Verschämt ergänzte ich früher meine Anschrift um ein „ganz in der Nähe von Pankow“ und später um ein „das liegt fast schon in Reinickendorf“. Manchen Leuten wollte ich es nicht auf die Nase binden, dass ich im ganz und gar uncoolen Stadtteil Wedding lebe.
Wer erinnert sich noch daran?
Das hatte immerhin den Vorteil, dass mich Angsthasen gar nicht erst besuchen wollten (schon gar nicht im Dunkeln). Nahm mich jemand im Auto mit, wurden die Türen verriegelt, bis ich direkt vor meinem Haus auf der Straße ausgesetzt wurde. Mit quietschenden Reifen entfernte sich dann das Auto auf schnellstem Weg in den Nachbarbezirk. Für die Opferbereitschaft, in so einem verrufenen Stadtteil zu wohnen, wurde man noch in den Nullerjahren mit einer niedrigen Miete belohnt. Zeitweise mietete ich sogar zwei Wohnungen direkt nebeneinander, einfach weil sie sonst leergestanden hätten.
Heute ist der Wedding angesagt
Nun, das ist bekanntlich heute anders. Vor allem bei Nicht-Berlinern und jungen Menschen leuchten die Augen, wenn es um den Wedding geht. Eine hohe Miete in diesem Stadtteil – dazu ist man nicht nur bereit, man hat auch keine Wahl, nein zu sagen, wenn man überhaupt eine Wohnung in Innenstadtnähe findet. Dafür ist die Bewohnerschaft im Wedding gar nicht mehr so anders als in Kreuzberg oder Schöneberg. Musste man früher, wenn man sich nicht mit einer Eckkneipe zufrieden gegeben hat, in andere Teile Berlins ausweichen, um auszugehen, braucht man den Wedding heute nicht mehr zu verlassen, so groß ist das gastronomische und kulturelle Angebot inzwischen.
Vor 20 Jahren war das Leben im Wedding noch ein Geheimtipp. Hier konnte man seine Ruhe haben, war weitestgehend von urbanen Trends verschont und hatte die meisten Parks und den Plötzensee für sich allein. Ganz anders heute: Mittlerweile fragen mich Bekannte, ob sie mich mal im Wedding treffen können, schließlich wollen sie auch einmal aus Pankow raus und was Aufregendes erleben. Vom Außenseiter zum Ausgehbezirk: Wer hätte gedacht, dass das mal aus unserem Wedding werden würde?
Die sogenannte Friedrich Ebert Ebert Siedlung gehört heute Mietspekulanten. Gegen den Verkauf dieser der ehemaligen Gagfah gehörigen Wohnungen hat niemand Einwände erhoben. Die Name Friedrich Ebert wird heute missbraucht. Zudem redet man über den Verkauf der GSW Wohnungen im afrikanischen Viertel nicht mehr, warum auch. Grüne Politik lässt grüßen.
Ich lebe seit 1968 im Wedding und war froh in einem uncoolen Stadtteil zu leben. Meine Miete war tragbar ich hatte den Humboldhain, mein Familienfreizeitheim Dohnagestell als Arbeitsstätte. Es war eine tolle Einrichtung für Familien. Es wurden günstige Reisen nach Tringenstein ins Ferienlager für Familien organisiert. Jugend Freizeitheime waren für alle da. Warum wurde alles eingespart? Das Schwimmbad konnte man sich als Familie noch leisten. Warum ist dafür kein Geld mehr da? Warum wurden Bezirkseigene Wohnhäuser verkauft????? Der Wedding hatte einiges für Familien organisiert und das Leben war ok im Wedding.
Habe seit 2012 eine schöne Wohnung im Wedding. Aber wenn ich raustrete, ist Ghetto!
Trotzdem mag ich nicht in „tote“ Viertel weiter draußen umziehen und die „lebendigen“ kann ich mir nicht leisten.
Habe eine Hass-Liebe zum Wedding entwickelt…
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Ich verstehe den Titel nicht. Weshalb „bloß schnell weg hier“, wenn der Wedding doch angeblich so angesagt ist? Dass man sich für eine Adresse im Wedding schämte, habe ich noch nie gehört. Wohne schon seit über 30 Jahren hier.
Tja.ich bin ein Rucksack Berliner😉zugezogen 😄wohne mittlerweile gute 30jahre im Wedding am Nauener Platz. Fand die Aufregung damals um den Wedding komisch und er hat sich zum positiven entwickelt. Multi kulti ebend 👍toll👍aber wie sich das alles momentan entwickelt finde ich och nicht so toll in unserem Kiez.bekomme och Angst.aber trotz City Nähe hoffe ich das es lebensfroh und auch lebenswert wird und och bleibt. Obwohl ich auch weiß das es nicht einfach wird mit den unschönen Sachen im Kiez umzugehen 😉trotzdem is der Wedding meine zuhause ☺️
Bin im Wedding geboren und zur Schule gegangen. Aber ich möchte da noch nicht mal mehr Tot über’n Zaun hängen. Aber da gibt es noch mehr Bezirke. Was ist nur aus unserem schönen Berlin geworden??
Ich schüttel den Kopf mit! Der Artikel sollte wohl Eingangs spannend sein, mit der Schilderung zu Bronx ähnlichen Zuständen in den 0er Jahren. Genau das Gegenteil war schon in den 80gern der Fall und ich darf das sagen, da ich seit 38 Jahren hier im Brüsseler Kiez sowie direkt am Leo wohne. Früher haben wir noch Straßenfeste mit den Nachbarn organisiert und niemand musste Angst haben. Stellt euch heute mal am Leo an eine Bushaltestelle, nach 10 Minuten hast du 3 bettelnd Drogensüchtige am Hals. Was ist da cool, wenn man nicht gerade mit dem Touri-Taxi zur Lokation gefahren wird!? Viva 65!
Der wedding Bezirk is so kriminell geworden ich kann wenn es dunkel wird nicht mehr raus gehen. Ich bin hier geboren und zur Schule gegangen ich weiß von was ich schreibe also ab seestrasse bis S‑Bahn wedding ich könnte es noch weiter ausweiten.
Bitte wie???? Abends am Gesundbrunnen-Center. Nicht gerade erstrebens-und erlebenswert. Leopoldplatz mit den Süchtigen und den Obdachlosen???? Nö, ick will weg hier, obwohl ick in der Schillerpark-Siedlung wohne, wo et noch jeht. Aba wie lange noch. ?
Ich wohne seit 2003 in der Maxstrasse bin aus Weissensee hergezogen da ich eine Wohnung mit Gasheizung bekommen habe statt Kohleofen…..ja es war dort anders aber auch sehr abgeschieden vom wirklichen Leben in Berlin. Der Wedding hieß für mich immer ….bloß nicht…..jetzt aber lebe ich gut 👍 und noch immer sehr günstig in einer mittlerweile 2 Zimmer Wohnung. Der Wedding war und ist halt als Arbeiterviertel bekannt gewesen und das ist er bis heute geblieben. Manche Entwicklungen machen auch mit zu schaffen..ja….aber es sind immer noch Menschen über die wir hier rund um den Leopoldplatz sprechen. Traurig ist das Karstadt jetzt dicht macht …..es ist bunt , lustig, Multikulti, aber auch anstrengend und trotzdem mag ich es hier zu leben 😃🌲
Hallo zusammen
tja der gute alte Wedding … da ist immer was los
so wie heute vormittag gegen 11Uhr…. vorne am Kiosk Afrikanische/Swakopmunder – da wohnt jemand der nicht ganz rund läüft, aber harmlos ist… eben noch im Kiosk hat er sich einen Kaffee geholt und ab nach Hause… kurze Zeit später kommt er wieder raus , splitterfaser nackt ohne Schuhe quer über die Straße in Richtung Kurt-Sch.-Platz … 5min später 3 Polizeiwagen hinter her
in diesem Sinne
PS: ja leider kann ich dem Autor zum 1.und 2.Abschnitt nicht zustimmen entweder hat er die falschen Freunde gehabt oder er hat sich da was zusammengereimt…. jedenfalls seltsam !!!
@Božo, wo soll ich unterschreiben?
Als Ur-Weddinger kann ich nur mit dem Kopf über den Artikel schütteln. Das kann nur aus der Feder eines Zugezogenen stammen. Beschämt hat mich der Wedding noch nie. Er war schon immer cool. Das ihn jetzt alle cool finden, ist eher uncool. 65 für immer!
Ich bin als junger Mensch in den Wedding gezogen. Eigentlich komm ich aus Charlottenburg. Aber mit zwei Azubi-Gehältern haben ich und mein Freund nichts anderes bekommen.
Ich hatte auch meine Vorurteile dem Wedding gegenüber, sowie jeder, dem ich berichtete, wo ich hin ziehe. „Da würde ich ja niemals hinziehen“, kam dann oft. Nun manche Vorurteile stimmen, aber der Wedding ist auch wunderbar grün, mit vielen guten Fahrradwegen, und tollen gemeinschaftlichen Projekten (Supercoop). Ich bereue es nicht hier hergezogen zu sein.
Bin jetzt aus Wedding weggezogen – ins Zehlendorf – ins Altersheim- und ja ich geniesse das Leben hier aber vermisse auch stark die Quierligkeit im Brunnenviertel, die vielen junge Leute aus sonstwo, die engagierten Menschen in den sozialenBerufen, und ich habe dort nie Angst gehabt – auch nicht in der Dunkelheit, habe mich nur ewig und immer über den Dreck aufgeregt und habe am Vinetaplatz dagegen gekämpft..ach lass uns den Wedding so wie er ist!