Beinahe wie in einem Labyrinth fühlt man sich während eines Besuches bei Peter’s Art, dem Künstlerbedarfsgeschäft in der Gottschedstraße. Drei benachbarte Erdgeschoss-Wohnungen hat der Inhaber Peter nach und nach angemietet.
Das Durchstreifen der verschiedenen Räume lässt mich beinahe verwegen und abenteuerlich fühlen. Ist das hier ein Lager? Darf ich da rein? Kann ich diese Türe einfach öffnen? Spannend!
Doch das ist natürlich nicht das Beeindruckendste. Mir imponiert auch die Menge an Farben, an Tübchen, Näpfchen und Fläschchen, an Keilrahmen und Leinwänden, an Pinseln, so zart wie ein Büschel Marderhaare (gibt’s tatsächlich!) oder so massiv wie ein ganzer Katzenschwanz (gibt’s nicht).
Welche Mengen sich hier im Laden befinden, darüber wollen Aleksandra, die Tochter des Inhabers Peter, und Zbyszek, ein langjähriger Mitarbeiter, gar nicht erst spekulieren. Schließlich sei das nicht wirklich aussagekräftig. Viel wichtiger sei es, dass alle Produkte qualitativ hochwertig seien, betont Aleksandra. Dass das erfahrungsgemäß auch einen entsprechenden Preis mit sich bringt, bestätigt sie und ergänzt: „Wir haben aber auch günstigere Produkte im Sortiment, deren Qualität uns überzeugt hat.“
Ständig auf der Pirsch nach neuen Geheimtipps
Generell scheint die strenge Auswahl der angebotenen Produkte ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit zu sein. Einfach dieselben Produkte anzubieten wie alle anderen, das käme für sie nicht in Frage. „Ständige Recherche und offene Ohren sind wichtig“, meinen beide. Was kommt neu auf den Markt, welche Geheimtipps haben befreundete Künstler, was gibt es zu entdecken? „Haben wir etwas im Auge, testen wir und fachkundige Kunden das Produkt – und bei positivem Feedback kommt es in in den Laden“, erzählt Zbyszek.
Diese Philosophie führt zu einem spannenden Sortiment. Dazu gehören etwa die Pastellfarben einer betagten Amerikanerin, die diese nach streng geheimem Rezept selbst herstellt und die Peter’s Art direkt bei ihr einkauft. Der stolze Preis (über 80 € für zwölf Kreiden) verwundert dann schon beinahe nicht mehr.
Aber selbst mir, einer Hobby-Aquarellmalerin, können sie prompt geeignete Farben empfehlen, die preismäßig eher in meiner Liga liegen und dennoch hochwertig sind. Freizeit-Kreative finden hier also auch ihr Glück, auch wenn sie vermutlich gezielter suchen müssen, um Bezahlbares zu finden. Dafür steht das Peter’s‑Art-Team hinter all ihren Produkten und ihrer Auswahl, an der sie immer wieder feilen:
„Wir wollen nicht, dass der Markt uns sagt, was wir verkaufen sollen – wir wollen das verkaufen, was die Künstler, also unsere direkten Kunden, auch wirklich möchten und brauchen“, sind sich Aleksandra und Zbyszek einig.
Eine familiäre Atmosphäre
Seit 2006 gibt es Peter’s Art bereits, erzählt mir Aleksandra. Zuvor habe ihr Vater bereits 15 Jahre in einem Kreuzberger Künstlerbedarf gearbeitet, bis er beschlossen habe, sich selbstständig zu machen. Angefangen hat er mit einer angemieteten Wohnung, mit der Zeit kamen dann noch zwei weitere hinzu.
So begegnet man beim Durchqueren des Ladens auch mal den Nachbarn im Hausflur, die ihren Briefkasten leeren. Insgesamt herrscht hier sowieso eine sehr entspannte, familiäre Atmosphäre. Die Mitarbeiter haben ihre Schreibtische in den verschiedenen Wohnungen/Verkaufsräumen verteilt – an dem von Zbyszek läuft dann auch gerne mal Heavy Metal als Hintergrundmusik zum Aquarellfarben shoppen.
Doch mit dem Ladengeschäft hat es sich noch nicht: Zusätzlich zu Pinsel, Farbe und Co bietet Peter’s Art auch das Bespannen von Keilrahmen an. In einer Werkstatt auf dem Ex-Rotaprint-Gelände werkeln mehrere Mitarbeiter daran, Kundenwünsche umzusetzen. Ich darf mich einmal umschauen: Im großen Werkraum lagern Unmengen an Rahmenteilen in allerlei Größen. Es ist ziemlich ruhig, bis auf gelegentliches Klacken von Zangen und ein paar polnischen Wortfetzen. Vier Mitarbeiter sind im Raum, zwei davon lösen gerade die Klemmen eines Bildes, das vermutlich neu bespannt werden soll – sieht tricky aus, denke ich, und Zbyszek bestätigt meinen Gedanken.
Das Rundum-Sorglos-Paket für Künstlerinnen und Künstler
Angeschlossen an die Werkstatt ist ein Lager mit Leinwänden in allen möglich Variationen. „Früher haben Künstler ihre Rahmen meist selbst noch bespannt“, erzählt mir Zbyszek, als ich feststelle, dass mir der Rahmenbau wie ein unglaublicher Luxus vorkommt. „Heute haben dafür die wenigsten noch die nötige Ruhe, Zeit oder den Willen, sie wollen einfach nur malen, also bieten wir ihnen die Möglichkeit.“
Wer möchte, kann sich die eigens hergestellten Leinwände, aber auch alles andere aus dem Shop, selbst wenn es nur ein Näpfchen Farbe ist, im Berliner Raum liefern lassen. Dafür stehen mehrere Transporter bereit – wer rund um die Gottschedstraße wohnt, kennt sie vermutlich.
Dann frage ich aber doch noch, warum der Laden so versteckt platziert ist. Aleksandra antwortet: „Wir finden die Lage super. Wir haben Platz, unsere Kunden können mit dem Auto anreisen oder auch mit der Bahn – und der Wedding ist doch eigentlich sehr zentral in Berlin!“ Was gibt’s da noch hinzuzufügen?
Peter’s Art Künstlerbedarf
Gottschedstraße 26, 13357 Berlin
Mo-Fr 10:00 – 18:00 Uhr
Samstag 10:00 – 13:00 Uhr
Lager: Samstag geschlossen
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