Ein kleines musikbetontes Kindertheater im Soldiner Kiez nimmt sich der Kinder an, vor allem der Kleinen. Die Klassen 7 bis 10 werden mit modernen Inszenierungen auch bespielt.
Im Morphtheater, seit dem Jahr 2009 beheimatet im Kulturpalast Wedding, wird in einem Ladenlokal mit Schaufenster Kindertheater geboten. Zunächt als Proberaum genutzt, wurde der Ort zu einer familiäreren Theaterstätte. Ich sprach mit Kai Schubert, Regisseur und Autor.
Herr Schubert, wie begründet sich der Name Morphtheater?
Wir begannen mit Produktionen von Einzelstücken von einzelnen Künstlern. Mit einfachen Mitteln stellten wir einfache Figuren her, die wir aber im analogen Sinne schauspielerisch wandeln, also wie man heute sagt, morphen, obwohl es diesen Bezug zum Digitalen bei uns nicht gibt.
Wie stehen Sie mit Ihrem Theater auf den Füßen?
Wir sind eine freie Truppe, die aus ihren selbst erspielten Einnahmen lebt.
Wie hat sich das Morphtheater entwickelt?
Anfangs, ab 2019, haben wir den Raum dort vorwiegend zum Proben genutzt und waren wie ein fliegendes Theater mit unseren Stücken unterwegs.
Ab Herbst 2019 dann nutzten wir den Ladenraum, der etwa 45 Zuschauern Platz bietet, um in freundlicher Wohnzimmeratmosphäre Stücke zu geben. Leider kam dann sogleich das Coronajahr 2020 und wir mussten umdenken und anders organisieren.
Im August 2021 haben wir nach langen Vorbereitungen ein Stück angepasst an Corona kreiiert und wollten es im Schaufenster aufführen, so dass die Zuschauer vom Bürgersteig aus zusehen konnten. Leider regnete es an dem Tag der Aufführung wie aus Kübeln und letztendlich schaute uns nur eine Familie, die sich mit Schirmen versehen hatte, amüsiert zu. Schließlich ging es, wie der Zufall so will, um unsere Inszenierung der „Kleinen Meerjungfrau“.
Wie beziehen Ihre Stücke die kleinen Kinder ein?
Da gibt es z. B. das Stück „Fliegende Musiktheater“. Es beginnt damit, dass der Darsteller auf der Bühne erscheint, aber das Orchester noch gar nicht eingetroffen ist. So beginnt der Darsteller alleine, stellt aber fest, dass er ein Orchester doch mehr vonnöten hat als ein Instrument. Die Kinder werden zum Mitmachen animiert.
Gehen Sie auf das Sprachniveau der kleinen Zuschauerinnen und Zuschauer ein?
Ja, unbedingt. Wir haben z.B. das Ein-Personen-Stück „Wer hat den Salat geklaut?“. Dabei geht es darum, dass ein Salat gestohlen wird und die mitmachenden Kinder beschreiben, wer genau den Salat gemopst hat. Eine Verfolgungsgeschichte beginnt, denn ist der eine Dieb gestellt, kommt der nächste und die Kinder fiebern mit.
Mein Kompagnon Florian Wandel, der hier in verschiedene Rolle als Tier schlüpft, hält dabei den interaktiven Spaß und die Spannung am Laufen.
Herr Schubert, wer ist Ihr Publikum? Mag man das Kindertheater im Soldiner Kiez?
Wir sind eher klein und mit etwa 80 Vorstellungen im Jahr und 1 bis 3 Schauspielern auf der Bühne mit einem Theater wie dem Atze nicht vergleichbar. Daher können wir auch eher improvisieren, da wir kein Textbuch haben, was nötig ist, wenn 8 oder 9 Schauspieler auf der Bühne agieren.
Unsere kleinen Zuschauer sitzen im Halbkreis und werden mit Musik und interaktivem Teilnehmen abgeholt, wenn es darum geht, die Spielzeit in Ruhe mit den anderen zu verbringen.
Man kann sich bei uns anmelden, und die Kitas aus dem Soldiner Kiez tun das gern.
Wo treten Sie sonst noch auf?
Wir geben unsere Stücke auch an Schulen und Kitas in anderen Bezirken. Aber auch an vielen anderen Orten, manchmal muss es eben auch eine größere Bühne sein. Beispielsweise waren wir auch auf der Freilichtbühne Weißensee im Juni 2021 und im August 2022 zu sehen. Auch im Gemeinschaftshaus Lichtenrade traten wir mit „Romeo und Julia 2.0“ auf, einem Stück für die Klassen 7 bis 10, in dem Shakespeare aus heutiger Sicht von zwei Videobloggern dargeboten wird. Sarah Schindler und Florian Wandel bieten den Followern in Romeo und Julia 2.0 den Hergang in behutsam modernisierter Fassung.
Herr Schubert, wie entwickeln Sie Ihre Stücke?
Wir vom Morphtheater sind starke Entwickler. Wir gehen oft von Ideen aus und wandeln die Dialoge und erfinden damit ein Stück durchaus kollektiv.
Wir geben auch Workshops in den Schulen und erfahren daneben, was die Kinder bewegt. Auch sind wir dann und wann im Medienhof Wedding aktiv mit unserem Theater.
Es gibt auch Stücke wie „Häschen und Rübe“ mit Nicole Gospodarek. Das ist ein Stück für die ganz Kleinen ab 2 und ist nach einem chinesischen Märchen erzählt.
Wie wird der aktuelle Spielplan weitergehen?
Wir spielen in diesem Jahr noch bis zum 23. Dezember und geben auch Zusatzaufführungen für „Schneegenbogen“. Auch das beliebte „Weihnachtssingen“, in dem zwei Figuren für ein perfektes Weihnachten sorgen möchten und etwas Schöneres entdecken als Perfektion, ist auf dem Spielplan. Im Januar 2023 sind wir mit einem etwas kleineren Spielplan aktiv und gönnen und uns etwas Pause, so dass es im Februar 2023 wieder mit vollem Einsatz weitergehen wird.
Gespräch, Text © Renate Straetling
MORPHtheater im Kulturpalast Wedding
Freienwalder Straße 20, 13359 Berlin-Wedding
T: 0170–4769461
Spielplan
https://www.facebook.com/morphtheater
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