Ein großes Schraubglas oder eine Papiertüte genügt für den Klimaschutz. Zumindest für den Anfang. Hinein kommen gerettete Lebensmittel, Rezepte und Tipps zur Haltbarmachung. Damit ausgestattet werden sich die Mitarbeiterinnen von „restlos glücklich“ genau in einer Woche (31.3.) auf den Weg durchs Brunnenviertel machen. Am Stadtteilladen in der Swinemünder Straße 64 beginnt um 14 Uhr die erste Aktion des neuen Projektes der Lebensmittelaktivist:innen im Wedding.
Sie werden auf ihrer ersten Mission wohl kaum zu übersehen sein: Mit pinkfarbenen Schürzen wird das Team von „restlos glücklich“ im Brunnenviertel unterwegs sein, um auf sich und seine Ideen aufmerksam zu machen. „Klimafreundliches Zusammenleben im Brunnenviertel“ heißt das Projekt, das vom Quartiersmanagement Brunnenstraße gefördert wird. Klimafreundlich heißt hier Abkehr von Lebensmittelverschwendung. Jennik Schmitz und ihren Mitstreiter:innen geht es darum, die Wertschätzung von Lebensmitteln zu erhöhen. Denn Wegwerfen kommt für sie nicht infrage. Wie man das vermeidet, will das Projektteam dem Kiez ab sofort zeigen. Für den Anfang haben die Aktivist:innen mit den Lebensmitteltüten ein Geschenk an die Kiezbewohner:innen, die den Weg des Projektteams kreuzen.
Das neue Projekt startete Anfang Februar. Bis Ende 2022 haben Jennik Schmitz, die die Ansprechpartnerin für das Projekt ist, und ihr Team Zeit für insgesamt 25 Aktionen im Brunnenviertel. Bis dahin läuft die Förderung vom Quartiersmanagement Brunnenstraße. „Wir wollen gern Aktionen im öffentlichen Raum machen, zum Beispiel eine lange Tafel, an der gemeinsam gegessen wird“, sagt Jennik Schmitz. Auch kostenfreie Kochworkshops sind geplant. Die genauen Themen stehen noch nicht fest, vieles ist möglich: „Wir könnten Workshops zu gesunden Frühstück Babybrei-Herstellung, zu gesunden Snacks und vieles mehr anbieten“. Immer unter der Maßgabe, dass Lebensmittel einfach zu gut sind für die Abfalltonne. Damit das immer besser klappt, steht für den Verein „restlos glücklich“ die Bildungsarbeit im Fokus. Wer weiß, wie man Lebensmittel verwertet und haltbar macht, schmeißt wahrscheinlich weniger weg – so die Grundidee.
Nach dem Auftakt Ende März soll es viele weitere Aktionen in dem Kiez geben. Aber auch langfristige Ziele hat sich das „restlos glücklich“-Team für sein Projekt im Brunnenviertel gestellt. So soll sehr wahrscheinlich eine Sitz-Pflanz-Gelegenheit mit Hochbeeten unter freiem Himmel gebaut werden. Jennik Schmitz: „Dort können die Menschen zusammenkommen und gemeinsam essen. Damit wird gleichzeitig ein Stück öffentlicher Raum zurückerobert – auch das ist uns wichtig“. Auch der Bau einer mobilen Küche ist im Gespräch. Zum World Cleanup Day im September will das Projektteam außerdem eine Müllsammelaktion im Kiez organisieren.
Der Verein „restlos glücklich“ startete 2015 in Neukölln mit einem Restaurant, in dem mit dem mit geretteten Lebensmitteln gekocht wurde. Es war das erste Nonprofit-Restaurant Deutschlands. Drei Jahre später sattelte der Verein um auf Bildungsarbeit (das Restaurant gibt es heute nicht mehr). Seit 2019 führen die Lebensmittelretter:innen Bildungsprojekte in der ganzen Stadt durch, vor allem für Kita und Schulen gibt es Angebote. Der Verein ist unter anderem in Reinickendorf, in Treptow-Köpenick, in Neukölln und nun auch im Wedding aktiv. Kürzlich erschien das Kinderbuch „Essensretter auf großer Mission“, das sich ebenfalls mit Lebensmittelverschwendung beschäftigt.
Mehr Infos gibt es online und in den sozialen Medien (Instagram/Facebook/Twitter/Youtube).
Foto unten: Bei einem Workshop. Foto: Joris Felix/restlos glücklich
Klasse Aktion. Danke für euer Engagement.