Wie ergeht es den Schulkindern nach der Coronazeit mit Lockdowns und Distanzunterricht? Wie sehr können sich Schulanfänger und solche in den ersten Klassen selbst helfen, wenn die elementaren Kenntnisse und Routinen fehlen? Wie können Lesepatenschaften beim Lesen und Lesenlernen helfen?
Was Kinder, Eltern und Lesepaten schätzen dürfen, sind große Events, die das Lesen und Vorlesen zelebrieren. Neben der Schule und den dortigen Anforderungen des Unterrichts gibt es ein großes Lesefest, das in vielen Ländern am selben Tag praktiziert wir. Einmal ist es von der UNESCO im Jahr 1995 eingerichtete Welttag des Buches. Dieser das Buch feiernde Tag mit vielen Events überall findet jeweils am 23. April statt. Es gibt für viele hundertausend Kinder ein Buchgeschenk, das für Schülerinnen und Schüler der 4. und 5. Klasse gedacht ist: “Ich schenke dir eine Geschichte!”
Hinzu kommt der bundesweite Vorlesetag, der seit dem Jahr 2004 immer am 3. Freitag im November stattfindet, der kommende also am 17. November 2023.
Beides sind schöne Tage, um das Buch und tolle Geschichten zu erkunden und so manches Genre lieb zu gewinnen.
Das Lesen will nicht nur gelernt, sondern auch geübt sein. „Einfach Losle-s-en!“ kann man soweit erst einmal nur den willigen Eltern, Großeltern und Lesepaten empfehlen. Aber wie oft passiert dies leider nicht im Alltag? So wurde aktuell berichtet, dass vier von zehn Kindern bis zu acht Jahren selten oder nie vorgelesen wird. Das Vorlesen schafft gute Voraussetzungen für die Konzentration und den Spaß am Lesen und Lesenlernen.
Bei uns im Wedding sind es oftmals benachteiligte Kinder, die zudem mit migrantischen oder ausländischen Eltern aufwachsen, die wenig Deutschkenntnisse haben oder auch gar keine Sprachkenntnisse.
Deutschsprachige Lesepaten können da helfen. Lesepatin oder Lesepate zu sein ist ein niedrigschwelliges Ehrenamt, das keine pädagogische oder literarische Ausbildung voraussetzt, sondern die Freude am Lesen mit Kindern und dem Vorlesen von Geschichten und Texten mit einfachem Wortschatz, die gleichwohl große Abenteuer beinhalten können, mitbringen.
Ich selber war schon einmal vor etwa 10 Jahren im Soldiner Kiez Lesepatin, und habe mich nun wieder dafür entschieden. Mit großem Erstaunen habe ich miterlebt, wie Kinder der ersten Klasse mit mir flüssig lesen lernten.
Einen guten Tipp gibt es dafür, und das sind die Lesebildergeschichten: Das sind Geschichten mit einfachen Texten, in die sinngebende Bildchen für die schwierigen Worte eingearbeitet sind, so dass ein einfacher Text tolle Erlebnisse und Fantasien möglich macht, denn die Texte zwischen diesen Bildchen bestehen aus den einfachen Wörtern, Namen und Hilfsverben. Versuchen Sie es damit auch einmal.
Ich kontaktierte vergangene Woche die etwa 20 Weddinger Grundschulen und es stellte sich soweit heraus, dass die Ausstattung mit Unterstützung sehr unterschiedlich ist. Manche Schulen haben keine oder nur wenige, andere engagieren dafür die Eltern, andere haben etliche und manche wünschen sich einen Lesepaten für jede Klasse, auch für die älteren Schüler. Ein Anruf genügt!
Wenn man sich dafür zwei Stunden in der Woche Zeit nehmen möchte, beispielsweise für einen Einsatz in einer nahe gelegenen Schule, um ein paar nette Kontakte bei Schulkindern zu finden, Kinder, die sich in den Bann des Lesens mitnehmen lassen möchten, dann tun Sie es einfach – und tun Sie es, bitte, nicht verkompliziert.
Text © Renate Straetling
P.S. Auch die Vereine für Senior:innen suchen Lesepaten für Ältere, wobei sich andere Lesestoffe anbieten, die manchen engagierten Erwachsenen näher liegen.
Die Kontaktdaten für die 19 Grundschulen in Berlin-Wedding
https://www.berlin.de/special/jobs-und-ausbildung/adressen/grundschule/district/wedding/
Die Kontaktdaten für Lesepaten und deren Vereine
https://www.berlin.de/familie/informationen/lesepatenschaft-103
Nach der Coronavirus-Pandemie bin ich gerne dabei. Aber wann das sein wird, ist ungewiss.