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Morphtheater:
Die Bühne als Lebenselixier

Für Kinder ab 2 bis 14 Jahre
17. Dezember 2022

Ein klei­nes musik­be­ton­tes Kin­der­thea­ter im Sol­di­ner Kiez nimmt sich der Kin­der an, vor allem der Klei­nen. Die Klas­sen 7 bis 10 wer­den mit moder­nen Insze­nie­run­gen auch bespielt.

Im Morph­thea­ter, seit dem Jahr 2009 behei­ma­tet im Kul­tur­pa­last Wed­ding, wird in einem Laden­lo­kal mit Schau­fens­ter Kin­der­thea­ter gebo­ten. Zunächt als Pro­be­raum genutzt, wur­de der Ort zu einer fami­liä­re­ren Thea­ter­stät­te. Ich sprach mit Kai Schu­bert, Regis­seur und Autor.

Aus dem Stück “Pinoc­chio” – Die wah­re Geschich­te (ab 5 Jah­re) – © Mar­kus Lieberenz

Herr Schu­bert, wie begrün­det sich der Name Morphtheater?

Wir began­nen mit Pro­duk­tio­nen von Ein­zel­stü­cken von ein­zel­nen Künst­lern. Mit ein­fa­chen Mit­teln stell­ten wir ein­fa­che Figu­ren her, die wir aber im ana­lo­gen Sin­ne schau­spie­le­risch wan­deln, also wie man heu­te sagt, mor­phen, obwohl es die­sen Bezug zum Digi­ta­len bei uns nicht gibt.

Wie ste­hen Sie mit Ihrem Thea­ter auf den Füßen?

Wir sind eine freie Trup­pe, die aus ihren selbst erspiel­ten Ein­nah­men lebt.

Wie hat sich das Morph­thea­ter entwickelt?

Anfangs, ab 2019, haben wir den Raum dort vor­wie­gend zum Pro­ben genutzt und waren wie ein flie­gen­des Thea­ter mit unse­ren Stü­cken unterwegs.

Ab Herbst 2019 dann nutz­ten wir den Laden­raum, der etwa 45 Zuschau­ern Platz bie­tet, um in freund­li­cher Wohn­zim­mer­at­mo­sphä­re Stü­cke zu geben. Lei­der kam dann sogleich das Coro­na­jahr 2020 und wir muss­ten umden­ken und anders organisieren.

Im August 2021 haben wir nach lan­gen Vor­be­rei­tun­gen ein Stück ange­passt an Coro­na krei­iert und woll­ten es im Schau­fens­ter auf­füh­ren, so dass die Zuschau­er vom Bür­ger­steig aus zuse­hen konn­ten. Lei­der reg­ne­te es an dem Tag der Auf­füh­rung wie aus Kübeln und letzt­end­lich schau­te uns nur eine Fami­lie, die sich mit Schir­men ver­se­hen hat­te, amü­siert zu. Schließ­lich ging es, wie der Zufall so will, um unse­re Insze­nie­rung der „Klei­nen Meerjungfrau“.

Wie bezie­hen Ihre Stü­cke die klei­nen Kin­der ein?

Da gibt es z. B. das Stück „Flie­gen­de Musik­thea­ter“. Es beginnt damit, dass der Dar­stel­ler auf der Büh­ne erscheint, aber das Orches­ter noch gar nicht ein­ge­trof­fen ist. So beginnt der Dar­stel­ler allei­ne, stellt aber fest, dass er ein Orches­ter doch mehr von­nö­ten hat als ein Instru­ment. Die Kin­der wer­den zum Mit­ma­chen animiert.

Gehen Sie auf das Sprach­ni­veau der klei­nen Zuschaue­rin­nen und Zuschau­er ein?

Ja, unbe­dingt. Wir haben z.B. das Ein-Per­so­nen-Stück „Wer hat den Salat geklaut?“. Dabei geht es dar­um, dass ein Salat gestoh­len wird und die mit­ma­chen­den Kin­der beschrei­ben, wer genau den Salat gemopst hat. Eine Ver­fol­gungs­ge­schich­te beginnt, denn ist der eine Dieb gestellt, kommt der nächs­te und die Kin­der fie­bern mit.

Flo­ri­an Wan­del und Kai Schu­bert auf Ihrem Mes­se­stand – © Morptheater

Mein Kom­pa­gnon Flo­ri­an Wan­del, der hier in ver­schie­de­ne Rol­le als Tier schlüpft, hält dabei den inter­ak­ti­ven Spaß und die Span­nung am Laufen.

Herr Schu­bert, wer ist Ihr Publi­kum? Mag man das Kin­der­thea­ter im Sol­di­ner Kiez?

Wir sind eher klein und mit etwa 80 Vor­stel­lun­gen im Jahr und 1 bis 3 Schau­spie­lern auf der Büh­ne mit einem Thea­ter wie dem Atze nicht ver­gleich­bar. Daher kön­nen wir auch eher impro­vi­sie­ren, da wir kein Text­buch haben, was nötig ist, wenn 8 oder 9 Schau­spie­ler auf der Büh­ne agieren.

Unse­re klei­nen Zuschau­er sit­zen im Halb­kreis und wer­den mit Musik und inter­ak­ti­vem Teil­neh­men abge­holt, wenn es dar­um geht, die Spiel­zeit in Ruhe mit den ande­ren zu verbringen.

Man kann sich bei uns anmel­den, und die Kitas aus dem Sol­di­ner Kiez tun das gern.

Wo tre­ten Sie sonst noch auf?

Wir geben unse­re Stü­cke auch an Schu­len und Kitas in ande­ren Bezir­ken. Aber auch an vie­len ande­ren Orten, manch­mal muss es eben auch eine grö­ße­re Büh­ne sein. Bei­spiels­wei­se waren wir auch auf der Frei­licht­büh­ne Wei­ßen­see im Juni 2021 und im August 2022 zu sehen. Auch im Gemein­schafts­haus Lich­ten­ra­de tra­ten wir mit „Romeo und Julia 2.0“ auf, einem Stück für die Klas­sen 7 bis 10, in dem Shake­speare aus heu­ti­ger Sicht von zwei Video­blog­gern dar­ge­bo­ten wird. Sarah Schind­ler und Flo­ri­an Wan­del bie­ten den Fol­lo­wern in Romeo und Julia 2.0 den Her­gang in behut­sam moder­ni­sier­ter Fassung.

Herr Schu­bert, wie ent­wi­ckeln Sie Ihre Stücke?

Wir vom Morph­thea­ter sind star­ke Ent­wick­ler. Wir gehen oft von Ideen aus und wan­deln die Dia­lo­ge und erfin­den damit ein Stück durch­aus kollektiv.

Das Morp­thea­ter bei einer Auf­füh­rung für Kin­der – © Morphtheater

Wir geben auch Work­shops in den Schu­len und erfah­ren dane­ben, was die Kin­der bewegt. Auch sind wir dann und wann im Medi­en­hof Wed­ding aktiv mit unse­rem Theater.

Es gibt auch Stü­cke wie „Häs­chen und Rübe“ mit Nico­le Gos­po­da­rek. Das ist ein Stück für die ganz Klei­nen ab 2 und ist nach einem chi­ne­si­schen Mär­chen erzählt.

Wie wird der aktu­el­le Spiel­plan weitergehen?

Wir spie­len in die­sem Jahr noch bis zum 23. Dezem­ber und geben auch Zusatz­auf­füh­run­gen für „Schnee­gen­bo­gen“. Auch das belieb­te „Weih­nachts­sin­gen“, in dem zwei Figu­ren für ein per­fek­tes Weih­nach­ten sor­gen möch­ten und etwas Schö­ne­res ent­de­cken als Per­fek­ti­on, ist auf dem Spiel­plan. Im Janu­ar 2023 sind wir mit einem etwas klei­ne­ren Spiel­plan aktiv und gön­nen und uns etwas Pau­se, so dass es im Febru­ar 2023 wie­der mit vol­lem Ein­satz wei­ter­ge­hen wird.

Gespräch, Text © Rena­te Straetling

MORPH­thea­ter im Kul­tur­pa­last Wed­ding
Frei­en­wal­der Stra­ße 20, 13359 Berlin-Wedding

T: 0170–4769461

Spiel­plan

https://www.facebook.com/morphtheater

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Renate Straetling

Ich lebe seit dem Jahr 2007 in Berlin-Wedding, genauer gesagt im Brüsseler Kiez - und ich bin begeistert davon. Wir haben es freundlich, bunt ohne Überspanntheit.
Jg. 1955, aufgewachsen in Hessen. Seit dem Jahr 1973 zum Studium an der FU Berlin bin ich in dieser damals noch grauen und zerschossenen Stadt. Mittlerweile: Sozialforschung, Projekte. Seit 2011 auch Selfpublisherin bei www.epubli.de mit fast 60 Titeln. Ich verfasse Anthologien, Haiku, Lesegeschichten, Kindersachbücher und neuerdings einen ökologisch orientierten Jugend-SciFi (für Kids 11+) "2236 - ein road trip in einer etwas entfernteren Zukunft" (Verlagshaus Schlosser, 28.11.22).-
Meine Beiträge zu meiner Kolumne Ü 60 habe ich für alle, die lieber analog lesen, in einem Sammelband zusammengefasst
Renate Straetling
Kolumne Ü 60 - Sommer 2022 – Sommer 2024
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