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Online-Radio im Soldiner Kiez angekommen:
Cashmere Radio sendet aus der Remise

6. Juli 2023
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Über die stil­le Post hat sich die Kun­de im Wed­ding so weit ver­brei­tet, dass es auch an mein Ohr gelangt ist: Es gibt eine neue Bar im Sol­di­ner Kiez, ver­steckt in einem Hin­ter­hof in der Kolo­nie­stra­ße. Irgend­ein abge­fah­re­nes Kon­zept, irgend­wie famil­är und super­toll, vor allem bis jetzt unbe­kannt für die meis­ten im Stadt­teil. Ich den­ke spon­tan an Ninas Sekt­bar in der Prin­zen­al­lee, bei der ich zu lan­ge gezö­gert hat­te und die ich am Ende nicht mehr geschafft hat­te, zu besu­chen bevor sie wie­der geschlos­sen hat, und ergrei­fe die ers­te Gele­gen­heit beim Schopf. Die Stadt­teil­ko­or­di­na­ti­on Oslo­er Stra­ße hat­te den neu­en Ort im Wed­ding auf ihrem Kiez­spa­zier­gang Ende Juli. Dann los!

Blick ins Stu­dio… Eine Künst­le­rin aus Lon­don nimmt gera­de eine Sen­dung über zeit­ge­nös­si­sche afri­ka­ni­sche Musik auf. Fotos (2): Hensel

Der Weg führt die völ­lig ahnungs­lo­se Grup­pe in eine Remi­se im Hin­ter­hof der Kolo­nie­stra­ße. Das ist direkt gegen­über dem Büro des Quar­tiers­ma­nage­ment, das auch noch nichts von dem inter­es­san­ten Nach­barn weiß. „Cash­me­re Radio“ steht am Klin­gel­knopf, Gia­co­mo Gia­net­ta öff­net uns die Tür. Er ist ein freund­li­cher Ita­lie­ner, der bit­te nicht aufs Foto möch­te. Wir müs­sen zunächst die Schu­he aus­zie­hen, der Tep­pi­che wegen. Am Anfang der klei­nen Vor­stel­lung dann eine ech­te Über­ra­schung: es ist über­haupt gar kei­ne Bar, die wir hier besichtigen.

Das „Cash­me­re Radio“ ist eine Art künst­le­ri­sches Medi­en­pro­jekt, ein Online-Radio mit mehr als 100 ver­schie­de­nen regel­mä­ßi­gen Sen­dun­gen und einem Rund-um-die-Uhr-Pro­gramm. „Wir sind ein gemein­nüt­zi­ger Ver­ein, gegrün­det 2015. Wir waren sie­ben Jah­re lang in Lich­ten­berg und wur­den dort weg­gen­tri­fi­ziert“, skiz­ziert Gia­co­mo den Wer­de­gang des Pro­jekts. Auf dem Weg zum neu­en Stand­ort im Wed­ding war das Pro­jekt erst neun Mona­te in der Gericht­stra­ße und zog am 5. Febru­ar 2023 in die Kolo­nie­stra­ße. Hier gebe es einen lang­fris­ti­gen Miet­ver­trag und so eine Chan­ce auf Wei­ter­ent­wick­lung und ganz viel expe­ri­men­tel­les Radio.

Screenshot von der Webseite des Cahmere Radios - mit Sendeplan für die nächsten Tage. Repro: Weddingweiser
Screen­shot von der Web­sei­te des Cash­me­re Radi­os – mit Sen­de­plan für die nächs­ten Tage. Repro: Weddingweiser

Als die Grup­pe das Stu­dio besich­tigt, beginnt eine Künst­le­rin aus Lon­don gera­de mit der Auf­nah­me der Sen­dung „Afro Elec­tro­nics“ über zeit­ge­nös­si­sche afri­ka­ni­sche Musik. Die Besu­cher­grup­pe kann ihr bei der Arbeit durch eine Glas­schei­be zuse­hen und zuhö­ren, denn die Musik wird über Laut­spre­cher in den Raum vor dem Stu­dio über­tra­gen, dem Raum mit dem Tre­sen und den Laut­spre­chern und Sitz­ge­le­gen­hei­ten. Doch eine Bar? „Das ist kei­ne Bar“, stellt Gia­co­mo klar. Es gehe hier um Radio. Aber wer hier Radio macht, das bekommt auch einen Drink.

Drei Mal im der Woche wer­den die Türen des unab­hän­gi­gen Radio­pro­jekts aber für Besucher:innen geöff­net. Wer die Schu­he aus­zieht und es sich auf dem Sofa oder den Tep­pi­chen gemüt­lich macht (und nichts dage­gen hat, dass geraucht wird), der kann bei „Live in Wed­ding“ dabei sein. So sind die öffent­li­chen Ter­mi­ne im Sen­de­plan mar­kiert. Diens­tag, Don­ners­tag und Sams­tag ist das in der Regel, von 18 bis 24 Uhr. Hier kann jede:r beim Radio­ma­chen zuhö­ren und ‑sehen und Men­schen aus aller Welt tref­fen. Denn Men­schen aus aller Welt gehen im „Cash­me­re Radio“ ein und aus, es gibt stän­dig Künst­ler­re­si­den­zen und somit mit­ge­brach­te und weit­ge­reis­te Musik. Bei „Live in Wed­ding“, den offe­nen Stu­dio­ta­gen, kann das haut­nah erlebt werden. 

Blick in die Räu­me des Radio­pro­jekts… Hin­weis­schild am Ein­gang … Klin­gel. Fotos (3): Hensel

Die Besu­cher­grup­pe, die mit der Stadt­teil­ko­or­di­na­ti­on in die Remi­se gestol­pert ist, erfährt noch eini­ges über das gemein­nüt­zi­ge Radio­pro­jekt. „Wir haben 150 akti­ve Mit­glie­der, die Sen­dun­gen machen“, sagt Gia­co­mo, der auch der Ver­eins­vor­sit­zen­de ist. „Wir sind online 247 zu hören und jeden Frei­tag­abend ab 21 Uhr auch auf UKW auf 88,4“, sagt er. Zu hören bekom­men die, die dem Pro­gramm fol­gen, ganz ver­schie­de­ne Sen­dun­gen. Es gibt sehr expe­ri­men­tel­le Klang­ex­pe­ri­men­te, aber auch ganz klas­si­sche Radio­for­ma­te. Meist ist es Musik, manch­mal auch Repor­ta­gen wie zum Bei­spiel das „Stadt­ge­sche­hen“. Das wird ein Mal im Monat gesen­det. Eine über 80-jäh­ri­ge Ber­li­ne­rin nimmt die Hörer:innen dabei mit durch die Stadt. Abends gibt es manch­mal die „Bedti­me Sto­ries“ mit Text und Klang und allem, was zum expe­ri­men­tel­len Gute-Nacht-sagen gehört. Mehr zum umfang­rei­chen Pro­gramm­spek­trum fin­det sich auf der Web­sei­te www.cashmereradio.com.

In der Kolo­nie­stra­ße durch die­se Tor­ein­fahrt … zu den Remi­sen … und zur Tür des Cash­me­re Radi­os. Fotos (3): Hensel

Man spürt sofort, dass das Pro­jekt, das jetzt in der Kolo­nie­stra­ße in die Remi­se ein­ge­zo­gen ist, viel Inter­na­tio­na­li­tät und Krea­ti­vi­tät mit­ge­bracht hat. Von hier aus dre­hen musi­ka­li­sche Ideen eine Run­de im Inter­net und fin­den auf dem Weg ihre Hörer:innen. Hier sind Leu­te, die auch für das Medi­um Radio eine Lei­den­schaft haben. Im kom­men­den Jahr soll es des­halb ein Radio­fes­ti­val geben, im silent green Kul­tur­quar­tier. Doch bis dahin wer­den noch ganz vie­le Sen­dun­gen pro­du­ziert und gesen­det und auch inter­es­sier­te Besucher:innen an den „Live in Wedding“-Tagen gegrüßt wor­den sein.

Das „Cash­me­re Radio“ kann rund um die Uhr auf der Sei­te www.cashmereradio.com gehört wer­den. Frei­tag ab 21 Uhr bis Sams­tag um 11 Uhr kann das Pro­gramm auch auf der UKW-Fre­quenz 88,4 ver­folgt wer­den. Wer live dabei sein möch­te, wenn eine Sen­dung ent­steht, der kann die genaue Adres­se per E‑Mail unter [email protected] erfah­ren oder den “Join Chat”-Knopf auf der Web­sei­te für Nach­fra­gen nutzen.

1 Comment Leave a Reply

  1. Hal­lo

    alter Schwe­de wat für eene Box… wat für´n Bass… wenn die rich­tich uff­dre­hen , dann bebt der jan­ze Wed­ding und kann mit­hö­ren!! ohne uff 88,4 sein zu müssen :)))

    net­ten Tag noch

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