Wie entspannend und erfrischend dieser sehr leicht verregnete Nachmittag zwischen den bisherigen extrem heißen Sommertagen mit dem Event „Japanischer Sommer im ElisaBeet“ doch war!
Der Verein Soldiner Kiez e.V. hatte eingeladen im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Schöne Kiezmomente“, Diana Schaal moderierte.
An den großen Yoga-Plattformen im ElisaBeet an der Wollankstraße wurde von Chihoco Yanagi sowohl traditioneller Tanz als auch eine Teezeremonie gegeben. Etwa 60 Personen, lässig auch mit gut gelaunten Hunden und fröhlichen Kindern, waren in der Stille des Tages anwesend und saßen im Zelt und wandelten. Es gab eine große Schautafel mit Bildern zur Teezeremonie, eine kleine Ausstellung der Keramikerin Jeanine Fornacon, die ihre Teeschalen, die sie selbst herstellt, präsentierte und auch ihre Kurse anbot.
Diana Schaal stellte diese Veranstaltung der „Schönen Kiezmomente“ vor und leitete die Darbietungen ein mit erklärenden Worten zu diesen für uns oftmals noch immer exotisch wirkenden Kulturrituale. Frau Yanagi, aus einer japanischen Stadt stammend, die die Tradition des Kimono pflegt, führte drei Tänze vor, wie sie von Geishas getanzt werden. So zum Beispiel ein Tanz zur sanften Musik, die einen Streit um ein Schwert erzählt.
Im Anschluss an diese Tänze mit sanfter japanischer Musik wurde die Teezeremonie historisch erklärt und um Stille gebeten. Das Meditative der Teezubereitung wurden erbeten. Chihoco Yanagi als Teemeisterin servierte Matcha an die zwanzig geduldig wartenden Besucher. Nach dem Ritual Wabi-cha des Zen-Mönch Sen no Rikyu (16. Jh) wurde dies Ritual ausgeführt, demnach Tee und Zen als eins betrachtet werden und womit sich die höfische Zeremonie auch dem Volk öffnete. Rikyu war der Begründer einer der drei Tee-Traditionen, genauer der Urasenke-Linie des Cha-dō, das bis heute besteht.
Währenddessen trugen für die Wartenden und für diejenigen, die bereits das Tee-Ritual absolviert hatten, Thomas Kilian und Renate Straetling der Ruhe wegen etwas abgeschieden auf einer nahen Runde von Baumstämmen unter hohen Bäumen eine Lesung von Haiku vor. Haiku, die Kunst der Kurzlyrik folgt einer sehr alten japanischen Tradition, sind die kürzesten Gedichte der Welt, die dem Silbenschema 5−7−5 folgen.
Während Thomas Kilian vom Soldiner Kiez e.V., die sommerlichen Haiku der alten japanischen Haiku-Meister aus dem 16. bis 18. Jahrhundert vortrug, las Renate Straetling im Kontrast dazu ihre eigenen, modernen Sommer-Haiku vor.
Windräder kreisen / Vor Wolkendrama in Marmor / Leise Melodie
(Renate Straetling (1955 – )
Zum Abenddämmern / Der Bauch des Karpfens blinkte / Dort in den Schnellen.
Uejima Onitsura (1661 – 1738 )
Es war ein erholsamer Nachmittag im Soldiner Kiez!
Fotos und Text © Renate Straetling