Pfarrer Günter Krause stand 31 Jahre lang sonntags auf der Kanzel und managte in der Woche Kirchenangelegenheiten. Nun steht die Verabschiedung an, die in der evangelischen Kirche Entpflichtung genannt wird. Am 16. Juni um 14 Uhr in der Himmelfahrtkirche im Humboldthain wird Günter Krause den Wechsel in den Ruhestand öffentlich begehen und lädt zu der Feierstunde alle Gemeindemitglieder, Freunde und überhaupt alle Weddinger ein.
Sein Plan ist, ehrlich Platz für den Nachfolger zu machen. „Wenn ich hier aufhöre, bin ich raus“, sagt er umstandslos. „Ich möchte nicht, dass ich als Gespenst durch diese Mauern gehe“, sagt er und meint, dass er nicht zur Belastung für die kommenden Verantwortlichen werden möchte. In den Gesundbrunnen ist er 1993 gekommen. Damals nahm er eine Pfarrstelle in der Friedensgemeinde an, die zwar ihre Kirche in der Ruppiner Straße 28 an die Serbisch-Orthodoxe Gemeinde abgegeben hatte, aber noch Räume in der Wolliner Straße nutzte. Heute ist in diesem ehemaligen Gemeindehaus die Freie Schule am Mauerpark. Beim Einstellungsgespräch vor drei Jahrzehnten fragten die Gemeindeleiter ihn, wie lange er vorhabe zu bleiben. Er antwortete 10 Jahre und dachte, das wäre eine Riesenzeit. Aber die Aufgaben, die er für sich annahm, waren stets groß und umfangreich. So wechselte er 1998 zur Himmelfahrtkiche. „Es war eine stressige Zeit, die Kirche baulich abzusichern“, sagt er. In diesen Jahren hatte er die Idee, in dem in den 1950er Jahren im Humboldthain errichteten Baudenkmal, eine Kita unterzubringen. „Der einzige, der damals spürte, dass das zukunftsweisend ist, war Jugendstadtrat Rainer Sauer“, erinnert sich Günter Krause. Und der damalige Baustadtrat Bernd Schimmler habe sehr geholfen. Unter anderem schlug er statt des Wortes Anbau die Formulierung Umbau vor. „Das war eine dramatische Zeit“, sagt Günter Krause über die Baujahre.
Ebenfalls sich stark engagiert hat der Pfarrer sich bei der Gründung des Evangelischen Kirchenkreisverbandes für Kindertageseinrichtungen Berlin Mitte-Nord. 2011 ging dieser Verband mit 16 Kitas an den Start, heute gehören 32 Kitas dazu. In seinem Arbeitsrückblick gehört die Gründung des Kita-Verbandes zu den großen unter seinen Erfolgen. Mitgearbeitet als einer unter vielen hat er bei der Gründung des Evangelischen Kirchenkreises Berlin Nord-Ost im Jahr 2008. Pfiffig nennt er diesen Zusammenschluss von drei historischen Kirchenkreisen, weil so die Fusion mit Kreisen in Alt-Mitte verhindert wurde.
Günter Krause erzählt, dass er zunächst mit Religion nur wenig anfangen konnte. Im Weddinger Norden in der Wollankstraße aufgewachsen, habe er seinen Konfirmationslehrer spüren lassen, dass er mehr Fragen als Glauben hatte. Doch die damalige kirchliche Jugendarbeit in der Martin Luther Gemeinde hat es ihm angetan. Musik und Keller, sagt er vielsagend. Das ehrenamtliche Engagement hat ihm aber Menschen näher gebracht, die den Glauben persönlich genommen hätten. Diese Vorbilder hätten ihn beeindruckt. Günter Krause war abgesehen von Studium und Entsendung an die Kreuzberger Passionskirche ein Weddinger Pfarrer - oder einer vom Gesundbrunnen.
Seine Arbeitswoche umfasste 60 Stunden, sagt er. Sein Nachfolger wird nur eine halbe Stelle bekommen. Aber wenn dieser nicht so viel Kirchenmanagement betreibt, dann reicht die halbe Wochenzeit, ist sich Pfarrer Günter Krause sicher.
Pfarrer Günter Krause gehört zu denen, die sich nicht dem unsäglichen Zeitgeist der EKD unterworfen haben. Fast ein Alleinstellungsmerkmal in heutigen Zeiten. Seinen Abgang bedauere ich sehr. Schön sein Arbeitsplatz, der Otto Bartning - Bau, die asketische Moderne als Ausdruck protestantischer Schlichtheit. So sehr mich das Ausscheiden von Pfarrer Krause wehmütig stimmt, um so mehr freut mich das anstehende von Martin Kirchner.