Der Frühling hat gerade begonnen, die grüne Jahreszeit ist ganz offiziell da. Doch für Stadtgärtnerinnen wie Alfa Conradt ist immer Gartenzeit. Im Frühling bepflanzt sie ihre Baumscheibe, im Sommer wird vor allem gegossen. Den Herbst und Winter hat sie Zeit für Gartenträume, die Planung der nächsten Saison. Alfa Conradts eigene Baumscheibe in der Türkenstraße braucht langsam wieder Wasser – für die Pflanzen und für den Baum, eine amerikanische Linde. Doch damit ist das Hobby der engagierten Stadtgärtnerin nicht beendet, denn sie ist der Motor für viele Baumscheibengärten in der Gegend.
Alfa Cornradt ist 2003 in den Wedding gezogen. „Im Haus unten war eine Kneipe mit einer Baumscheibe davor, die war immer dreckig“, sagt Alfa Conradt. Es hat etwas gedauert bis die Frau genau aus diesem Umstand der Verwahrlosung ihre eigene kleine Mission entwickelte. „Ich möchte das Grau in Bunt verwandeln. Die grauen, tristen Flächen sollen verschwinden. Ich möchte den Bäumen etwas Gutes tun und wenn ich aus dem Haus trete, sollen da bepflanzte Baumscheiben sein“, sagt sie. Vor acht Jahren hat die Aktivistin mit einer Baumscheibe begonnen. Nach und nach hat sie mit ihrem Vorbild Menschen überzeugt, es ihr gleichzutun. Inzwischen gehen viele bepflanzte Baumscheiben in der Gegend auf ihre Initiative zurück: 17 Projekte gibt es derzeit. Vier sollen in der kommenden Saison dazukommen.
Doch das reicht Alfa Conradt lange nicht: „Es liegt mir so viel dran und es hätten inzwischen schon 50 Baumscheiben sein können! Man könnte es sich so schön machen“. Sie verweist darauf, dass die bepflanzten Baumscheiben auch ein Stück Lebensqualität in der der Stadt sind. Von Nachbarn aus dem Wedding bekommt sie oft positives Feedback. Alte Menschen, die vom Paul-Gerhardt-Stift aus spazieren gehen, gehen nach ihrer Beobachtung oft extra durch die Türkenstraße, weil diese so schön bepflanzt ist.
Auf die Baumscheibenprojekte, die mit ihrer Unterstützung entstanden, hat Alfa Conradt weiter ein Auge. Sie führt eine Liste, in der sie alles zu jeder Baumscheibe vermerkt. „Ein Mal im Quartal gehe ich rum und kontrolliere, ob alles passt“, sagt Alfa Conradt. Denn ihr ist es wichtig, dass die Hausgemeinschaften oder Einzelpersonen ihren Pflegeauftrag auch ernst nehmen und regelmäßig gießen. Auch schaut sie, ob die Schilder an den Bäumen hängen, die auf die Förderer hinweisen, die die Gärterinnen unterstützen. Denn Alfa Conradt stellt immer wieder Anträge und kann dann Material zur Verfügung stellen, einen Gartenschlauch oder Handschuhe zum Beispiel.
Die Baumscheiben, die Alfa Conradt initiiert hat, sind auch an den Holzschildchen zu erkennen, die den Baum kennzeichnen, das Alter nennen und ein Blatt abbilden. Darauf ist die Baumart vermerkt. „Ich finde es wichtig, das man weiß, was das für ein Baum ist. Denn jeder Baum braucht etwas anderes“, sagt die Baumscheibengärtnerin. Erst vor einem Jahr hat sie alle Schilder erneuert.
Ein Ziel hat Alfa Conradt erreicht. Denn wenn sie aus der Tür tritt, blühen dort Blumen. Auf ihrer Seite der Türkenstraße ist fast keine Baumscheibe unbepflanzt. Doch Alfa Conradt hofft, dass noch mehr Nachbarn Baumscheiben begrünen und unterstützt neue Projekte gern, hilft bei der Pflanzenauswahl und bei der nötigen Meldung beim Amt. Interessenten können sich per E‑Mail melden ([email protected]).
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung, der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Dominique Hensel. Wir danken dem RAZ-Verlag.
[…] oder sucht Kontakt zu Nachbar*Innen, die sich bereits eingehender damit beschäftigt haben, wie z.B. Alfa Conradt: https://weddingweiser.de/baumscheibengaertnern-mit-alfa/ […]