, ohne dafür Applaus zu bekommen.
Foto links: Müllgruppe Sprengelkiez, r.o.: Leben im Parkviertel, r.u.: Litterpicker Foto A. Hahn
Das nötigt mir Respekt ab. Machen statt Meckern, und aus der Ferne betrachtet fand ich das auch immer einen begrüßenswerten Ansatz. Neulich organisierte eine Nachbarin einen Clean-up für unseren Häuserblock, jede Menge junge Familien mit Kind und Kegel waren dabei. Erst hatte ich darauf überhaupt keine Lust, doch nach wenigen Minuten packte auch mich das Sauberkeitsfieber. Zahlreiche Schnapsflaschen beförderte ich aus dem Gestrüpp, während andere vor allem Süßigkeitenverpackungen aufsammelten, die vor allem in der Nähe unserer Grundschule herumliegen. Das Gemeinschaftsgefühl tat gut, und ich habe ganz vergessen, mich über die BSR, die gedankenlosen Passanten oder rücksichtslosen Raucher aufzuregen. Und wenn ich jetzt Müll in der von mir gereinigten Ecke sehe, bücke ich mich und hebe ihn auf. Beim Arbeiten habe ich meine Nachbarn noch einmal viel besser kennengelernt, und daher hat es wirklich Spaß gemacht.
Es stimmt, es gibt immer mehr Müll und Dreck auf unseren Straßen. Aber dass so viele Weddinger zupacken und selbst tätig werden, lässt sich auch nicht von der Hand weisen. Und das gibt mir Hoffnung, dass eben nicht allen egal ist, wie es auf ihren Straßen und Bürgersteigen aussieht.
Umfrage
Findet ihr es gut, dass Privatpersonen im Wedding Müll sammeln?
Zum Punkt Erziehung:
Ich finde, jede Schulklasse sollte 1x in der Woche 2 Stunden verpflichtend Müllsammeln gehen.
Dann würden die Kinder vielleicht ihre Eltern erziehen.
Müll selber aufheben ist mir zu mühsam und viele Sachen sind auch einfach zu groß. Ich hab die App “Ordnungsamt Online”. Da kann man prima Fotos machen von allem, was da auf der Straße liegt, vom Kühlschrank bis zum vollgemüllten Einkaufswagen. Die Adresse des Fundortes wird gleich automatisch generiert und das Ordnungsamt schickt es dann an die BSR. Die Erfolgsquote ist gemischt. Aber nach etwa einer Woche ist das meiste verschwunden (dafür liegt dann oft schon wieder was Neues da…) Es ist ein bisschen wie Glücksspiel. 🙂
Mmn. müsste man das Gegenteil.machen, Müll liegen lassen, BSR ein paar Wochen wegbleiben. Wenn wir Müllberge bis zum 2. Stock haben und die Leute die ihn verursachen anfangen ihn selbst zu räumen oder wegziehen erst dann wird es sich bessern. Wie oft ich schon zusah wie kinder vor den Augen der Eltern einfach Müll auf den Biden warfen, dien Mülltonne direkt daneben, und die Eltern nix sagten. Ich denke ohne Erziehungsmassnahmen geht es nicht. Ich werd jedenfalls nicht den Leuten hinterräumen und ihnen die Füsse küssen, die lachen sich doch noch tot über die Almans.
Einfach mal die Müllberge wachsen lassen bis die Verursacher nicht mehr mit ihren Kinderwägen und E‑Scootern durchkommen. Es wäre so schön.
Hallo Kai
…die Leute die ihn verursachen…/ ….Wie oft ich schon zusah wie kinder vor den Augen der Eltern einfach Müll auf den Biden warfen, dien Mülltonne direkt daneben… / … die Verursacher
PotzBlitz , da haben wir einen Augenzeugen… nun da würde mich mal interessieren WER DIE SIND !!?? die du beim Müllwegwerfen beobachtet hast
Gruß
Die Leute, die den Müll verursachen, stören sich höchst wahrscheinlich nicht daran. Sonst täten sie es ja nicht.
Leider reicht eine kleine Minderheit aus, um es allen anderen zu vermüllen.
Diese Aktionen sind lobenswert, aber sinnlos. Wir zahlen alle nicht unerhebliche Beträge für die Straßenreinigung. Und kaum hat die BSR gefegt, sieht’s wieder so aus. M E fehlen in der Stadt Mülleimer, die an jeder Ecke hängen müssten und auch einer dazwischen, bzw da, wo sie gebraucht werden ( Schulen, Kirchen etc). Unerklärlich, warum nicht auch in den BVG Wartehäuschen, die wahre Mülldeponien sind, Mülleimer stehen. Irrsinn auch, dass in Parkanlagen Designer-Müllbehälterchen stehen, die mit nur einem Pizzakarton zugemùllt sind. Es braucht m E ein grossgedachtes Müllkonzept für die Stadt, wo auch die Abgabe von Müll nichts kostet. Die Zusatzkosten müssten dann durch empfindliche Bußgelder kompensiert werden, die nicht nur die illegalen Schwarzarbeiter, renovierter, entrümpelteter Wohnungen zu zahlen hätten , sondern deren Auftraggeber .
Ansonsten bleibt es bei liebenswerten, indes untauglichen Nachbarschaftsaktionen.
Simone
Guten Morgen,
Ich wohne in der Brüsselerstr.und praktizieren das schon länger: sich bücken, Papier, Becher etc. aufheben und den nächsten Mülleimer werfen. Auch in der Hoffnung, dass andere sich denken, wenn die alte Frau das macht kann ich das doch auch, keine Ahnung.
Wenn jede Hausgemeinschaft vor ihrer Türe ” kehren” würde hätten wir das Problem nicht . Stimmt es, dass man Blumenkübel vor dem Haus auf den Gehweg stellen kann/darf, das würde ich gerne in meinem Strassenabschnitt den Ladenbesitzern vorschlägen, dann sieht unser Kiez gleich ganz anders aus!
Es ist einfach eine Sache der Erziehung ob man selbst mitgebrachte Abfälle zum nächsten Papierkorb bringt oder den Mitmenschen vor die Füße wirft,
Leute es ist Eure Heimat,die ihr immer mehr versauen lasst!!!
Als ich noch am schönen Vinetaplatz wohnte habe ich jeden Tag meine Runde gedreht. Die Nachbarn haben mich für etwas seltsam empfunden (Fragen wie: Eh, hast Du Sozialstunden bekommen??”) und Aktionen mit Anwohnern waren sehr schwer durchzuführen. Das häufigste Argument “Wieso soll i c h das machen?” Bei mir war beim Schauen auf den Platz vom Balkon der Leidensdruck einfach zu gross und irgendwann mal gehörte das zu meiner Routine und habe mit der BSR prima zusammengearbeitet. Jetzt bin ich dort weggezogen und weiss nicht, ob ich Nachfolger habe. Nach mir die Sintflut und die nervige Schwedin gibt jetzt Ruhe..
Liebe Cecilia, ich bin in Deine Fußstapfen getreten. Nicht am Vinetaplatz, aber in meiner Straße. Es ist meine bewegte Pause an der frischen Luft. Statt Rauchen, statt Kaffee gehe ich eine runde Litterpickern. Es ist wie Meditation. Liebe Grüße nach Steglitz! Dominique