Lebe, Lache, Liebe. Die Worte zieren die Wand im “GezBack”, das Gülden Gezerer gemeinsam mit ihrem Mann Mehmet in der Genter Straße 62 betreibt. Ursprünglich war das “Gez” eine Bäckerei, heute ist es jedoch eher ein Café mit separatem Raucherraum.
Ansteckendes Lachen
Sieben Jahre lang hatten Gezerers ihre Bäckerei in der Nazarethkirchstraße, doch dann wurden sie durch eine drastische Mieterhöhung und eine extrem kurze Kündigungsfrist zur Aufgabe gezwungen. Wir haben im Februar über die Schließung des kiezweit bekannten Ladens berichtet. Nun hat das Ehepaar im Nachbarkiez in der Genter Straße neu angefangen. “Ich hätte mich gerne noch von den Stammkunden im alten Kiez verabschiedet”, bedauert Gülden. Dennoch bereut sie den Neustart nicht, den sie und ihr Mann von Anfang an als neue Chance begriffen haben. “In dieser Gegend haben wir ein ganz anderes Publikum als Kunden”, berichtet Gülden, “vor allem wegen der vielen Ferienwohnungen”. Doch ihre eigentliche Arbeit sieht die lebenslustige Weddingerin, die schon seit 1980 in der Nähe der Müllerstraße wohnt, nicht im Verkauf von Backwaren und türkischem Essen. “Als gläubige Muslima verkaufe ich bewusst keinen Alkohol”, erzählt sie, “damit versuche ich den vielen trockenen Alkoholikern hier im Kiez zu helfen.” Diese finden nicht nur Brötchen und Kaffee im “Gez” vor, sondern vor allem jemanden, der ihnen zuhört. Auf einer Pinnwand kann man Kaffee oder Essen “spenden”, suspended coffee heißt diese Idee, bei der man im Voraus für etwas zahlt, das einer unbekannten Person später zugutekommt.
Ein großes Wohnzimmer
Gülden vereint Warmherzigkeit und Lebenslust. Auch den Gastraum hat sie mit viel Herz eingerichtet. Er sieht aus wie ein großes Wohnzimmer mit lauter niedrigen Sitzgruppen – “gemütlich halt und nicht wie ein elegantes Café”, so beschreibt Gülden es selbst. Ein Büchertauschregal, Gesellschaftsspiele, Sitzgelegenheiten, von denen man nicht so leicht wieder aufstehen möchte – hier soll man länger bleiben und sich wohlfühlen. “Ich helfe nicht unbedingt mit Geld”, erklärt Gülden, “ich bringe lieber Menschen zusammen. Hayata gülümse – lächle das Leben an – das ist mein Motto!” Weggeworfen wird am Ende des Tages nichts von den Brötchen, den Mantı oder dem Börek, lieber verschenken die Gezerers es vor Geschäftsschluss spontan an Kunden, die es ihrer Meinung nach gut brauchen können.
Und am nächsten Morgen geht es dann mit einem Lächeln weiter. Und das empfehlen sie auch ihren Kunden in großen Lettern über den Fenstern des Cafés: “Beginne jeden Tag mit einem Lächeln”…