Beim Square Dance hören die Tanzenden auf Kommandos – und haben dabei jede Menge Spaß. Eine Tänzerin des Crazy Eights Square Dance Club Berlin erzählt hier von ihrem bewegenden Hobby.
„Square Dance? Kenn ich!“ – Das höre ich oft, wenn ich über mein Hobby spreche. Frage ich dann etwas genauer nach, kommt meistens raus, dass die Leute an Line Dance denken. Hört sich zwar ähnlich an, ist aber etwas ganz anderes. Ich tanze Square Dance bei den Crazy Eights, das ist ein Club mit rund 30 Mitgliedern zwischen 45 und 80 Jahren.
Crazy Eights: seit 30 Jahren im Kiez
Seit April 2022 treffen wir uns in der Begegnungsstätte im Kiez in der Stralsunder Straße 6. Wir tanzen schon seit 30 Jahren in dieser Gegend, vorher waren wir in der Turnhalle der Gustav-Falke-Grundschule auf der anderen Seite der Brunnenstraße. Deshalb kennen uns die Nachbarn hier noch nicht. So nahmen wir die Gelegenheit wahr, uns beim Kiezfest am Vinetaplatz mit einem Stand und zwei Auftritten zu zeigen.
Für mich hat alles begonnen, als ich nach einer Trennung ein neues Hobby suchte. Getanzt habe ich schon immer gern, aber ohne (Tanz-)Partner ist das etwas schwierig. Der Zufall wollte es, dass ich die Crazy Eights bei einem Auftritt sah. Vorsichtig nachgefragt, erfuhr ich, dass man das auch ohne Tanzpartner lernen kann und landete bei diesem Club. Das ist nun schon 40 Jahre her und ich habe immer noch großen Spaß dabei – der Mittwochabend ist in meinem Kalender für Square Dance reserviert. Ich freue mich darauf, Freunde zu treffen und auf die Bewegung zu Musik.
Der Rufer bestimmt die zu tanzenden Figuren
Hans ist unser Caller (Rufer) und für uns unverzichtbar. Sobald er mit dem Aufbau der Musikanlage fertig ist, stellen sich vier Paare erwartungsvoll im Quadrat auf, daher der Begriff „Square“. Die Paare mischen sich vor jeder Tanzrunde neu und niemand nimmt es einem übel, wenn man als Frau auch mal den Partner einer Freundin auffordert. Allerdings sind die Männer bei uns in der Minderheit und so stellen sich auch häufig zwei Frauen als Paar auf.
Spätestens, wenn die Musik losgeht, huscht ein Lächeln über alle Gesichter. Niemand weiß, welche Figurenfolgen er sich diesmal ausgedacht hat, die Choreografie wird jedes Mal anders. Auch die Musik ist sehr abwechslungsreich und kommt nicht unbedingt nur aus der Country-Szene – wir tanzen auch zu Elvis oder „Alt wie ein Baum“ von den Puhdys. Man muss sich darauf konzentrieren, dass die gehörten Kommandos in die Füße gehen und man sie zusammen mit den sieben Mittänzern erfolgreich bewältigt. Da ist für Alltagsprobleme kein Platz mehr im Kopf.
Die Freude und das Erfolgserlebnis, wenn alle Aufgaben erfolgreich bewältigt werden, ist für mich immer wieder eine tolle Erfahrung. Aber auch wenn mal etwas nicht klappt, bleibt die gute Stimmung im Raum – es wird viel gelacht an so einem Abend. Für mich gibt es keinen anderen Sport, bei dem geistige und körperliche Fitness mit so viel Spaß trainiert werden. Einen Marathon könnte ich nicht laufen, aber hier beim Tanzen lege ich bestimmt auch so einige Kilometer zurück, ohne es zu merken.
Verständigung über Ländergrenzen – im Petticoat
Die Figuren sind übrigens weltweit einheitlich – was ich hier gelernt habe, kann ich auch im Urlaub zum Beispiel in Schweden, Großbritannien, den USA, Australien oder China tanzen, auch wenn ich die Sprache dort vielleicht nicht sprechen kann. Square Dancer sind gastfreundlich und freuen sich immer über Besuch. Man stelle sich auch mal eine Halle mit 600 Tänzern vor – ein unglaubliches Erlebnis, wenn sich die vielen Squares nach den Kommandos EINES Callers über die Tanzfläche bewegen! Bei derartigen Gelegenheiten oder auch bei Auftritten wie dem Kiezfest tragen die Frauen weite Röcke mit Petticoats darunter. Da kommt gleich noch mehr Schwung in die Drehungen. Bei unseren Clubabenden tanzen wir aber in Alltagskleidung.
Die Figuren und auch verschiedene englische Begriffe müssen natürlich erst einmal gelernt werden. Dazu veranstalten die Crazy Eights einmal im Jahr einen Kurs. Lernen und tanzen kann die knapp 70 Figuren jede und jeder – wichtig ist, dass man gut zu Fuß und fit im Kopf ist. Englischkenntnisse sind auch keine Voraussetzung, alles wird auf Deutsch erklärt.
Schnupperabend für Interessierte im Oktober
Wenn ich deine Neugier auf unser Hobby wecken konnte, kannst du an zwei Schnupperabenden im Oktober ausprobieren, wie sich Square Dance anfühlt. Hans wird einige Figuren erklären und du bekommst schnell dein erstes Erfolgserlebnis beim Tanzen im Quadrat. Danach kannst du den Kurs besuchen und mehr lernen, wenn du möchtest.
Ein Schnupperabend war bereits gestern, der nächste findet am 11. Oktober von 19 bis 20.30 Uhr statt. Sowohl Singles als auch Paare können mitmachen. Die Crazy Eights freuen sich auf dich! Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.crazyeights.de.
Text: Christine Barholz, Fotos: Andrei Schnell
Der Text stammt aus der Herbstausgabe des “brunnen”, dem Kiezmagazin im Brunnenviertel. Das Heft wird von einer ehrenamtlichen Bürgerredaktion fünf Mal im Jahr erstellt und kostenlos im Brunnenviertel verteilt. Weitere Text sind auf dem Redaktionsblog www.brunnenmagazin.wordpress.com zu finden. Im dortigen Archiv ist auch ein E‑Paper der aktuellen Ausgabe verlinkt.