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Afrikanisches Viertel: Geschichtsstunde mit Smartphone

20. August 2015
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Die Straßennamen im Afrikanischen Viertel sind in Berlin einmaligWas ver­birgt sich hin­ter den Stra­ßen­na­men des Afri­ka­ni­schen Vier­tels? Eine mobi­le Web­sei­te zum Afri­ka­ni­schen Vier­tel gibt Ant­wor­ten: zum Nach­le­sen, aber auch mit vie­len inter­es­san­ten Au-dio­da­tei­en und Bil­dern. Hier wird die Geschich­te erzählt, die hin­ter der Benen­nung der 22 Stra­ßen des Afri­ka­ni­schen Vier­tels in Ber­lin Mit­te steht: Es ist die Geschich­te des deut­schen Kolo­nia­lis­mus und sei­ner Ver­bre­chen, eine Geschich­te, die Fran­zis­ka Zim­mer­mann und Yonas End­ri­as mit ihren Tex­ten zum Vor­schein bringen.

Katastrophale Bedingungen

Bei­spiel „Swa­kop­mun­der Stra­ße“: Die klei­ne Küs­ten­stadt Swa­kop­mund in Nami­bia galt als der wich­tigs­te Hafen in der ehe­ma­li­gen Kolo­nie „Deutsch-Süd­west­afri­ka“ (1884–1919). Als es eben dort 1904 zu einem Auf­stand gegen die deut­sche Fremd­herr­schaft kam, wur­de die­ser auf bru­tals­te Wei­se nie­der­ge­schla­gen und ende­te mit einem Geno­zid an der afri­ka­ni­schen Bevöl­ke­rung. Der grau­sa­men Ver­trei­bungs- und Ver­nich­tungs­po­li­tik, allen vor­an des deut­schen Ober­be­fehls­ha­bers Lothar von Tro­tha, fie­len 80 Pro­zent der Here­ro und 50 Pro­zent der Nama zum Opfer. Vie­le kamen dabei in Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern ums Leben, in denen kata­stro­pha­le Bedin­gun­gen herrsch­ten. So miss­brauch­te bei­spiels­wei­se Eugen Fischer (1874–1967), einer der Weg­be­rei­ter der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ras­sen­theo­rien, zahl­lo­se Lei­chen der afri­ka­ni­schen Häft­lin­ge für sei­ne „euge­ni­schen Expe­ri­men­te“, wie es ihm bei­spiels­wei­se Josef Men­ge­le, Lager­arzt im Kon­zen­tra­ti­ons- und Ver­nich­tungs­la­ger Ausch­witz, spä­ter nach­tat. Eines der ers­ten deut­schen Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger wur­de 1904 in Swa­kop­mund errich­tet, weni­ger als drei Jahr­zehn­te spä­ter dien­ten sie den Natio­nal­so­zia­lis­ten nicht nur begriff­lich, son­dern auch struk­tu­rell als Vor­bild. Ganz im kolo­nia­len Stolz wur­de sechs Jah­re danach im Jah­re 1910 die Swa­kop­mun­der Stra­ße in Wed­ding nach eben die­ser Hafen­stadt benannt.

Kostenlose App

Screenshot der Website
Screen­shot der Website

Mit Mit­teln aus dem Pro­gramm Akti­ons­raum­P­lus (Sozia­le Stadt) konn­te die­se mobi­le Web­sei­te erstellt wer­den, mit der sowohl vor Ort als auch von zu Hau­se aus die Geschich­te des Afri­ka­ni­schen Vier­tels erkun­det wer­den kann. Dafür muss zunächst die kos­ten­lo­se App „Radio apo­ree“ auf das Smart­phone gela­den wer­den. Die­se akus­ti­sche Welt­kar­te ent­hält Sounds, Vor­trä­ge und Bil­der für einen bestimm­ten Ort. Wer sich im Afri­ka­ni­schen Vier­tel befin­det, tippt auf „start walk“, wählt den Audio­walk „(post)koloniale metro­po­le“ aus und schon kann es losgehen.

 
Autor: Ulf Teichert
Die­ser Bei­trag erschien zuerst bei unse­rem Koope­ra­ti­ons­part­ner Ber­li­ner Abendblatt.

 

Mehr über Wed­din­ger Stra­ßen­na­men: “Fern­weh inklusive”

 

 

 

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