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Weddingwoche #52: Jahresrückblick

29. Dezember 2013
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Was war 2013 los im Kiez? Ist der Wed­ding schon gekom­men? Ist er geblie­ben? Ver­än­dert hat sich jeden­falls eini­ges: Aus Poli­zis­ten wur­den Rap­per, aus Peer Stein­brück ein Wed­din­ger und aus C&A wur­de am Ende Bolu. Wir bli­cken zurück.

Ber­lin verliert

Ber­lin hat 2013 etwa 180.000 Ein­woh­ner ver­lo­ren, was nicht etwa an einer Abspal­tung Span­daus lag, son­dern an den wäh­rend einer Volks- und Erb­sen­zäh­lung ent­deck­ten Kar­tei­lei­chen. Wir kön­nen von Glück reden, dass Ber­lin sich noch Groß­stadt nen­nen darf. Dass trotz­dem ein paar Leu­te in die Stadt gezo­gen sein muss­ten, merk­te man auch 2013 wie­der an einem ziem­lich unent­spann­ten Woh­nungs­markt. Selbst im Wed­ding, der für poten­ti­el­le Zuzüg­ler bis vor weni­gen Jah­ren in etwa so attrak­tiv war wie eine zugi­ge Bahn­hofs­toi­let­te in Pjöng­jang, ist es inzwi­schen nicht mehr ganz so ein­fach, etwas so Exo­ti­sches wie eine bezahl­ba­re Woh­nung zu fin­den. Und für alle, die so ver­rück­te Ansprü­che wie Licht oder zwei­stel­li­ge Qua­drat­me­ter­zah­len haben, ist es bei­na­he unmöglich.

Der Platz der Her­zen und die Betonplatte

Das ver­wun­dert aber nicht, denn 2013 hat vie­les dazu bei­getra­gen, den Wed­ding auf­zu­wer­ten. Da wäre zum Bei­spiel das Herz des Wed­dings, der Platz der Her­zen: der Leo­pold­platz. Ein Typ vom Schla­ge eines Bob des Bau­meis­ters muss wie folgt gespro­chen haben: „So Leu­te, hier wur­de jetzt lan­ge genug rum­ge­bas­telt. 2013 wird der Leo fer­tig! Kön­nen wir das schaf­fen?“ Und die betei­lig­ten Fir­men müs­sen „Ja, wir schaf­fen das!“ aus­ge­ru­fen, die Hemds­är­mel hoch­ge­schla­gen und den Platz  zu Ende gebaut haben. So ist die rie­si­ge öffent­li­che Flä­che rund um die bei­den Naza­reth­kir­chen in klei­ne Zonen ein­ge­teilt wor­den, bei denen jede Pro­blem- oder Rand­grup­pe ein Stück vom Platz abbe­kom­men hat. Spiel­plät­ze laden zum Klet­tern und Her­um­tol­len ein, Beton­bän­ke zum Aus­ru­hen und Vollsprühen.

Dem Han­ne-Sobek-Platz flie­gen die Her­zen dage­gen nicht so leicht zu, denn im Grun­de ist er nur eine schnö­de Beton­plat­te, die den Bahn­hof Gesund­brun­nen abdeckt und ver­hin­dert, dass man beim Ver­las­sen eines Ein­kaufs­cen­ters nicht wie ein Lem­ming auf die Glei­se stürzt. Jetzt bekommt der Platz zwar eine Emp­fangs- und War­te­hal­le, doch da Bob am Leo beschäf­tigt und die Bau­plä­ne noch nicht fer­tig waren, stell­te man Anfang des Jah­res erst mal einen Bau­zaun auf, hin­ter dem wochen­lang nichts geschah. Spä­ter wur­de gebaut und man darf ver­hal­ten opti­mis­tisch sein, dass die Hal­le etwa zeit­gleich mit dem Stadt­schloss oder der ers­ten bemann­ten Mars­mis­si­on eröff­net wer­den wird, denn hier trägt ein Unter­neh­men die Ver­ant­wor­tung, das vor allem in Ber­lin für stö­rungs­freie Abläu­fe bekannt ist: die Deut­sche Bahn.

Wed­ding, U6y Thing

Apro­pos Bahn: Mas­siv auf­ge­wer­tet wur­de der Wed­ding auch dadurch, dass Stadt­tei­le wie Kreuz­berg und Tem­pel­hof nun wie­der mit der U6 erreich­bar sind. 17 Mona­te lang ging das nur unter Inkauf­nah­me eines Zwangs­bum­mels ent­lang der Fried­rich­stra­ße, um den Pen­del­zug zu errei­chen. Oder dür­fen am Ende Kreuz­ber­ger und Tem­pel­ho­fer jubeln, weil der Wed­ding für sie wie­der bes­ser zu errei­chen ist? Immer­hin wur­den 2013 wie­der etli­che neue Bars, Knei­pen und Restau­rants eröff­net: Der Cast­le Pub, das Oh! Cal­cut­ta, das Resot­to – Bier und Sup­pe, die Flop-Bar und ande­re mehr. Und der Wed­ding hat außer der Ess- und Trink- auch noch ande­re Kul­tur zu bie­ten. Sei­en es die Tanz- und Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen an der Ufer­stra­ße oder das Statt­bad in der Gericht­stra­ße – als Kul­tur­stand­ort sit­zen unse­re bei­den Orts­tei­le fest im Sat­tel. Nicht nur, dass sich der Abschnitt 36 seit die­sem Jahr als wohl ein­zi­ge Poli­zei­wa­che Deutsch­lands im Sprech­ge­sang übt, auch das Kul­tur­fes­ti­val Wed­ding­Moa­bit hat mit Dut­zen­den Ver­an­stal­tern und Pro­gramm­punk­ten gezeigt, dass die Durst­stre­cke durch die eins­ti­ge Kul­tur­wüs­te Wed­ding, in der schon die beim Fri­sör lie­gen­de Bin­go-BZ ein kul­tu­rel­les High­light war, längst vor­bei ist.

Grü­ner Wed­ding, roter Wedding

An eine Wüs­te erin­nert auch auf einer ehe­ma­li­gen Brach­flä­che in der Ruhe­platz­stra­ße nichts mehr. Die Flä­che wur­de im Som­mer von dem Gemein­schafts­gar­ten­pro­jekt “Him­mel­beet”, das ursprüng­lich das ver­öde­te Park­deck des Schil­ler­park­cen­ters erobern woll­te, in eine grü­ne Höl­le ver­wan­delt. Nach Wüs­te oder Step­pe sieht es da eher noch auf dem neu­en Abschnitt des Mau­er­parks aus, der seit die­sem Jahr auch einen Ein­gang auf der Gesund­brun­nen-Sei­te hat. Zur Begrü­nung des Stadt haben die­ses Jahr auch die vie­len Wahl­pla­ka­te der Grü­nen bei­getra­gen. Trotz sei­nes beherz­ten Wahl­kamp­fes gelang es deren Direkt­kan­di­da­ten Özcan Mut­lu nicht, die SPD vom Sockel zu sto­ßen. Wahl­for­scher dür­fen ora­keln, ob es damit zu tun hat­te, dass Peer Stein­brück neu­er­dings im Wed­ding wohnt, und war­um die stärks­te Par­tei im Wed­ding die Nicht­wäh­ler-Par­tei gewor­den wäre, wenn es die­se NWP denn wirk­lich gäbe.

Man steigt nie in die glei­che U6

Sowas wie Nicht­wäh­len pas­siert manch­mal ja auch ein­fach wegen einer gewis­sen Bil­dungs- und Bücher­fer­ne. Da ist es eine gute Nach­richt, dass neben dem in die­sem Jahr völ­lig sei­ner Funk­tio­nen beraub­ten Hoch­haus­turm des Rat­hau­ses Wed­ding die Bau­ar­bei­ten für eine neue Biblio­thek begon­nen haben. Zumin­dest auf den Com­pu­ter­gra­fi­ken der Archi­tek­ten wird hier ein gol­den schim­mern­des Juwel vor die Brand­wand eines Alt­baus gestellt. Aber Vor­sicht, die neue, eben erst fer­tig­ge­stell­te Mül­ler­hal­le hat gezeigt, wie das rea­le Gebäu­de im Unter­schied zu den zuvor gezeig­ten Ent­wür­fen deut­lich höher, dunk­ler und mit weni­ger Fens­tern ver­se­hen sein kann. Es kann am Ende sogar so anders aus­se­hen, dass sich Unmut bei den Anwoh­nern regt. War sonst noch was? Ach ja, die BOLU-Filia­le zog in der Mül­lerstra­ße dort­hin, wo frü­her ein­mal der C&A war. Schon die alten Grie­chen wuss­ten, man steigt nie ein zwei­tes Mal in die glei­che U6. Es bleibt eben nichts, wie es war. Schon gar nicht im Wed­ding, der sich stän­dig ver­än­dert. Auch 2013 war er viel­leicht nicht der schöns­te, klügs­te und reichs­te Stadt­teil Ber­lins, dafür aber der span­nends­te. Das Jahr geht, der Wed­ding bleibt. Hoş Gel­di­niz 2014!

Autoren: Ingo Schar­mann, Joa­chim Faust

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  1. Apro­pos Wahl­pla­ka­te der Grü­nen: In vie­len Stra­ßen (Spren­gelstra­ße, Samo­a­stra­ße, Torf­stra­ße, Lyn­ar­stra­ße, Kiautschou­stra­ße usw.) hän­gen die immer noch rum – drei Mona­te nach der Wahl! Für eine Par­tei, die sich eine “sau­be­re Umwelt” ins Wahl­pro­gramm schreibt, ist das eine ziem­lich schwa­che Nummer.

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