In den Iran zu reisen: Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage gar nicht so einfach. Doch im Wedding ist das ohne großen Aufwand möglich: In der Turiner Straße hat nämlich Anfang 2023 das Restaurant Khatoon aufgemacht. Dort kann man zwar nicht die Ruinen von Persepolis oder den Golestan-Palast besichtigen, sich dafür aber kulinarisch auf eine Entdeckungsreise begeben.
Das Lokal selbst hat schon mindestens eine Weltreise hinter sich: Erst war es ein griechisches Café, dann ein Grillhouse. Jetzt gibt es persisches Essen. Gegrilltes Lamm oder Hähnchen, Kalbfleisch in Tomaten- und Safransoße, gehackte Walnüsse in Granatapfelsoße… Allein beim Lesen der Speisekarte reist man Tausende Kilometer von Berlin entfernt. Und es schmeckt! Ich muss gestehen, dass ich mich mit der persischen Küche überhaupt nicht auskenne – aber ich fand alle Gerichte, die ich ausprobieren durfte, lecker. Besonders empfehlenswert ist der Khatoon-Teller, eine Auswahl verschiedener vegetarischer Vorspeisen. Als Vegetarierin hat mich auch die breite Auswahl an vegetarischen Gerichten angesprochen.
Der Betreiber, Hashemi Amanollah, ist gebürtiger Iraner – aber in Afghanistan aufgewachsen. Zu Hause wurde mal iranisch, mal afghanisch gekocht. So konnte er den Bezug zu seinen Wurzeln behalten. Nachdem er nach Berlin gezogen ist, hat er angefangen, als Koch im persischen Restaurant Hafis in Charlottenburg zu arbeiten – ohne Kochausbildung. Nach zehn Jahren als Angestellter wollte er sich selbstständig machen und hat deshalb das Khatoon eröffnet. Der Name ist auf ein altes persisches Wort zurückzuführen, das „die Frauen“ bedeutet. Es war der Wunsch von Hashemi Amanollahs Frau, dass das Restaurant so heißen sollte.
Was ihm an der iranischen Küche besonders gefällt, ist die Vielfalt: Es gibt sowohl gegrilltes Fleisch als auch Suppen und Eintöpfe. Und “es schmeckt ganz anders” als andere Küche, betont er. Das kann ich nur bestätigen: Beim Essen musste ich manchmal an die afghanische, syrische oder die georgische Küche denken, aber die Gerichte haben einen Geschmack, den ich so noch nirgendwo gegessen habe.
Auch durch die Einrichtung verlässt man für einen Abend den Wedding: Bunte bestickte Teppiche bedecken den Boden, auf den Tischen liegen silberne Stoffdecken und Geschirr, an der Wand hängen Gemälde mit kalligrafischer Schrift. Das Restaurant ist schlicht dekoriert, aber jedes Detail hat eine Bedeutung, erklärt Hashemi Amanollah. Etwa die Vorhänge mit Troddeln, die vor den Fenstern hängen: “Sie werden im Iran seit Jahrhunderten verwendet und sind wie ein Symbol für das Land selbst.”
Vor allem samstags ist im Khatoon viel los, denn es gibt ein großes Buffet, während iranische Künstler Live-Musik spielen und das Publikum laut mitsingt. Im Khatoon reist man also nicht nur kulinarisch in den Iran, sondern mit allen Sinnen!
Text/Fotos: Lucile Gagnière
Khatoon, Turiner Str. 50, tgl. 11.30 – 23.00 Uhr
Ich war am Sanstag Mittag im Khatoon und habe das reichhaltige Buffet mit Huhn, würzigem Reis und verschiedenen Gemüse sehr genossen. Schöne freundliche und lockere Atmosphäre! Im hinteren Raum interessante Fotosammlung aus Persien und Afghanistan.
Wir waren auch schon im Khatoon essen, wir haben draussen gesessen und das Essen und vor allem auch den Nachtisch sehr genossen. Wir gehen dort bestimmt öfter hin.