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Koordination im Bezirk:
Anspruch an ein besseres Leben im Alter

Über die Aufgaben der Altenhilfekoordinatorin Frau C. Hartmann
11. März 2023

Die Alten­hil­fe kommt nicht von unge­fähr. Sie ist im SGB XII gere­gelt und ist bei der kom­mu­na­len Ver­wal­tung ange­sie­delt. Wesent­li­che Zie­le sind die Teil­ha­be alter Men­schen und der Erhalt des selb­stän­di­gen Lebens im Alter. Auch die Alten­hil­fe hat eine Geschich­te mit sich ändern­den Leit­bil­dern und Zie­len. Dar­über haben ich ein Inter­view mit Alten­hil­fe­ko­or­di­na­to­rin des Bezirks geführt. 

Lag der Fokus in der zwei­ten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts noch auf der Per­spek­ti­ve der Pfle­ge im Alter und deren kom­mu­na­ler Vor­aus­set­zun­gen, so wird heu­te die Alten­hil­fe in der Sozi­al­pla­nung inte­griert, umfas­send und erwei­tert vor­ge­nom­men, was auf die Ein­füh­rung von § 71 im SGB XII im Jahr 2005 zurück­geht. Dem­nach wird Alten­hil­fe als Quer­schnitt­auf­ga­be ange­se­hen, bei der man zudem die Ange­bo­te für die Senior*innen als ein abge­stimm­tes Zusam­men­spiel ver­schie­de­ner rele­van­ter Lebens­be­rei­che für den Auf­bau koor­di­nier­ter Ver­sor­gungs­ket­ten plant und umsetzt.

In Ber­lin-Mit­te wur­de erst­mals 2019 eine Stel­le zur Alten­hil­fe­ko­or­di­na­ti­on (AHK) ein­ge­rich­tet. Frau Hart­mann, Alten­hil­fe­ko­or­di­na­to­rin, im Rat­haus Wed­ding ansäs­sig, ist seit 2021 im Amt. 

Frau Hart­mann, die Alten­hil­fe­ko­or­di­na­to­rin für Berlin-Mitte

Frau Hart­mann, seit wann sind Sie im Dienst und wel­ches sind Ihre wesent­li­chen Auf­ga­ben in der Alten­hil­fe nach § 71 SGB XII?

Mei­ne Schwer­punk­te sind unter ande­rem die Erstel­lung eines Senio­ren­ent­wick­lungs­plans, Sicher­stel­lung gesell­schaft­li­cher Teil­ha­be älte­rer Men­schen, Zusam­men­ar­beit mit bezirk­li­chen Akteur*innen der Senior*innenarbeit und Ver­net­zung, die enge Zusam­men­ar­beit mit Begeg­nungs­stät­ten und regel­mä­ßi­ger Aus­tausch, Mit­ar­beit in bezirk­li­chen Gre­mi­en und Gre­mi­en der Senior*innenpolitik und die Zusam­men­ar­beit mit der Seniorenvertretung. 

Was sind Ihre aktu­el­len Vor­ha­ben? Ist der Senio­ren­ent­wick­lungs­plan für Mit­te schon abge­schlos­sen? Was wird Mit­te anders als die ande­ren Bezir­ke an Pro­jek­ten entwickeln?

Aktu­ell wird die Fer­tig­stel­lung des Senio­ren­ent­wick­lungs­plans prio­ri­siert. Ein wich­ti­ges aktu­el­les Vor­ha­ben ist die Sanie­rung einer Begeg­nungs­stät­te im Pro­gno­se­raum Wed­ding. Hier sind wir auf einem guten Weg.

Kön­nen Ein­zel­per­so­nen, Ver­ei­ne und Orga­ni­sa­tio­nen aus der Senio­ren­ar­beit, wenn es dar­um geht, die laut § 71 SGB XII “kom­mu­na­le Infra­struk­tur zur Ver­mei­dung sowie Ver­rin­ge­rung der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit und zur Inan­spruch­nah­me der Leis­tun­gen der Ein­glie­de­rungs­hil­fe zu ver­zah­nen”, Vor­schlä­ge und Anre­gun­gen einbringen?

Ja, natür­lich.

Frau Hart­mann, was ist das Beson­de­re an der Koor­di­na­ti­on der Auf­ga­ben der Alten­hil­fe und wer und wie wird zwi­schen den Ber­li­ner Bezir­ken koor­di­niert? Wer ent­wi­ckelt die Zielsetzungen?

Ein Bei­spiel ist die Ent­wick­lung von Maß­nah­men wäh­rend der Pan­de­mie zur Ver­mei­dung von Ein­sam­keit. Ein wei­te­res wich­ti­ges The­ma ist die Sen­si­bi­li­sie­rung für die Bedar­fe von Senior*innen der LSBTI*-Gemeinschaft.

Im zwei­stu­fi­gen Ber­li­ner Ver­wal­tungs­auf­bau sind die Senats­ver­wal­tun­gen den Bezirks­äm­tern über­ge­ord­net. Das sind für uns die Senats­ver­wal­tung für Inte­gra­ti­on, Arbeit und Sozia­les und die Senats­ver­wal­tung für Wis­sen­schaft, Gesund­heit, Pfle­ge und Gleich­stel­lung. Sie koor­di­nie­ren die Arbeit in Arbeits­ge­mein­schaf­ten und dar­über hin­aus gibt es ein selbst orga­ni­sier­tes Gre­mi­um der Altenhilfekoordinator*innen.

Beson­ders an der Auf­ga­be der Alten­hil­fe­ko­or­di­na­ti­on ist die För­de­rung der Ver­net­zung von Ver­wal­tung und Akteur*innen der Senior*innenarbeit. Dabei ist es span­nend, die Bedürf­nis­se der älte­ren und jün­ge­ren Gene­ra­ti­on auf­ein­an­der abzu­stim­men, um ein gutes gene­ra­ti­ons­über­grei­fen­des Mit­ein­an­der zu fördern. 

Wie stel­len Sie den Kon­takt zu den Älte­ren her? Sie haben eine Sprech­stun­de im Rat­haus und Sie neh­men am Run­den Tisch Senio­ren (RTS) teil. Was dar­über hin­aus gibt es für Sie an Aus­tausch und Bera­tung? Was sind die Anlie­gen der Bür­ge­rin­nen und Bürger?

Mit mei­nen Kolleg*innen des ASD (All­ge­mei­ner Sozia­ler Dienst) und des Ehren­amts­bü­ros ste­he ich eng im Kon­takt. Anlie­gen sind zum Bei­spiel das Vor­han­den­sein von Toi­let­ten und Bän­ken im öffent­li­chen Raum, oder auch das (barrierefreie/barrierearme) Woh­nen im Alter. Auch über den Kon­takt zu den Begeg­nungs­stät­ten erfah­ren wir von den Anlie­gen der Bürger*innen.

Was liegt an wei­te­ren Ideen und wün­schen in der Luft? Zum Bei­spiel sind die Plau­der­bän­ke eine gute Sache.  Auch die Idee „Pinn­wand in jedem Haus“ kann Älte­ren, eher noch inter­net­fer­nen Mit­bür­gern helfen.

Wir spü­ren wei­ter­hin die Nach­wir­kun­gen der Pan­de­mie. Es besteht ein Span­nungs­feld zwi­schen dem Wunsch nach gesell­schaft­li­cher Teil­ha­be einer­seits und Beden­ken vor gesund­heit­li­chen Risi­ken ande­rer­seits. Die Begeg­nungs­stät­ten berich­ten, dass die Zahl der Besucher*innen immer wei­ter steigt. Vor allem sport­li­che und gesel­li­ge Ange­bo­te sind sehr gefragt. 

Neben den zahl­rei­chen Ange­bo­ten digi­ta­ler Schu­lun­gen für Senior*innen ach­ten wir als Bezirks­amt immer dar­auf, dass ana­lo­ge Ange­bo­te bestehen blei­ben und eine Teil­ha­be auch grund­sätz­lich ohne Kennt­nis­se der digi­ta­len Welt und deren Chan­cen mög­lich bleibt.

Frau Hart­mann, vie­len Dank für die­ses Interview!

Fra­gen und Text – © Rena­te Straetling

LINKS

Der Geset­zes­text § 71 SGB XII

https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_12/__71.html

Anfra­ge aus dem Jahr 2018

www.hauptstadtmitte.de/sites/default/files/2018–12/MA_1440_V.pdf

Stu­die LISA II

https://www.berlin.de/ba-mitte/aktuelles/pressemitteilungen/2021/pressemitteilung.1049291.php

Renate Straetling

Ich lebe seit dem Jahr 2007 in Berlin-Wedding, genauer gesagt im Brüsseler Kiez - und ich bin begeistert davon. Wir haben es bunt ohne Überspanntheit.
Jg. 1955, aufgewachsen in Hessen. Seit dem Jahr 1973 zum Studium an der FU Berlin bin ich in dieser damals noch grauen und zerschossenen Stadt. Mittlerweile: Sozialforschung, Projekte. Seit 2011 auch Selfpublisherin bei www.epubli.de mit etwa 55 Titeln. Ich verfasse Anthologien, Haiku, Lesegschichten, Kindersachbücher und neuerdings einen ökologisch orientierten Jugend-SciFi (für Kids 11+) "2236 - ein road trip in einer etwas entfernteren Zukunft" (Verlagshaus Schlosser, 28.11.22).-
Ich habe noch viel vor!
www.renatestraetling.wordpress.com

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