Bei einem Rundgang zum Saisonstart im Strandbad Plötzensee was es nur eine Idee, eine Nebenbemerkung in einem Gespräch über Ticketpreise und Badebetrieb. Am Wochenende ist das Metamorphosium auf den Gelände am Nordufer 26 nun bereits eröffnet worden. Am 17. und 18. September gab es Führungen. In dem neu entstandenen Biotop können kleine und große Besucher:innen die Vielfalt der Arten entdecken.
Arten gibt es viele im Metamorphosium, Olivier Putzbach nannte bei der Führung am Samstag (17.9.) viele Namen, die hier bereits heimisch sind. Kleiner Feuerfalter, Admiral, blauflüglige Ödlandschrecke, große Pechlibelle, Wiesengrashüfer, Holzwespe, Zauneidechse, sogar ein Eisvogel schaute schon vorbei. „Wir wollen mit dem Metamorphosium die Artenvielfalt vor der eigenen Hautür sichtbar machen“, sagt Olivier Putzbach. „Denn man kann nur schützen, was man auch kennt“, ergänzt er. Auf einem Wiesenstück unweit des Strands hat er mit einem Team von Etomologen, Biologen, Botanikern und Artenschützern in den vergangenen sechs Monaten den Lebensraum kartiert und so verbessert, dass sich immer mehr Arten ansiedeln.
Strukturreichtum für mehr Artenvielfalt
Mit Holz, Sand, Wasser und Steinen hat das Team eine strukturreichen Bereich im Strandbad geschaffen. Es gibt zum Beispiel einen Heckenweg mit Obstbäumen wie Apfel, Birne, Schlehe und Birne. An den Menschen denkt das Team bei der Pflanzung allerdings nicht. „Das ist ein Naschgarten für Raupen“, sagt Olivier Putzbach. Auch im kleinen Gewächshaus, das er liebevoll „Raupenklappe“ nennt, wachsen die Pflanzen nicht zum Ernten. Olivier zeigt ein paar Raupen und sagt: „Wenn alles gut geht und die im Frühjahr aufwachen, fressen die den ganzen Baum ab“. Anders als im regulären Garten ist das keine Negativvorstellung für ihn, sondern gewollt. Alles im Metamorphosium dient der Erhöhung der Artenvielfalt. „Klar darf ein Mensch auch mal in einen der Äpfel beißen – aber bitte dann den Rest auf den Boden werfen! Dann haben auch die Tiere etwas davon“, erklärt Olivier seine für einige Teilnehmer:innen in dieser Radikalität sicherlich ungewohnte Art, die Dinge zu betrachten.
Zu Gast bei Falter, schrecke und Eidechse
Ganz normale Großstadtmenschen brauchen auch erstmal einen Moment, um all die kleinen Wunder zu sehen, auf die Olivier Putzbach zeigt. Aber ja, der hat recht: auf der Heuschreckenwiese tummeln sich unzählige verschiedene Schrecken, es hüft und springt überall. Im Tal der Falter war es am Samstag eher ruhig, weil die Sonne sich schon dem Untergang zuneigte. Scheint die Sonne, so wurde bei der Führung versichtert, flattern sie durch die Gegend. Kleine Schilder stecken genau dort in der Erde, wo eine bestimmt Art entdeckt wurde, auch Falter sind dabei. Die Kinder in der Runde haben weniger Probleme, die kleinen Lebenwesen zu finden. Immer wieder bringen sie stolz eine Schrecke zur Bestimmung vorbei.
Nicht alles am Metamorphosium ist bereits fertig. Eine Feuchtwiese ist gerade im Entstehen, der Bereich für die Reptilien aus Holz, Sand, und Steinen ist auch noch nicht ganz fertig. Dafür ist der flache Teich bereits vollendet. Hier tummeln sich ebenfalls bereits viele tierische Besucher.
Ein Plädoyer für mehr Biodiversität
Mit dem Metamorphosium will das Team einen neuen Ansatz vermitteln, mit der Natur umzugehen. Ordentliche Kleingärten mit kurz gemähtem Rasen und preußisch beschnittenen Hecken sind Olivier Putzbach ebenso ein Graus wie die gängige Praxis in öffentlichen Grünflächen, alles zu stutzen und klein zu halten. „Was die Artenvielfalt angeht, ist es eigentlich schon fünf nach zwölf. Es muss dringend etwas getan werden und wir wollen zeigen, wie das geht“, hält er ein Plädoyer für mehr Biodiversität.
Strandbadbesucher:innen können sich das Biotop jederzeit ansehen. Man findet es, indem man den Strand über die große Steintreppe verlässt und dann schräg rechts über die Wiese geht. Führungen soll es künftig in der Woche für Schulen und Kitas geben. Am Wochenende sollen auch Erwachsene geführt werden können. Der genaue Tag ist aber noch nicht klar. Aktuelles will das Team über ein öffentliches Padlet im Internet oder übere die sozialen Kanäle des Strandbads bekanntgeben.