Ich lernte die drei Gründerinnen des jungen internationalen Nacktkollektiv, die im Wedding beheimatet sind, kennen. Es ging im Interview um die für kommende Woche beginnenden Aktionen in den Werkhallen der Wiesenburg (Wiesenstraße 55).
Es sind Cristina (ViVi Black) aus Barcelona, die zurzeit auch Kunsttherapie studiert, Mariana Rodriguez Acebal, eine Illustratorin und Comicgestalterin und Jördis Hirsch, studierte Siebdruckerin und freischaffende Künstlerin im STATTLAB an der Drontheimer Straße im Soldiner Kiez. Wir sprachen zu viert über Feminismus heute und den künstlerischen Beitrag, den sie zusammen mit den etwa zehn weiteren mitwirkenden Künstlerinnen leisten.
Cristina und Mariana waren zuvor in einem Künstlerkollektiv, das sich kommerzialisiert hatte, harte Zeitvorgaben verfolgte und streng terminierte Arbeiten einforderte, dem beide nicht mehr so strikt genügen wollten, da sie auch andere Pflichten und Kunstprojekte im Sinn hatten, für die bekanntlich Muße, Zeit und Raum nötig sind, um etwas reifen zu lassen. Es waren Ausstellungen, die online angeboten wurden und zwingend erfolgreich sein mussten.
Da sich Jördis und Mariana von einem Paris-Aufenthalt kannten und Cristina und Mariana befreundet waren, schloss sich bald ein Kreis: So kamen sie zur gemeinsamen Gründung des Kollektivs. Ihr feministisches Manifest steht unter dem unten genannten Link der Werkhallen der Wiesenburg.
Im Jahr 2021 gründeten sie nun zu dritt dies Kollektiv und widmen sich der Echtheit, der Wahrheit und dem Ungeschönten, was mit dem Frausein zusammenhängt; sie begegnen sich dabei strikt authentisch, sich selbst gegenüber und untereinander gemeinsam. Und sie unterstützen sich, indem sie die Ausstellung gemeinsam planen und sich auch ausgleichen in ihren Beiträgen, was sehr wichtig sein kann, wenn mehrere Projekte gleichzeitig am Laufen gehalten werden wollen.
Das bemerkenswerte rote stempelartige Logo, das Cristina herstellte, und das sich mittig auf dem Poster zur Ausstellungsankündigung befindet, ist ein markantes Sinnbild. Es ist ein Kreis gefüllt mit Symbolen von Vulva und Phallus, um – wie Jördis Hirsch es beschreibt -, das erwünschte und angestrebte Miteinander politisch hervorzuheben.
Die Frauen des Nacktkollektiv schätzen es sehr, mit Künstlerinnen auch international verbunden zu sein, denn die vielen feministischen Perspektiven, die dadurch auf Frauenanliegen eingebracht sind, erweiteren die Einblicke und Einsichten in das, was Frauen heute erkämpfen möchten: Befreiung und Freiheit für ein Leben in Vielfalt und mit Kreativität. Einen Einblick in die Arbeiten der Künstlerinnen gibt ein umfangreiches bebildertes Portfolio. Mariana ist es, die die Vernetzung der interessierten internationalen Künstlerinnen fördert und deren Arbeiten auch druckt oder deren Bekanntschaften aus anderen Zusammenhängen zu stärken.
Aufgrund der Einladung des künstlerischen Leiters der Werkhallen in der Weddinger Wiesenburg, Thomas Henriksson, wird diese feministische Ausstellung mit vielen Performern zur Vernissage am 9. September und ebenso zur Finissage am 18. September mit Performances stattfinden.
Hier ist auch ein Lageplan, der den Weg auf dem Gelände der Wiesenburg zu den Werkhallen, deren Eingang direkt an der Panke liegt, zeigt.
Gespräch, Fotos und Text © Renate Straetling