Als ich klein war, saß ich oft ganz weit oben in den Baumkronen. Es fühlte sich gut an, in der Luft zu hängen und das Blau des Himmels über sich zu haben. Den Wolken zuzuschauen, wie sie sich langsam fortbewegten und fast (!) die Oberseite der Dächer zu sehen. Mein Bruder hingegen klammerte sich an den Baum und rief ängstlich zu mir hoch, ich solle gefälligst wieder runterkommen (Ich erfuhr erst Jahre später, dass er Höhenangst hatte. Das erklärte so einiges.)
Wenn ich also an Frieden denke, dann stelle ich mir wieder die weißen Wolken am Himmel vor und das Gefühl, losgelöst von allen irdischen Problemen zu sein. Ich denke an Natur, an Wärme und vielleicht an eine kühle Limo bei 30 Grad Hitze. Genau das hat mir das Himmelbeet in der Ruheplatzstraße 12 gegeben.
Das Himmelbeet in der Ruheplatzstraße 12 ist ein 1700 m² großer Gemeinschaftsgarten. Das Prinzip sieht vor, dass sich Menschen ohne Balkon oder eigenem Garten ein kleines Beet mieten. 30 Beete sind an soziale Initiativen und Träger vergeben. Gleichzeitig treten alle Gärtner*innen in Kontakt zu ihren Mitmenschen und tauschen sich aus. Wer Interesse an Pflanzenarten hat, sich über die Klimakrise informieren möchte und Fragen zur Nachhaltigkeit hat, kann zu Förderprojekten gehen und sich weiterbilden. Und auch sonst bietet das Himmelsbeet viele Workshops für Menschen jeden Alters.
In dem Gartencafé, einem kleinen Haus bestehend aus Paletten, Lehm, und vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit, kann man sich an heißen Sommertagen eine Abkühlung holen.
Im Reinen mit sich und der Umgebung
Der Gemeinschaftsgarten wurde im Sommer 2012 gegründet. Die Idee war anfangs, auf einer Dachterrasse die Beete anzubauen. Daher stammt auch der Name: Himmelbeet. Aufgrund von Brandschutzrichtlinien musste der Garten jedoch auf den Boden ziehen.
Auch ohne Dach ist der Name sehr zutreffend: Dieser Garten ist wahrlich wie der Himmel. Oder wie der Titel schon sagt: Wie Garten Eden. Garten Eden (Eden, übersetzt: Wonne, Lieblichkeit) ist ein religiöser Begriff und beschreibt den Ort, wo Adam und Eva vor dem Sündenfall lebten. Dieser Ort wird gleichgesetzt mit dem Paradies. Dort erfährt man den absoluten Frieden und ist im Reinen mit sich und seiner Umgebung.
Das Himmelbeet in Wedding kapselt sich durch seine Umzäunung perfekt von dem hektischen Leben der Großstadt ab. Kaum betritt man den Garten, findet man sich einer sehr ruhigen und friedvollen Atmosphäre wieder. Umgeben von dem Grün der Pflanzen und dem satten Gelb der Sonnenblumen spielen Kinder lachend Fange, während die Eltern und Großeltern im Schatten Limonade trinken. Zwischen den vielen Beeten befinden sich ab und zu Holzstühle, auf denen man sich niederlassen und mit Freunden über Gott und die Welt philosophieren kann. Jeder kann tun, was er gerne tut und sein, wie er ist. Der ideale Rückzugsort.
Möglicherweise wird das Himmelbeet nach Ende dieser Gartensaison am 31. Oktober schließen müssen. 2018 hat Amandla edufootball einen Vertrag mit dem Schul- und Sportamt geschlossen. Auf der aktuellen Gartenfläche soll ein sogenanntes „SafeHub“ gebaut werden. Trotz vieler Bemühungen ist noch keine Ersatzfläche für das Himmelbeet gefunden worden, eventuell verzögert sich das Bauprojekt aber um ein weiteres Jahr.
Das Mitnehmen von Wäscheklammern am Eingang zeigt an, wieviele Personen sich gerade im Himmelbeet befinden. So wird sichergestellt, dass sich wegen der Corona-Pandemie nicht zu viele Menschen an einen Ort begeben. Du bist also sicher und kannst dir in Ruhe alles anschauen.
Fotos/Text: Nethais Sandt
Ruheplatzstraße 12 (U Leopoldplatz)
Garten und Infohaus: Di- So 10 Uhr bis 22 Uhr
Café mit Küche: Di – Fr 11 Uhr bis 22 Uhr, ab 12 Uhr Speisen
Sa und So: 11 Uhr bis 22 Uhr (auch an Feiertagen und da vielleicht auch mal länger)
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Tja, das nennt man wohl “Vertreibung aus dem Paradies”. Wer war denn da die Schlange und wer hat denn da in den falschen Apfel gebissen? 😉