Besser spät als nie berichten wir auch einmal darüber – denn schon seit Januar ist das inzwischen 50 Jahre alte tip Magazin an der Müllerstraße im Wedding zu Hause. Zum Verlag gehört auch das englischsprachige Magazin EXBERLINER. In der Zwischenzeit haben wir der Redaktion schon einmal einen Besuch abstatten dürfen. Herzlich willkommen im wunderbaren Wedding!
Schon seit Anfang des Jahres firmiert die Tip Berlin Media Group GmbH in dem neuen Bürohaus in der Müllerstraße 12 direkt am U+S‑Bahnhof Wedding. Damit ist auch die Redaktion des Berliner Stadtmagazins “tip” in den Wedding gezogen, genauso wie die des englischsprachigen EXBERLINER.
Der tip feierte im Juni sein 50-jähriges Jubiläum, der EXBERLINER sein 20-jähriges. Die Auflagen beider Stadtmagazine bewegen sich derzeit in ähnlichen Größenordnungen. Die Druckauflage des tip lag noch im Jahr 2000 bei 100.000 Exemplaren, inzwischen ist sie nach Angaben der Informationsgemeinschaft zur Verbreitung von Werbeträgern (IWV) auf etwa 18.000 geschrumpft, verkauft werden davon etwa 13.000. Der EXBERLINER hat nach eigenen Angaben eine Auflage von etwa 15.000. Die Tip Berlin Media Group GmbH verdient ihr Geld inzwischen auch als Zulieferer von Content für andere Stadtzeitungen in Deutschland und diverse Medien im Internet, sie betreibt eine Food App über die Berliner Gastronomie und gibt zahlreiche Sonderhefte heraus, etwa im Auftrag der BVG oder für spezielle Zielgruppen wie Studenten und ‑innen in Berlin. Wer schon länger in Berlin lebt, für den ist der tip ein Begriff. Denn in den 1980er und 1990er Jahren waren entweder der tip und die zitty für alle, die am Berliner Kulturleben teilnehmen wollten, nahezu unerlässlich. Sie informierten mit großen Veranstaltungskalendern über die Veranstaltungen in der Stadt, zusätzlich boten sie einen riesigen Kleinanzeigenteil. Die zweiwöchentlich erscheinenden Stadtmagazine waren dick wie Taschenbücher. Nach dem Millenium ging ihre Bedeutung aber drastisch zurück: man informierte sich immer mehr im Internet und auch das Geschäft mit den Kleinanzeigen und das Werbegeschäft verlagerte sich zunehmend in die sozialen Medien. Die zitty hat inzwischen ihren Betrieb völlig aufgegeben, nachdem sie vorübergehend vom tip weitergeführt worden war. Beide Zeitungen hatten ihren Sitz zuletzt am Salzufer in der Nähe der TU Berlin, der tip residierte zuvor lange Zeit in der Potsdamer Straße unweit des Tagesspiegels. Darüber, ob die Adresse in der Müllerstraße im Vergleich dazu eher einen Imagegewinn oder ‑verlust darstellt, mag man so unterschiedlicher Meinung sein wie einst über die Frage, ob der tip oder die zitty das bessere Stadtmagazin ist. Auf jeden Fall aber hat sich die Anbindung der Redaktion an den öffentlichen Nahverkehr verbessert.
Das gilt natürlich auch für den EXBERLINER . Das “EX” im Namen steht dabei für “expatriat”, also “im Ausland lebend”, spielt aber auch an eine Bedeutung der Vorsilbe “Ex” im Deutschen an, denn das monatlich erscheinende Magazin musste seinen ursprünglichen Namen “Berliner” nach einem Namensstreit aufgeben. Die Zeitung wurde lange Zeit in einem Plattenbau in der Spandauer Vorstadt produziert. Ihr neuer Standort in der Müllerstraße lässt sich als Anzeichen dafür interpretieren, dass die englischsprachige Geschäftswelt der Chausseestraße mit ihren vielen IT-Firmen allmählich gen Norden dringt. Nicht nur in Cafés und Geschäften hört man jenseits von Bayer Healthcare (früher: Schering) inzwischen immer häufiger englische Satzfetzen, auch beispielsweise in Arztpraxen oder beim Physiotherapeuten ist Englisch bereits gängige Zweitsprache.
Autor: Christof Schaffelder
Dieser Text erschien zuerst in der Sanierungszeitschrift Ecke Müllerstraße Ausgabe 4/2022
Zum 50. Geburtstag endlich angekommen
Da musstest du, lieber tip, 50 Jahre alt werden, um endlich in dem Stadtteil heimisch zu werden, der schon seit bestimmt ebenfalls 50 Jahren im Kommen ist: im Wedding. Am Ende hast du alle deine Konkurrenten, sogar den Rivalen ZITTY, überlebt und dich schließlich in dein Schicksal gefügt: Ausgerechnet der Wedding, vorher von der Redaktion vermutlich eher milde als skurrile Randerscheinung belächelt, ist dein neues Domizil.
Die tip-Redaktion hat mit uns auch schon Kontakt aufgenommen und uns die Redaktionsräume gezeigt – mit direktem Blick auf den Bahnsteig des S‑Bahnhofs Wedding. Das pralle Leben, direkt vor der Tür, das heißt es jetzt zu entdecken und zu genießen.
Herzlich willkommen im wilden, aufregenden, zugleich unaufgeregten, ehemals viertcoolsten Kiez der Welt!
Joachim Faust
wenn wedding der 4.coolste kiez wäre…wer sind dann die 3 anderen coolsten kieze?
apropo kiez ist teil eines bezirkes…
Die anderen coolen Kieze sind nicht in Deutschland (Lissabon, Tokio, Lagos). Das ist so eine Liste eines Londoner Magazins, das immer wieder neu bewertet. Übrigens wählt das Magazin explizit Kieze, nicht Bezirke. Ich nehme mal an, denen ist die bürokratische Einsortierung von Ortsteilen, Planungsräumen, Bezirksregionen usw. ein wenig egal. Das kann man sicher nachvollziehen, wenn man mal selbst auf Städte in anderen Ländern schaut… Die wollen einfach nur sagen: da ist es besonders cool.
Hier geht es übrigens um die besagte Außensicht auf den Wedding: https://www.tagesspiegel.de/berlin/der-wedding-ist-der-viertcoolste-kiez-weltweit-4102573.html
Cool das ihr das noch gefundenen habt hatte damals das Coverfoto gemacht und sitze nun seit 2014 auch im Wedding.
Muss wohl Schicksal sein ? Viele Grüße Harry Schnitger
Na, dann sind wir alle am Ende im Wedding gelandet 🙂 – zum Glück!
echt? gibts den tip noch? ‘ich dachte, der wäre schon längst “gegangen”.… smile.