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Neue Studie soll Erkenntnisse bringen:
Strategien gegen Crack gesucht

27. Mai 2024
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“Es gibt doch schon jede Men­ge Stu­di­en zu Crack aus den USA. Wir brau­chen jetzt doch nicht noch eine für Ber­lin – das Geld könn­ten wir bes­ser ein­set­zen!” Am Run­den Tisch for­mu­liert ein Anwoh­ner Wider­spruch. Ein ande­rer for­dert die Stu­die hin­ge­gen umso vehe­men­ter: “Die Dro­gen­sze­ne kriegt eine ganz ande­re Dyna­mik, wenn Crack gehan­delt wird. Nur wenn wir die ver­ste­hen und mehr dar­über wis­sen, haben wir über­haupt eine Chan­ce, mit die­sem Pro­blem zurecht zu kommen.”

Ganz neu ist Crack bei uns nicht. Denn um Crack her­zu­stel­len, sind kei­ne gro­ßen Labo­re und kei­ne spe­zi­el­len Kennt­nis­se erfor­der­lich: Man braucht nur Koka­in, Natron und idea­ler­wei­se eine Küche, ein Feu­er­zeug tut‘s zur Not aber auch. Des­halb koch­ten auch frü­her schon ein­zel­ne bei sich zuhau­se für den Eigen­ge­brauch Crack. Ein pro­mi­nen­tes Bei­spiel aus Mün­chen war Kon­stan­tin Wecker. Crack ist Koka­in, das rauch­bar gemacht wur­de und über die Lun­ge statt über die Schleim­häu­te auf­ge­nom­men wird. Es wirkt wesent­lich stär­ker, schnel­ler und kür­zer als nor­ma­les Koka­in – und macht extrem abhän­gig. Eine Dosis Crack ist wesent­lich bil­li­ger als Koka­in, des­halb gilt Crack auch als “Koks für Arme”.
In den USA bil­de­ten sich loka­le Crack-Sze­nen schon in den 1980er Jah­ren, betrof­fen waren hier fast nur sozi­al abge­häng­te Vier­tel in gro­ßen Bal­lungs­räu­men, im länd­li­chen Raum oder in den Vor­städ­ten fin­det man Crack-Sze­nen kaum. In den betrof­fe­nen Vier­teln nahm die Gewalt­kri­mi­na­li­tät stark zu, die Zahl der Schuss­waf­fen­op­fer ver­dop­pel­te sich oft­mals bin­nen kur­zem. Denn es bil­de­ten sich schnell kri­mi­nel­le Grup­pen, die die Sucht­kran­ken mit Crack ver­sorg­ten und sich gegen­sei­tig bekämpf­ten. Die gro­ßen Dro­gen­kar­tel­le lie­fern dabei nur das Koka­in, die Gewin­ne aus dem Crack-Han­del sind ihnen ange­sichts der Risi­ken viel zu spärlich.

Auch in Deutsch­land haben sich schon loka­le Crack-Sze­nen gebil­det: in Ham­burg, Han­no­ver und Frank­furt, also in gro­ßen Bal­lungs­räu­men. Hier herr­schen aber ganz ande­re Rah­men­be­din­gun­gen als in den USA : die sozia­le Ent­mi­schung ist lan­ge nicht so aus­ge­prägt und Schuss­waf­fen gibt es hier nicht im Super­markt. Zudem wird in Deutsch­land Sucht zumeist als Krank­heit und nicht als Sün­de begrif­fen.
Aller­dings gibt es für Crack kei­ne Medi­ka­men­te wie Metha­don für Hero­in, die den Sucht­kran­ken ein rela­tiv nor­ma­les Leben ermög­li­chen können.

Eine der gro­ßen offe­nen Fra­gen ist also, unter wel­chen Bedin­gun­gen sich hier­zu­lan­de Crack-Sze­nen über­haupt bil­den. Ist ver­brei­te­te Obdach­lo­sig­keit eine Vor­aus­set­zung oder eher die Fol­ge? Braucht es eine grö­ße­re Grup­pe sozi­al abge­häng­ter Men­schen ohne fami­liä­re Bin­dun­gen? Und war­um bal­len sich sol­che Pro­blem­grup­pen eigent­lich immer am Leo­pold­platz? Die Kern­fra­ge ist aber: Mit wel­chen Stra­te­gien lässt sich die Crack-Epi­de­mie ein­däm­men? Dar­auf wird die Wis­sen­schaft zwar kei­ne siche­re Ant­wort geben kön­nen, aber gewis­se Hin­wei­se kön­nen wir uns von die­ser Stu­die durch­aus erwarten

Leopoldplatz
Foto: And­rei Schnell

Autor: Chris­tof Schaffelder

Die­ser Text erschien zuerst in der Sanie­rungs­zeit­schrift Ecke Mül­lerstra­ße Aus­ga­be 4/5/2024

Ver­an­stal­tungs­hin­weis:

ver­an­stal­tet am 4. Juni ein Kiez-Tref­fen mit dem Schwer­punkt­the­ma Sicher­heit am Leo­pold­platz. Wir wol­len mit Euch über die aktu­el­le Situa­ti­on spre­chen und gemein­sam mit der Poli­zei uns über ihre Arbeit aus­tau­schen. Dafür sam­meln wir noch Fra­gen zum The­ma Sicher­heit, die beim Kiez-Tref­fen unter ande­rem von der Abschnitts­lei­te­rin Sil­ke Roth­hardt beant­wor­tet werden.

Teilnehmer*innen:

  • Abschnitt 17 der Poli­zei: Sil­ke Roth­hard, Herr Zim­mer­mann, Wulf Dornblut
  • Prä­ven­ti­ons­ko­or­di­na­ti­on des Bezirks Mitte
  • Vertreter*innen des gemein­we­sen­ori­en­tier­ten Platzdienstes

Unter ande­rem möch­ten wir über die­se Fra­gen diskutieren:

  • Wel­che Maß­nah­men hat die Poli­zei bis­her umgesetzt?
  • Wie ver­hal­te ich mich, wenn sich Dea­ler vor mei­ner Haus­tür aufhalten?
  • War­um kön­nen Dea­ler ohne Pro­ble­me direkt neben Spiel­plät­zen mit Dro­gen handeln?

Ter­min: Diens­tag, 04.06. | 18 bis 20 Uhr im Gemein­de­saal der alten Naza­reth­kir­che (Naza­reth­kirch­stra­ße 50). Eine Anmel­dung ist nicht erforderlich.

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

2 Comments Leave a Reply

  1. Dan­ke für die Info.
    Eine Zusam­men­fas­sung von dem Tref­fen und den Ant­wor­ten auf die obi­gen Fra­gen wäre auch sehr schön.
    Da die Initia­ti­ve dazu bestimmt etwas schreibt, wäre es schön, wenn ihr es hier verlinkt.

  2. Es gab zu allen Zei­ten Men­schen, die ihr Dasein nur im Rausch ertra­gen konn­ten. Die Dul­dung des Dro­gen­kon­sums ist Aus­druck frei­heit­li­cher west­li­cher Wert­ord­nung und muß in Kauf genom­men wer­den. Eine der­art pro­fa­ne Erkennt­nis mag erstau­nen oder auch nicht. Das pro­ba­te Mit­tel zur Prä­ven­ti­on und zum Ent­zug harrt noch sei­ner Ent­de­ckung. Ich ent­sin­ne mich noch gut an Ingo Warn­ke, der mit Syn­a­non bis in die Neun­zi­ger einen har­ten Kurs fuhr. Kei­ne Sub­sti­tu­ti­on und finan­zi­el­le Unter­stüt­zung für Jun­kies, kri­mi­nel­le Jun­kies, ab in den Knast. Erst wer buch­stäb­lich in der Gos­se liegt, kann begrei­fen, und poten­ti­el­len Usern wird die End­sta­ti­on der Sucht anschau­lich. Also Prä­ven­ti­on durch Abschre­ckung. Wer den fes­ten Wil­len hat­te, sein Leben zu ändern, der ging zu Syn­a­non und lern­te müh­se­lig Aske­se. Die Erfolgs­quo­te konn­te sich sei­ner­zeit durch­aus sehen las­sen. Der Ansatz ist heut­zu­ta­ge natür­lich nicht mehr haltbar.

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