Unser Gastautor Benjamin Weißstern wurde spontan zu einem Abendessen im neuen Lalibela-Taste of Ethiopia eingeladen. Wie er es fand? Das Essen ist ein Feuerwerk an Geschmack, das Lokal einmalig eingerichtet. Dazu fällt das aufmerksame Personal auf, das sich ständig erkundigt, ob alles zum Wohlgefallen ist. Wer auch immer sich das Konzept ausgedacht hat, hat einen Volltreffer gelandet.
Samstag Abend, meine gute Freundin Wiebke kommt zu mir in die Fahrrad Service Station Plötzensee. Ihr Schutzblech war gebrochen und sie brauchte einen neuen Sattel. Ich hatte ein passendes gebrauchtes Schutzblech da und habe es ihr sofort montiert. Ein Freundschaftsdienst, für den ich keine Entlohnung wollte. Und doch bekam ich eine. Wiebke hat mich spontan in das neu eröffnete „Lalibela“ eingeladen.
Bereits die Ankunft war ein Aha-Erlebnis. Die Fassade ganz toll mit äthiopischen Motiven gestaltet, draußen ansprechende Tische. Leider bereits zu kalt, um draußen zu sitzen – trotz angebotener Decken. Also rein in die Lokalität. Der erste Eindruck war überwältigend: alles sehr liebevoll gestaltet, die Wände mit Erdfarben bemalt. Auf allen Tischen waren so eine Art Hutkörbe. Wozu die dienen, sollten wir später noch erfahren.
Das Personal, in traditionellen äthiopischen Gewändern, sehr schön anzuschauen und vor allem äußerst zuvorkommend und immer mit einem Lächeln im Gesicht und dem unausgesprochenen Versprechen, heute hier gut bedient zu werden.
Wir bekommen die Speisekarte. Wow! Die Karte besteht aus zwei Holzkarten, darin sehr aufwendig gestaltete Speiselisten, die auch mit den Essgewohnheiten in Äthiopien vertraut machen. Anstelle von Besteck gibt es ein Stück Teigfladen, ein wenig vergleichbar mit Eierkuchen. Davon reiße man sich ein Stück ab und benutze diese nun mit der rechten Hand, um die Speisen nun aus einem großen Tablett rauszuholen. Wer möchte, kann aber auch Besteck bekommen, aber nein, lasst es sein, so zu essen ist echt ein Erlebnis. Das erinnert mich ein wenig an die Speisung bei meiner Oma in der Türkei. Auch dort gab es manche Speisen, welche man ausschließlich mit einem Stück Brot aus der noch heißen Pfanne rausgewischt hat.
Die Speisekarte ist außerdem eine grafische Meisterleistung, ebenfalls in Erdfarben gehalten. Auf der linken Seite werden die verschiedenen Speisen beschrieben, während auf der rechten Seite ein kleiner äthiopischer Sprachkurs gegeben wird. Nützliches wie: danke, ich verstehe nicht, können Sie das nochmal wiederholen, mein Name ist etc. Die Karte hat es mir so angetan, dass ich sie auch nach unserer Bestellung am Tisch halten wollte, um darin zu stöbern. Natürlich haben wir sofort versucht, die paar äthiopischen Redewendungen auszuprobieren und was soll ich sagen, es war ein Vergnügen und hat die Zeit bis zur Essenslieferung wunderbar überbrückt.
Mit den Speisen selber war ich ein wenig überfordert zu verstehen, was ich da bestelle. Was ich erfassen konnte, waren die Zutaten: Grünkohl, Linsen, Hühnchen, Rindfleisch und und und… Das Gemüse wurde zu cremigen Pasten verarbeitet, die sich dann mit besagtem Brotbesteck sehr gut essen ließen. Die Hühnchen-Drumsticks kamen als Ganzes an.
Als das Essen zu uns an den Tisch gebracht wurde, kamen dann die Körbe ins Spiel. Das Essen wird auf einem großen silbernen Tablett serviert, das eben mit diesen Körben abgedeckt ist, damit es warm bleibt. Am Tisch wird dann der Korb entfernt und das Essen präsentiert sich äußerst vorteilhaft. Wenn es nur halb so gut schmeckt wie es aussieht, wird das ein gelungener Abend. Wir wurden vorher gefragt, ob wir gemeinsam essen wollen oder getrennt. Zunächst dachte ich, das bezieht sich auf die Rechnung, aber weit gefehlt, es bezog sich darauf, ob unser Essen auf einem gemeinsamen silbernen Tablett serviert werden soll oder ob jeder sein eigenes Tablett möchte. Wir entschieden uns für die gemeinsame Variante. Natürlich!
Als der Korb entfernt wurde, sahen wir unser Abendessen, angerichtet auf dem Tablett. Als Unterlage für die Speisen diente ein großee Eierkuchen ähnlich wie das Brotbesteck. Auf diesem sehr schmackhaften Teigteller waren dann verschiedene kleine Häufchen mit den jeweiligen Zutaten zu sehen. Was soll ich sagen? Ein Augenschmaus, farblich abgestimmt und wohl duftend.
Wir fingen an, mit unserer rechten Hand die Speisen aus dem Silbertablett herauszuholen und zu essen. Ein Feuerwerk aus Geschmack, wir kamen aus dem Loben nicht mehr raus. Hast Du das schon probiert, fragte mich meine Begleitung. Es war, als ob wir auf einer Erkundungsreise auf dem Tablett waren und es gab immer wieder Neues zu entdecken. Selten so gut gegessen. Nichts, was man so in sich hineinschlingen kann, sondern genau das Richtige für einen unterhaltsamen Abend, der auch gerne mal ein paar Stunden gehen kann. Ein wenig so, als hättest du einen reichhaltigen Tapas-Teller vor dir. Zum Abschluss haben wir noch einen deliziösen Honigwein getrunken. Auch sehr gut als Absacker.
Die Preise? Wir hatten zu zweit einen reich gedeckten Tisch und haben dazu auch dezent getrunken. Unter 60 Euro – inklusive Trinkgeld. Für das was wir geboten bekommen haben ein unschlagbarer Preis. Ich hoffe sehr, dass diese Bereicherung für den Wedding lange diesen tollen Standard hält und dem Soldiner Kiez erhalten bleibt. Weiter so! Viel Erfolg für das Lalibela. Mich habt ihr überzeugt.
Text: Benjamin Weißstern
Soldiner Str. 41, tgl. 12–23 Uhr