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Ein Feuerwerk des Geschmacks:
Lalibela: Äthiopisches Restaurant im Wedding

7. Oktober 2022

Unser Gast­au­tor Ben­ja­min Weiß­stern wur­de spon­tan zu einem Abend­essen im neu­en Lali­be­la-Tas­te of Ethio­pia ein­ge­la­den. Wie er es fand? Das Essen ist ein Feu­er­werk an Geschmack, das Lokal ein­ma­lig ein­ge­rich­tet. Dazu fällt das auf­merk­sa­me Per­so­nal auf, das sich stän­dig erkun­digt, ob alles zum Wohl­ge­fal­len ist. Wer auch immer sich das Kon­zept aus­ge­dacht hat, hat einen Voll­tref­fer gelandet.

Sams­tag Abend, mei­ne gute Freun­din Wieb­ke kommt zu mir in die Fahr­rad Ser­vice Sta­ti­on Plöt­zen­see. Ihr Schutz­blech war gebro­chen und sie brauch­te einen neu­en Sat­tel. Ich hat­te ein pas­sen­des gebrauch­tes Schutz­blech da und habe es ihr sofort mon­tiert. Ein Freund­schafts­dienst, für den ich kei­ne Ent­loh­nung woll­te. Und doch bekam ich eine. Wieb­ke hat mich spon­tan in das neu eröff­ne­te „Lali­be­la“ eingeladen. 

Bereits die Ankunft war ein Aha-Erleb­nis. Die Fas­sa­de ganz toll mit äthio­pi­schen Moti­ven gestal­tet, drau­ßen anspre­chen­de Tische. Lei­der bereits zu kalt, um drau­ßen zu sit­zen – trotz ange­bo­te­ner Decken. Also rein in die Loka­li­tät. Der ers­te Ein­druck war über­wäl­ti­gend: alles sehr lie­be­voll gestal­tet, die Wän­de mit Erd­far­ben bemalt. Auf allen Tischen waren so eine Art Hut­kör­be. Wozu die die­nen, soll­ten wir spä­ter noch erfahren.

Das Per­so­nal, in tra­di­tio­nel­len äthio­pi­schen Gewän­dern, sehr schön anzu­schau­en und vor allem äußerst zuvor­kom­mend und immer mit einem Lächeln im Gesicht und dem unaus­ge­spro­che­nen Ver­spre­chen, heu­te hier gut bedient zu werden.

Wir bekom­men die Spei­se­kar­te. Wow! Die Kar­te besteht aus zwei Holz­kar­ten, dar­in sehr auf­wen­dig gestal­te­te Spei­se­lis­ten, die auch mit den Ess­ge­wohn­hei­ten in Äthio­pi­en ver­traut machen. Anstel­le von Besteck gibt es ein Stück Teig­fla­den, ein wenig ver­gleich­bar mit Eier­ku­chen. Davon rei­ße man sich ein Stück ab und benut­ze die­se nun mit der rech­ten Hand, um die Spei­sen nun aus einem gro­ßen Tablett raus­zu­ho­len. Wer möch­te, kann aber auch Besteck bekom­men, aber nein, lasst es sein, so zu essen ist echt ein Erleb­nis. Das erin­nert mich ein wenig an die Spei­sung bei mei­ner Oma in der Tür­kei. Auch dort gab es man­che Spei­sen, wel­che man aus­schließ­lich mit einem Stück Brot aus der noch hei­ßen Pfan­ne raus­ge­wischt hat.

Die Spei­se­kar­te ist außer­dem eine gra­fi­sche Meis­ter­leis­tung, eben­falls in Erd­far­ben gehal­ten. Auf der lin­ken Sei­te wer­den die ver­schie­de­nen Spei­sen beschrie­ben, wäh­rend auf der rech­ten Sei­te ein klei­ner äthio­pi­scher Sprach­kurs gege­ben wird. Nütz­li­ches wie: dan­ke, ich ver­ste­he nicht, kön­nen Sie das noch­mal wie­der­ho­len, mein Name ist etc. Die Kar­te hat es mir so ange­tan, dass ich sie auch nach unse­rer Bestel­lung am Tisch hal­ten woll­te, um dar­in zu stö­bern. Natür­lich haben wir sofort ver­sucht, die paar äthio­pi­schen Rede­wen­dun­gen aus­zu­pro­bie­ren und was soll ich sagen, es war ein Ver­gnü­gen und hat die Zeit bis zur Essens­lie­fe­rung wun­der­bar überbrückt.

Mit den Spei­sen sel­ber war ich ein wenig über­for­dert zu ver­ste­hen, was ich da bestel­le. Was ich erfas­sen konn­te, waren die Zuta­ten: Grün­kohl, Lin­sen, Hühn­chen, Rind­fleisch und und und… Das Gemü­se wur­de zu cre­mi­gen Pas­ten ver­ar­bei­tet, die sich dann mit besag­tem Brot­be­steck sehr gut essen lie­ßen. Die Hühn­chen-Drum­sticks kamen als Gan­zes an.

Als das Essen zu uns an den Tisch gebracht wur­de, kamen dann die Kör­be ins Spiel. Das Essen wird auf einem gro­ßen sil­ber­nen Tablett ser­viert, das eben mit die­sen Kör­ben abge­deckt ist, damit es warm bleibt. Am Tisch wird dann der Korb ent­fernt und das Essen prä­sen­tiert sich äußerst vor­teil­haft. Wenn es nur halb so gut schmeckt wie es aus­sieht, wird das ein gelun­ge­ner Abend. Wir wur­den vor­her gefragt, ob wir gemein­sam essen wol­len oder getrennt. Zunächst dach­te ich, das bezieht sich auf die Rech­nung, aber weit gefehlt, es bezog sich dar­auf, ob unser Essen auf einem gemein­sa­men sil­ber­nen Tablett ser­viert wer­den soll oder ob jeder sein eige­nes Tablett möch­te. Wir ent­schie­den uns für die gemein­sa­me Vari­an­te. Natürlich!

Als der Korb ent­fernt wur­de, sahen wir unser Abend­essen, ange­rich­tet auf dem Tablett. Als Unter­la­ge für die Spei­sen dien­te ein gro­ßee Eier­ku­chen ähn­lich wie das Brot­be­steck. Auf die­sem sehr schmack­haf­ten Teig­tel­ler waren dann ver­schie­de­ne klei­ne Häuf­chen mit den jewei­li­gen Zuta­ten zu sehen. Was soll ich sagen? Ein Augen­schmaus, farb­lich abge­stimmt und wohl duftend.

Team des Lali­be­la (Foto: Alex Abebe)

Wir fin­gen an, mit unse­rer rech­ten Hand die Spei­sen aus dem Sil­ber­ta­blett her­aus­zu­ho­len und zu essen. Ein Feu­er­werk aus Geschmack, wir kamen aus dem Loben nicht mehr raus. Hast Du das schon pro­biert, frag­te mich mei­ne Beglei­tung. Es war, als ob wir auf einer Erkun­dungs­rei­se auf dem Tablett waren und es gab immer wie­der Neu­es zu ent­de­cken. Sel­ten so gut geges­sen. Nichts, was man so in sich hin­ein­schlin­gen kann, son­dern genau das Rich­ti­ge für einen unter­halt­sa­men Abend, der auch ger­ne mal ein paar Stun­den gehen kann. Ein wenig so, als hät­test du einen reich­hal­ti­gen Tapas-Tel­ler vor dir. Zum Abschluss haben wir noch einen deli­ziö­sen Honig­wein getrun­ken. Auch sehr gut als Absacker.

Die Prei­se? Wir hat­ten zu zweit einen reich gedeck­ten Tisch und haben dazu auch dezent getrun­ken. Unter 60 Euro – inklu­si­ve Trink­geld. Für das was wir gebo­ten bekom­men haben ein unschlag­ba­rer Preis. Ich hof­fe sehr, dass die­se Berei­che­rung für den Wed­ding lan­ge die­sen tol­len Stan­dard hält und dem Sol­di­ner Kiez erhal­ten bleibt. Wei­ter so! Viel Erfolg für das Lali­be­la. Mich habt ihr überzeugt. 

Text: Ben­ja­min Weißstern

Lali­be­la Wed­ding,

Sol­di­ner Str. 41, tgl. 12–23 Uhr

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