Mastodon

Achtung: Lesen gefährdet die Dummheit:
Gerade wegen Corona: Lesepatenschaften für den Wedding

7. Dezember 2022
1

Wie ergeht es den Schul­kin­dern nach der Coro­na­zeit mit Lock­downs und Distanz­un­ter­richt? Wie sehr kön­nen sich Schul­an­fän­ger und sol­che in den ers­ten Klas­sen selbst hel­fen, wenn die ele­men­ta­ren Kennt­nis­se und Rou­ti­nen feh­len? Wie kön­nen Lese­pa­ten­schaf­ten beim Lesen und Lesen­ler­nen helfen?

Was Kin­der, Eltern und Lese­pa­ten schät­zen dür­fen, sind gro­ße Events, die das Lesen und Vor­le­sen zele­brie­ren. Neben der Schu­le und den dor­ti­gen Anfor­de­run­gen des Unter­richts gibt es ein gro­ßes Lese­fest, das in vie­len Län­dern am sel­ben Tag prak­ti­ziert wir. Ein­mal ist es von der UNESCO im Jahr 1995 ein­ge­rich­te­te Welt­tag des Buches. Die­ser das Buch fei­ern­de Tag mit vie­len Events über­all fin­det jeweils am 23. April statt. Es gibt für vie­le hun­der­tau­send Kin­der ein Buch­ge­schenk, das für Schü­le­rin­nen und Schü­ler der 4. und 5. Klas­se gedacht ist: “Ich schen­ke dir eine Geschichte!”

Hin­zu kommt der bun­des­wei­te Vor­le­se­tag, der seit dem Jahr 2004 immer am 3. Frei­tag im Novem­ber statt­fin­det, der kom­men­de also am 17. Novem­ber 2023.

Bei­des sind schö­ne Tage, um das Buch und tol­le Geschich­ten zu erkun­den und so man­ches Gen­re lieb zu gewinnen.

Das Lesen will nicht nur gelernt, son­dern auch geübt sein. „Ein­fach Los­le-s-en!“ kann man soweit erst ein­mal nur den wil­li­gen Eltern, Groß­el­tern und Lese­pa­ten emp­feh­len. Aber wie oft pas­siert dies lei­der nicht im All­tag? So wur­de aktu­ell berich­tet, dass vier von zehn Kin­dern bis zu acht Jah­ren sel­ten oder nie vor­ge­le­sen wird. Das Vor­le­sen schafft gute Vor­aus­set­zun­gen für die Kon­zen­tra­ti­on und den Spaß am Lesen und Lesenlernen.

Bei uns im Wed­ding sind es oft­mals benach­tei­lig­te Kin­der, die zudem mit migran­ti­schen oder aus­län­di­schen Eltern auf­wach­sen, die wenig Deutsch­kennt­nis­se haben oder auch gar kei­ne Sprachkenntnisse.

Deutsch­spra­chi­ge Lese­pa­ten kön­nen da hel­fen. Lese­pa­tin oder Lese­pa­te zu sein ist ein nied­rig­schwel­li­ges Ehren­amt, das kei­ne päd­ago­gi­sche oder lite­ra­ri­sche Aus­bil­dung vor­aus­setzt, son­dern die Freu­de am Lesen mit Kin­dern und dem Vor­le­sen von Geschich­ten und Tex­ten mit ein­fa­chem Wort­schatz, die gleich­wohl gro­ße Aben­teu­er beinhal­ten kön­nen, mitbringen.

Ich sel­ber war schon ein­mal vor etwa 10 Jah­ren im Sol­di­ner Kiez Lese­pa­tin, und habe mich nun wie­der dafür ent­schie­den. Mit gro­ßem Erstau­nen habe ich mit­er­lebt, wie Kin­der der ers­ten Klas­se mit mir flüs­sig lesen lernten.

Augus­te Renoir, Die Kin­der des Mar­ti­al Cail­le­bot­te, 1895

Einen guten Tipp gibt es dafür, und das sind die Lese­bil­der­ge­schich­ten: Das sind Geschich­ten mit ein­fa­chen Tex­ten, in die sinn­ge­ben­de Bild­chen für die schwie­ri­gen Wor­te ein­ge­ar­bei­tet sind, so dass ein ein­fa­cher Text tol­le Erleb­nis­se und Fan­ta­sien mög­lich macht, denn die Tex­te zwi­schen die­sen Bild­chen bestehen aus den ein­fa­chen Wör­tern, Namen und Hilfs­ver­ben. Ver­su­chen Sie es damit auch einmal.

Ich kon­tak­tier­te ver­gan­ge­ne Woche die etwa 20 Wed­din­ger Grund­schu­len und es stell­te sich soweit her­aus, dass die Aus­stat­tung mit Unter­stüt­zung sehr unter­schied­lich ist. Man­che Schu­len haben kei­ne oder nur weni­ge, ande­re enga­gie­ren dafür die Eltern, ande­re haben etli­che und man­che wün­schen sich einen Lese­pa­ten für jede Klas­se, auch für die älte­ren Schü­ler. Ein Anruf genügt!

Wenn man sich dafür zwei Stun­den in der Woche Zeit neh­men möch­te, bei­spiels­wei­se für einen Ein­satz in einer nahe gele­ge­nen Schu­le, um ein paar net­te Kon­tak­te bei Schul­kin­dern zu fin­den, Kin­der, die sich in den Bann des Lesens mit­neh­men las­sen möch­ten, dann tun Sie es ein­fach – und tun Sie es, bit­te, nicht verkompliziert.

Text © Rena­te Straetling

P.S. Auch die Ver­ei­ne für Senior:innen suchen Lese­pa­ten für Älte­re, wobei sich ande­re Lese­stof­fe anbie­ten, die man­chen enga­gier­ten Erwach­se­nen näher liegen. 

Die Kon­takt­da­ten für die 19 Grund­schu­len in Berlin-Wedding

https://www.berlin.de/special/jobs-und-ausbildung/adressen/grundschule/district/wedding/

Die Kon­takt­da­ten für Lese­pa­ten und deren Vereine

https://www.leselounge-ev.de/

https://www.berlin.de/familie/informationen/lesepatenschaft-103

https://lesepaten.berlin/content/lesepate-werden

https://govolunteer.com/projekte/wir-suchen-lesepaten

Renate Straetling

Ich lebe seit dem Jahr 2007 in Berlin-Wedding, genauer gesagt im Brüsseler Kiez - und ich bin begeistert davon. Wir haben es freundlich, bunt ohne Überspanntheit.
Jg. 1955, aufgewachsen in Hessen. Seit dem Jahr 1973 zum Studium an der FU Berlin bin ich in dieser damals noch grauen und zerschossenen Stadt. Mittlerweile: Sozialforschung, Projekte. Seit 2011 auch Selfpublisherin bei www.epubli.de mit fast 60 Titeln. Ich verfasse Anthologien, Haiku, Lesegeschichten, Kindersachbücher und neuerdings einen ökologisch orientierten Jugend-SciFi (für Kids 11+) "2236 - ein road trip in einer etwas entfernteren Zukunft" (Verlagshaus Schlosser, 28.11.22).-
Meine Beiträge zu meiner Kolumne Ü 60 habe ich für alle, die lieber analog lesen, in einem Sammelband zusammengefasst
Renate Straetling
Kolumne Ü 60 - Sommer 2022 – Sommer 2024
Ein Sammelband
Sachbuchformat, 336 Seiten
ISBN: 978-3-759847-6, - Überall im Buchhandel oder online

1 Comment Leave a Reply

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

MastodonWeddingweiser auf Mastodon
@[email protected]

Wedding, der Newsletter. 1 x pro Woche



Unterstützen

nachoben

Auch interessant?