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Verkehrswende-Projekte fast fertig:
Poller oder nicht: Neue Radstreifen im Wedding

3. September 2022
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Auf einem klei­nen Teil­stück der Mül­lerstra­ße sind die neu­en Rad­strei­fen fer­tig, auch wenn Pol­ler am Anfang ganz und jetzt nur teil­wei­se feh­len. Für das wich­ti­ge Teil­stück zwi­schen See­stra­ße und Leo­pold­platz ist noch kein Rad­weg in Sicht. An der Amru­mer Stra­ße kommt man eben­falls vor­an, doch hier sehen die Pla­nun­gen ein wenig anders aus.

Foto: Katha­ri­na Fischer

Die Bau­ar­bei­ten für den Rad­strei­fen Mül­lerstra­ße hin­ken hin­ter dem Zeit­plan hin­ter­her. Nach den Mel­dun­gen des Bezirks von Ende Juni soll­ten sie im Juli eigent­lich abge­schlos­sen sein. Mit­te August wur­de auf der Ost­sei­te der Mül­lerstra­ße aber immer noch gebaut: Offen­bar sind die Kapa­zi­tä­ten der Bau­wirt­schaft in die­sem Som­mer über­las­tet. Es fehl­ten am Anfang noch die Pol­ler, die den Rad­strei­fen vom KFZ-Ver­kehr abschir­men und so zum “geschütz­ten Rad­strei­fen” machen sol­len. Von ihnen waren nicht alle lie­fer­bar und feh­len auch bei ande­ren ähn­li­chen Pro­jek­ten in der Stadt. 

Anfangs muss­te man daher recht häu­fig beob­ach­ten, wie Autos direkt auf dem Rad­strei­fen hiel­ten. Die Geschäf­te der Mül­lerstra­ße wol­len ja belie­fert wer­den und manch ein Kun­de will viel­leicht “nur kurz mal was abho­len”. Inzwi­schen sieht man, dass pro­fes­sio­nel­le Kraft­fah­rer lie­ber auf der Fahr­bahn in zwei­ter Rei­he ste­hen blei­ben. Das ist zwar auch ver­bo­ten und kos­tet genau­so wie das Hal­ten oder Par­ken auf dem Rad­strei­fen ein Ord­nungs­geld von zwi­schen 55 und 100 Euro. Wer aber mit sei­nem KFZ auf dem Rad­strei­fen hält, ris­kiert zusätz­lich noch einen Punkt in Flens­burg, weil er den Ver­kehr behin­dert und Rad­fah­ren­de gefähr­det. Wenn der Ver­kehr auf der Fahr­bahn an den in zwei­ter Rei­he Par­ken­den flüs­sig vor­bei­kommt, droht im Gegen­satz dazu kein Ein­trag im bun­des­wei­ten Fahr­eig­nungs-Regis­ter. Und weil bei acht Punk­ten der Füh­rer­schein eine Zeit lang weg ist, sind Berufs­kraft­fah­rer und ‑innen in die­ser Hin­sicht beson­ders sen­si­bel. Auch vor der Ein­rich­tung des Rad­strei­fens haben Lie­fe­ran­ten in der Mül­lerstra­ße übri­gens häu­fig in zwei­ter Rei­he gehal­ten, in die­ser Hin­sicht ist also eigent­lich alles beim Alten geblieben. 

Foto: twitter.com/blumenrad

Offi­zi­ell sind die Auf­stell­flä­chen für den Lie­fer­ver­kehr genau­so wie die Behin­der­ten­park­plät­ze und die Taxi­hal­te­punk­te in die Trift- und Burg­s­dorf­stra­ße auf der west­li­chen und die Anton- und Schul­stra­ße auf der öst­li­chen Sei­te der Mül­lerstra­ße ver­legt wor­den. Durch die neue Park­raum­be­wirt­schaf­tung besteht sogar die Chan­ce, dass die­se Son­der­be­rei­che manch­mal auch tat­säch­lich frei­ge­hal­ten wer­den. Denn der Über­wa­chungs­druck steigt hier natür­lich, weil die neu­en Park­zo­nen regel­mä­ßig vom Ord­nungs­amt Mit­te kon­trol­liert werden. 

Mög­li­cher­wei­se hilft ja auch die Beob­ach­tung der rea­len Ver­hält­nis­se an den neu­en Rad­strei­fen den Ver­kehrs­pla­nern und ‑innen bei der schwie­ri­gen Fra­ge, wie der Rad­strei­fen auf dem letz­ten Abschnitt der Mül­lerstra­ße ohne Rad­weg zwi­schen Schul- und See­stra­ße geführt wer­den könn­te. Hier gibt es zwei lan­ge Abschnit­te mit hohem Besatz an Geschäf­ten, aber ohne Ein­mün­dun­gen von Sei­ten­stra­ßen, in denen hilfs­wei­se Lade­zo­nen ein­ge­rich­tet wer­den könn­ten. Man müss­te hier ver­mut­lich zumin­dest stel­len­wei­se die Fahr­bah­nen für die Kraft­fahr­zeu­ge auf nur eine pro Rich­tung redu­zie­ren – oder den begrün­ten Mit­tel­strei­fen auf­ge­ben, wozu man aber die Sanie­rung der U‑Bahn-Tun­nel durch die BVG abwar­ten müss­te. Extrem pro­ble­ma­tisch ist zudem die Situa­ti­on vor der Kreu­zung mit der See­stra­ße. Hier müs­sen einer­seits die Fahr­bah­nen der KFZ für den Abbie­ge­ver­kehr auf­ge­fä­chert wer­den, ande­rer­seits beschrän­ken die Ein­gän­ge des U‑Bahnhofs See­stra­ße die Mög­lich­kei­ten der Ver­kehrs­füh­rung. Eine pla­ne­ri­sche Lösung mit einem aus­rei­chend brei­ten Rad­strei­fen ist hier noch nicht gefunden. 

Das Pro­blem drängt aber: Die zen­tra­le Ein­kaufs­stra­ße des Orts­teils Wed­ding gerät ohne eine Anbin­dung an das Rad­netz der Stadt näm­lich auch wirt­schaft­lich zuneh­mend ins Hintertreffen.

Andere Situation an der Amrumer Straße

Eigent­lich soll­te die Maß­nah­me schon im Juli abge­schlos­sen sein. Aber Mit­te August wur­de immer noch gebaut in der Amru­mer Stra­ße. Dort war die west­li­che Fahr­bahn in Rich­tung Luxem­bur­ger Stra­ße noch teil­wei­se gesperrt, weil sie punk­tu­ell mit einer neu­en Asphalt­de­cke ver­se­hen wur­de. “Der Bezirk Mit­te baut noch im Juni 2022 beid­sei­tig neue Rad­ver­kehrs­an­la­gen mit einer Gesamt­län­ge von mehr als 1000 Metern in der Amru­mer Stra­ße zwi­schen Föh­rer Stra­ße und See­stra­ße”, so hat­te es in einer Pres­se­er­klä­rung vom 15. Juni gehei­ßen. “In Zukunft fah­ren Rad­fah­ren­de in Nord­rich­tung auf einem Rad­fahr­strei­fen mit Sicher­heits­trenn­strei­fen zu den par­ken­den Kfz und in Rich­tung Süden sicher auf einem geschütz­ten Rad­fahr­strei­fen.” An den Bus­hal­te­stel­len wer­de, so heißt es wei­ter, der nur alle 20 Minu­ten ver­keh­ren­de Bus der Linie 221 die Rad­fahr­strei­fen kurz­zei­tig unter­bre­chen oder que­ren müs­sen. Bei­de Rad­fahr­strei­fen ent­sprä­chen mit einer nutz­ba­ren Brei­te von 2,30 Metern inner­halb der mar­kier­ten Lini­en den Vor­ga­ben des Rad­ver­kehrs­plans an Rad­ver­kehrs­an­la­gen im Ergän­zungs­netz. Die Maß­nah­me ver­bes­sert die Nord-Süd-Rad­ver­kehrs­be­zie­hung von Rei­ni­cken­dorf, dem Kurt-Schu­ma­cher-Platz, dem Afri­ka­ni­schen Vier­tel und den Reh­ber­gen mit dem Nord­ufer, Moa­bit und Alt-Mit­te sowie dem Haupt­bahn­hof. Davon pro­fi­tie­ren ins­be­son­de­re die Mit­ar­bei­ter und ‑innen des Virch­ow-Kli­ni­kums sowie die Besu­cher und ‑innen des Kran­ken­hau­ses. Kri­ti­ker aus der Nach­bar­schaft hal­ten jedoch auch die Ein­füh­rung eines geschütz­ten Rad­strei­fens ent­lang der öst­li­chen Fahr­bahn in Rich­tung See­stra­ße für mach­bar. Dafür müss­ten zwar die Park­plät­ze auch am öst­li­chen Stra­ßen­rand wei­chen, die Amru­mer Stra­ße ver­fügt aber über Park­raum auf dem Mit­tel­strei­fen, der den Bedarf der Anwoh­ner und ‑innen decken könn­te. Aller­dings hält die infra­Ve­lo GmbH, die den Rad­strei­fen geplant hat, einen durch Pol­ler geschütz­ten Strei­fen auf der öst­li­chen Sei­te nicht für sinn­voll, weil hier zu vie­le Ein­fahr­ten frei­ge­hal­ten wer­den müss­ten. Ent­lang der Mau­er des Virch­ow auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te dage­gen gibt es kei­ne Ein- fahr­ten. Der tat­säch­li­che Bedarf an Park­raum im Gebiet rund um die Kli­nik hängt davon ab, wie groß die Bereit­schaft der Besu­cher und ‑innen des Virch­ow-Kli­ni­kums ist, nach Ein­füh­rung der Park­raum­be­wirt­schaf­tung zwei Euro Park­ge­büh­ren pro Stun­de für Park­plät­ze zu ent­rich­ten. Im Park­haus der Kli­nik wird bis­her nur ein Euro pro Stun­de fällig.

Die öst­li­che Sei­te mit par­ken­den Autos rechts vom Radstreifen

Autor: Chris­tof Schaffelder

Die­se Tex­te erschie­nen in Form von zwei Arti­keln zuerst in der Sanie­rungs­zeit­schrift Ecke Mül­lerstra­ße Aus­ga­be 4/2022, hier leicht bear­bei­tet von der Weddingweiser-Redaktion. 

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

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  1. Rad­spur Amru­mer Stra­ße ist eine Fehlplanung
    In Fahrt­rich­tung See­stra­ße wur­de mit­tig, ein­ge­zwängt zwi­schen Park­strei­fen und Kfz-Fahr­strei­fen, ein her­kömm­li­cher Rad­strei­fen markiert.
    Der Park­strei­fen hät­te zu Guns­ten eines durch Pol­ler geschütz­ten Rad­fahr­strei­fen kom­plett ent­fal­len kön­nen. Der Weg­fall des Park­strei­fens wäre ein Schritt zur avi­sier­ten Redu­zie­rung des Park­rau­mes um 25%.
    Eine zügi­ge und siche­re Durch­fahrt für die Rad­fah­ren­den ist so nicht mög­lich, da der Ein- und aus­park­ver­kehr die Rad­fah­ren­den aus­bremst. Schlim­mer noch, wenn sie die­sem Ver­kehr aus­wei­chen und so in den flie­ßen­den Kfz-Ver­kehr geraten.

    Wenn unbe­dingt ein Kfz-Park­strei­fen ein­ge­rich­tet wer­den muss, dann muss Park­strei­fen und Rad­strei­fen ver­tauscht werden.
    So jeden­falls ist die mar­kier­te Ver­kehrs­füh­rung Murks und bevor­zugt wie­der ein­mal den Kfz-Verkehr.
    Auf der Fahr­bahn Rich­tung Föh­rer Stra­ße soll ein durch Pol­ler geschütz­ter Rad­fahr­strei­fen mar­kiert werden

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