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Regelverstoß ist der Normalfall:
Ungewisse Zukunft einer Weddinger Kreuzung

Schlupflöcher an der Bellermannstraße Ecke Stettiner Straße
28. Mai 2024
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MEINUNG Wenn ich morgens durch die Bellermannstraße laufe, weiß ich schon von Weitem, ob die mobilen Absperrungen richtig stehen oder ob sie beiseite geschoben wurden. Dann, wie eigentlich jeden Tag, fahren deutlich mehr Autos durch die Straße. Auch das Tempo ist höher, denn nachdem die Blechkarosse durchs Nadelöhr der Diagonalsperre durch ist, muss die verlorene Zeit offensichtlich aufgeholt werden. Ob Anarchie oder der Drang nach Freiheit, der Wedding gibt Gas. Ab und zu stellen Anwohnende die Ordnung aus rot-weißem Plastik wieder her, doch das hält eigentlich keine 10 Minuten, egal ob Tag oder Nacht. Das zuständige Amt ist ratlos und schweigt seit Monaten.

Alles nur falsch geplant?

Die Zukunft der Kreuzung Bellermannstraße/Stettiner Straße ist allem Anschein nach so vorhersehbar wie ein Berliner Flughafenbauprojekt. Obwohl alle Modalfilter und Diagonalsperren im Kiezblock an der Bellermannstraße/Jülicher Straße installiert wurden, scheint die Planung für diese eine Kreuzung nicht richtig umgesetzt. In nahezu jeder Minute zu beobachten: Autofahrende finden mangels fester Poller an den äußeren Enden weiterhin Wege, um die Absperrungen zu umfahren. Die provisorischen Baustellenbaken werden zwar ab und zu wieder aufgestellt, doch anschließend gleich wieder wie Spielfiguren verschoben. Angeblich verlaufen dort Leitungen, die eine feste Installation verhindern.

Was wird aus dem grünen Vorzeige-Kiez?

War der Rücktritt der Stadträtin für Straßen und Grünflächen, Dr. Almut Neumann (Grüne) nun der Sargnagel für das Vorzeigeprojekt rund um die Bellermannstraße? Schon lange davor hatte sich nichts mehr bewegt – außer natürlich den temporären Absperrungen. Die unermüdliche Streiterin für Radwege und Poller hinterlässt im Kiez ein verkehrspolitisches Erbe, das an ein unfertiges Puzzlespiel erinnert.

Ihr Nachfolger, Christopher Schriner, wird sich sicherlich auch dieser Herausforderung annehmen – irgendwann, vielleicht. Vielleicht taucht aber auch Hartmut Mehdorn auf… Bis dahin könnten ja eventuell große, schwere Steine oder hübsche Hochbeete aushelfen, ähnlich wie im wenig entfernten Bellermanngarten. Vielleicht haben wir Glück, und jemand vom Amt liest hier mit 🤗?

In der Umfrage könnt ihr darüber abstimmen

Samuel Orsenne

Samuel ist ein Großstadtmensch, der im Wedding sein Zuhause gefunden hat. Mit seiner Familie lebt er im Kiez rund um die Bellermannstraße. Neben der Arbeit als IT-Fachmann engagiert er sich im Quartiersrat und natürlich beim Weddingweiser und betreut u.a. Marktstände, Technik und die Verwaltung der Weddingweiser UG.

29 Comments Leave a Reply

  1. In der Jülicher stehen auch diese blöden Dinger. Ich frage mich immer, was diese "Leute mit Ideen" machen, wenn sie mal einen Krankenwagen brauchen... Vor allem würde es mir aber auf die Nüsse gehen jetzt in der Malmöer Straße zu wohnen, denn dort fahre ich und viele andere jetzt stattdessen durch. Verbotspolitik und Leuten vor den Kopf stoßen, indem einfach Fakten geschaffen werden, rächt sich oft... Das ursächliche Problem wird damit ja auch fast nie gelöst. Mich würde auch nicht wundern, wenn an den Pollern nun immer Müll abgestellt wird, weil Leute nicht durchblicken, wie sie nun mit dem Sofa zum Recyclinghof kommen. Aber das konnte ja keiner wissen...

    • Patrick, du hast das Grundproblem bereits erkannt: Zu viele Menschen wie du nutzen ihre Autos, um durch Wohngebiete abzukürzen. Wenn ich dich richtig verstehe, siehst du dich jedoch nicht als jemanden "mit Ideen", also der Lösungen entwickelt. Daher wirst du wahrscheinlich auch kein Plan haben, wie diese Stadt nicht im Verkehr erstickt.

      • Hallo Mira. Das mit dem „durch Wohngebiete abkürzen“ verstehe ich nicht recht, denn einerseits ist doch alles in der Stadt praktisch Wohngebiet, andererseits ist die Lösung mit Blick auf fehlenden Wohnraum sicher nicht, ein Wohngebiet abzureißen. Und zu guter Letzt: Andere Verkehrsteilnehmer „kürzen“ ja auch auch darüber „ab“…
        Theoretisch wäre für mich ein E-Lastenrad eine Alternative, aber abgesehen von Gewicht und Größe halte ich die Teile keineswegs für ungefährlicher als Autos.
        Und ja, einen Plan habe ich genauso wenig wie so viele Linke, die mitdebattieren und idealistische Zielvisionen haben. Nach dem Prinzip „Ursachen eines Problems bekämpfen“ müsste man aber die Zahl der Autos reduzieren – das macht man nicht durch Verknappung der Parkplätze, sondern entweder indem man nicht so viele in die Stadt lässt oder die Zulassungen limitiert. Das wären zumindest zwei der Möglichkeiten. Wegen mir könnte man auch nur Kleinwagen und Mittelklasse erlauben, dann werden keine Autos des Images wegen gekauft – und es würde Nachts eventuell leiser. Parkraumbewirtschaftung ist auch eine Variante, dass man sich überlegt, ein Auto anzuschaffen, aber man verkauft ein vorhandenes sicherlich nicht deswegen.
        Und das mit dem Recyclinghof ist generell nicht durchdacht: Es müsste deutlich öfter kostenlos abgeholt werden. Die Kosten kann man ja mal gegen die stellen für die Extratouren, die Abends gemacht werden, weil jemand wieder sein Sofa vor die Tür gestellt hat oder in die Müllecke. Übrigens ist gerade Behmstraße da auch ein gefährliches Nadelöhr: Fährt man an den rechten Rand, behindert man Radfahrer. Die Einfahrt ist schlecht einsehbar, sodass man erst abbiegt und dann vor einem jemand an der Schranke stehen kann – und dann kommt (wie bei mir kürzlich) eine Rentnerin vorbeigelaufen und meckert weil ich auf dem Gehweg stehe… (im Prinzip auch eine Demonstrantin, die von meinem Geld lebt, von der Rente noch auskommt im Gegensatz zu mir und sich eine Wohnung in PrenzlBerg leisten kann und vermutlich keine Zeit hätte da morgens zu spazieren, wenn sie auch bis 70 arbeiten müsste… ich selbst hatte an dem Tag Urlaub – wann anders kann man bei den Öffnungszeiten ja keinen Sperrmüll wegbringen…). Würde ein Bus dorthin fahren, hätte ich den kaputten Toaster vielleicht auch so hingebracht. Langes Laufen ist jedenfalls gerade schwer, weil Fußverletzung…

  2. Hier im Kiez wohnen mehr Leute ohne Auto als mit, was ist mit deren Freiheit?
    Der Vorschlag für den Kiez Block stammt aus dem Quartiersrat und der besteht hauptsächlich aus Anwohnern. Das hat also wenig mit Ideologie zu tun

  3. Ist doch eigentlich nicht so schwer: Einfach mit Sikaflex 252 festkleben die Teile. Das ganze lässt sich auch wieder entfernen sobald eine Dauerlösung kommt. Manchmal muss man halt der Verwaltung etwas unter die Arme greifen. Ein Rettungswagen kommt da ja auch noch durch aber man macht es den Egoisten etwas schwerer.

  4. Diese Poller sind nicht rechtens wie vieles in Berlin. Wer entscheidet, wo Poller hinkommen?
    Dann will ich auch Poller vor meiner Tür. jeder hat dann das Recht, auf Ruhe und Ordnung vor seiner Haustür! Das geht aber nicht, weil wir uns entschieden haben in der Großstadt zu leben! Man kann nicht alles haben. Und warum sind die dinger sicherer für Kinder???
    Die größte Gefahr für Fußgänger und Kinder sind Radfahrer und Scooter Fahrer, die durch die Poller geschossen kommen ohne zu gucken!!

        • nein, so funktioniert das nicht. Ich zitiere mal aus unserem Artikel von 2023 (link) "Das Vorhaben, das Wohngebiet rund um die Bellermannstraße wieder vom Durchgangsverkehr zu befreien, wie es in Barcelona und andernorts bereits erfolgreich erprobt wurde, fand seinen Ursprung in dem hauptsächlich von ehrenamtlichen Anwohnenden besetzten Quartiersrat in der Bellermannstraße 82. Der Vorschlag fand Anklang und hat den langen Weg durch Bürokratie und Politik genommen, um die Lebensqualität in der Gegend zu erhöhen."
          Entscheiden tut es am Ende das Straßen- und Grünflächenamt.

    • Da sagen die Statistiken leider was anderes. Autos verursachen viel mehr Unfälle und Tote als Radfahrer usw. Obwohl nur 25% der Strecken in Berlin mit dem Auto zurückgelegt werden.

      Genau wir leben in einer Großstadt da muss man andere Meinungen akzeptieren. zB. Dass die Mehrheit der Anwohner FÜR die Verkehrsberuhigung ist. Demokratie und so.
      Zeiten ändern sich leider manchmal, sorry.

  5. Ich halte nichts von Absperrungen und Kiezblockern. Führt nur zu höheren Mieten wg. „Verkehrsberuhigung“ in den entsprechenden Lagen.
    Die Fahrradfahrer fahren (rasen) weiter auf dem Gehweg und machen dadurch die Gehwegoberfläche im Winter rutschiger durch den Gummiabrieb, die grossen nun überfüllten Strassen führen zu mehr Umweltverschmutzung (!) im ganzen Gebiet wg. der vielen, im Stau wartenden Autos und es gibt entsprechend mehr schlimme Unfälle! Die Öffis müssen attraktiver und sicherer werden, dann braucht man auch keine Absperrungen. Und es wäre schön, wenn die Wege für Fahrräder genutzt würden!
    Alle Autos auf eine Strasse zu lokalisieren ist m.M. einfach unklug.

    • Tja - DAS konnte ich auch schon vermehrt auf der Triftstr. beobachten!
      Die ganze Straße ist im oberen Abschnitt (= ab Müllerstr.) reine Fahrradstraße.
      Dies scheint aber einigen Radlern immer noch nicht auszureichen, denn warum fahren diese Verkehrsrowdies weiterhin auf dem Bürgersteig ?

      • Müllerstraße genauso. Luxuriöse Fahrradspuren, aber Fahrräder und vor allem Lastenräder machen weiterhin den Gehweg unsicher. Nervig und lästig.

    • Bitte mit den wissenschaftlichen Fakten auseinander setzen. Die langfristigen Auswirkungen von Modalfiltern in Wohngebieten auf Emissionen, Lebensqualität, Gesundheit und Klimagerechtigkeit sind komplex aber gut verstanden.

      Insgesamt ist es sinnvoll für eine Mehrheit der Menschen, auch sozial Schwächere, da diese selten Auto fahren.

  6. Morjen

    mit dem etwas sperrigen Suchbegriff: Straßenbau wie tief werden Leitungen unter der Straße verlegt bin ich fündig geworden

    https://lernbausteine.energie-macht-schule.de/index/baustelle/index.html

    Strom/Datenleitungen werden zw 0.6m bis 1,20m verlegt, da im Kiez genug Poller stehen hat man bestimmt gewußt wo die hübschen rot-weißen Dinger stehen. Ergo hätte man die Kabel anders verlegen können/müssen.
    Andererseits habe ich als Radfahrer durchaus Verständniss das die Absperrungen weggeschoben werden ... weil es eben nervig ist , den dieser Kiez ist nun wirklich richtig fett zugepollert...
    Wer allerdings keinen PKW besitzt, springt natürlich nun im Dreieck
    Würde ich dort wohnen würde ich mit einer Tüte Poppkorn und Pulle alkoholfreies Bier vom Balkon aus dem Treiben zusehen...

    na dann auf gehts... fröhliches Pollerschieben :)))

    • „Ergo hätte man die Kabel anders verlegen können/müssen.“ 😂🤣😂
      Gem. dem Henne -Ei – Problem hätten die Poller anders gesetzt werden MÜSSEN, denn Kabel/Versorgungsleitungen etc. liegen
      1. schon länger da, ist
      2. deren Verlegung wesentlich aufwendiger, und
      3. die Anzahl der dabei zu beteiligenden Institutionen wesentlich höher, als nur den Pollerstandort neu zu definieren!

      • Richtig Jupp Schmitz

        bei mir war es eher die Henne als das Ei , weil .... an dieser X ziemlich lange gebuddelt wurde, also eventuell Kabel die schon länger hier liegen... möglicherweiser umgelegt hätten werden können um besagte Poller in den Boden zurammen, aber jetzt wissen wir wie tief die Dinger im Boden stehen... 🙂

        • Ich glaube, du verwechselst da was, an dieser Kreuzung wurde gar nicht groß gebaut.
          Meinst du vielleicht die Grüntaler Straße?

          • Hallo David
            ich meine die wo an diesem „Brunnen“ !!?? gewerkelt wurde .
            Wenn das eine Ecke weiter liegt …. sorry …. fahre dort nur durch und achte dann mehr auf den Verkehr als Radfahrer als auf die Straßenschilder … wie auch immer 1zu 0 für dich 🙂

    • Das Versetzen der Poller ist die Folge rücksichtslosen, intolleranten Durchsetzens von Partikularinteressen. Eine solche abgeschottete Zone nennt sich wohl Kiezblock. Kiez als Synonym für anheimelnde Nähe unter den Bewohnern. Tatsächlich kann man sich glücklich schätzen, wenn man gleichgültig Rücken an Rücken leben kann. Vermutlich begreift nur das Berliner Stammpersonal, daß verkehrstechnisches Chaos und Belästigungen zum Dasein in einer Metropole dazu gehören. Wer das nicht will, kann Downtown verlassen.

      • Nein, da liegst du falsch. Lies mal weiter, ich habe schon erklärt dass dieser Kiezblock aus dem QR entstanden ist, der besteht massgeblich aus Anwohnern.
        Wie cool das sein kann, kannst du in Barcelona sehen. Und was das Großstadt-typische Verkehrschaos angeht, empfehle ich mal nach Paris zu reisen. Verkehrswende klappt, warum nicht auch hier?

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